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Keine Macht den Drogen - No DrugsLegale und gesellschaftlich akzeptierte Drogen (Kulturdrogen)

Bedeutung und Wirkungen von Alkohol (Ethanol)

Weintrauben Alkohol Kulturdrogen akzeptiertEntsteht durch Vergären von Früchten, wird durch Destillieren konzentriert. Alkohol wird in vielen Kulturen als Nahrungs-, Genuss- und Rauschmittel verwendet. In Österreich ist Alkohol ein legales Genussmittel. Alkohol kommt in unterschiedlichen Formen als Flüssigkeit mit verschieden hohen Promillegehalt in Getränken vor. Erkennungsmerkmale: Alkoholgeruch, zunehmende Trunkenheit, Verlust der Kontrolle über die Motorik, Wanken, Torkeln, verwaschene Sprache bis hin zur Bewusstseins und zum Koma. Lähmung des Wärmezentrums im Gehirn, Gefahr der Unterkühlung und Erfrierung. Alkohol wirkt in allen Teilen des Gehirns hemmend (Enthemmung), Verminderung der kritischen Selbsteinschätzung, Kritik- und Urteilsfähigkeit, Euphorie, depressive Stimmung, Aggression. Die Alkoholwirkung lässt sich stufenartig etwa so beschreiben:

Legt man die Wirkung auf übliche Konsumeinheiten um, dann ergibt sich folgendes Bild:

Menge alkoholhaltiger Getränke Blutalkohol Wirkungen
1 Glas Bier oder 0,2 l Wein < 0,2‰ enthemmende Wirkung mit Steigerung der Redseligkeit
3 Glas Bier oder 0,5 l Wein 0,5‰ deutliches Nachlassen der Reaktionsfähigkeit, insbesondere auf rote Signale, deutliche Erhöhung der Risikobereitschaft
5-8 Glas Bier oder 1 l Wein 1,0‰ beginnender Verlust der Bewegungskoordination, des Gleichgewichts und der Reflexe, deutliche Angetrunkenheit
10 Glas Bier oder 1,5 l Wein 1,5‰ Plaudersucht, Selbstgespräch, Stottern und Schwanken, starke Betrunkenheit
12 Glas Bier oder 2 l Wein 2,0‰ Erbrechen, hilfloser Zustand, schwere Gleichgewichtsstörungen,

Kleinhirn wird überschwemmt, schwerer Rausch


ab 2,5‰ Störung von Atmung und Blutkreislauf, die Bewegungsnerven versagen, das Bewusstsein setzt aus, Lebensgefahr

über 4‰ meist tödlich
 Quelle: http://www.suchtmittel.de/info/alkohol/000206.php (08-08-08))

Störungen in Abhängigkeit von der konsumierten Alkoholmenge

Die hier genannten Wirkungen treten kumulativ auf, d.h., bei einem bestimmten Alkoholgehalt im Blut treten auch die Störungen auf, die auf den davor liegenden Stufen zu beobachten sind.

Man unterscheidet:

Alkohol wird im gesamten Verdauungstrakt aufgenommen. Schon über die Mundschleimhaut werden schnell hohe Alkoholblutwerte erreicht. Die Alkoholaufnahme wird durch warmen Alkohol (Glühwein), durch Zuckerzusatz (Likör) oder durch Kohlensäure (Sekt) beschleunigt. Nahrungsaufnahme, insbesondere von Fetten und Proteinen, vermindert die Geschwindigkeit der Alkoholaufnahme, aber die getrunkene Menge bleibt natürlich die gleiche, sie wird nur langsamer wirksam. Pro 10 kg Körpergewicht wird in einer Stunde 1 g Alkohol abgebaut.

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die gleiche Menge Alkohol von Person zu Person anders auswirken kann, wobei die Ursachen dafür aber nicht nur mit der Körpermasse zusammenhängen, sondern können auch durch die Genetik bestimmt sein. Die Alkoholtoleranz hängt demnach mit verschiedenen Faktoren zusammen, wozu etwa auch das Geschlecht gehört. Es gibt aber auch weitere biologische Einflüsse auf die Alkoholtoleranz, etwa die Enzyme oder Transmitter, die am Alkoholstoffwechsel beteiligt sind, sodass Menschen mit einer hohen Alkoholtoleranz vom Gehirn keine Signale erhalten, dass es Zeit wäre, mit dem Trinken aufzuhören. Ein großer Teil des Alkohols, der vom Körper verarbeitet wird, wird zunächst durch das Enzym Alkoholdehydrogenase zu einer Verbindung namens Acetaldehyd umgewandelt, wobei dann Acetaldehyd durch das Enzym Aldehyd-Dehydrogenase weiter verstoffwechselt wird. Bei einigen Menschen besteht ein grundsätzlicher Mangel an Aldehyd-Dehydrogenase, was zu einer Anhäufung von Acetaldehyd im Blut führen kann. Des weiteren passen sich Gehirn und Körper relativ schnell dem Alkoholkonsum an, sodass Alkohol vom Körper schneller verarbeitet wird, und Menschen, die regelmäßig Alkohol konsumieren, weniger betrunken wirken als andere, die die gleiche Menge konsumiert haben.

Die Gewöhnung an große Alkoholmengen ist eine reine Gewöhnung des zentralen Nervensystems, sodass ein Alkoholiker, der zehnmal soviel trinkt auch die zehnfache Giftdosis im Körper hat. Ca. 5% des aufgenommenen Alkohols werden über Urin, Schweiß und Atemluft ausgeschieden.

Dass die Zigarette bei einem alkoholischen Getränk wie Wein oder Bier besonders gut schmeckt, liegt daran, dass beim Trinken und Rauchen sowohl psychische als auch physische Faktoren eine Rolle spielen, wobei für viele Menschen Alkohol und Zigaretten mit positiven Erinnerungen assoziiert sind. In beiden Fällen kommt es zu Hormonausschüttungen etwa von Dopamin und beides löst positive Gefühle aus, sodass der Konsum des einen den Konsum des anderen befeuert.

Heidelberger Studien zeigten, dass bereits sechs Minuten nach dem Konsum von drei Gläsern Bier oder zwei Gläsern Wein (Blutalkoholgehalt von 0,5 bis 0,6 Promille) erste Veränderungen in den Gehirnzellen auftreten. Das Gehirn schaltet dabei um und nutzt statt Glukose ein Abbauprodukt des Alkohols zur Energiegewinnung, sodass die schädliche Wirkung ebenfalls schnell einsetzt, denn schon während des Experiments nahm die Konzentration von zellschützenden Stoffen ab. Bei gesunden Menschen nimmt die schädliche Wirkung mit dem Alkoholabbau im Blut jedoch auch wieder ab, allerdings vermutet man, dass die Fähigkeit des Gehirns, sich von der Alkoholwirkung zu erholen mit zunehmendem Alkoholgenuss geringer wird beziehungsweise irgendwann ganz erlischt. Zwischen Männern und Frauen zeigte sich keinen Unterschied in der Alkoholwirkung auf das Gehirn. Allerdings unterscheiden sich Männer und Frauen hinsichtlich der Dopaminausschüttung: Nina Urban et al. (2010) ließen CollegestudentInnen jeweils ein Getränk mit und eines ohne Alkohol konsumieren. Dann überprüften sie mit Hilfe eines Positronen-Emissions-Tomographen, welche Mengen von Dopamin im Gehirn als Folge des Alkoholkonsums freigesetzt werden, und fand, dass trotz der gleichen, an das Körpergewicht angepassten Alkoholmenge die Ausschüttung bei Männern im Striatum, der für Vergnügen, Belohnung und Suchtentstehung zuständigen Region des Großhirns, größer war. Bei Männern ist die Dopamin-Ausschüttung auch stärker mit positiv empfundenen Effekten einer Alkoholvergiftung verbunden, denn Alkoholkonsum sorgt anfangs für eine Anregung und kann über den Weg des Dopamins zur Gewohnheit werden. Da Menschen weniger Dopamine ausschütten, wenn sie häufig viel Alkohol trinken, führt das zum Ansteigen der Toleranzgrenze für Alkohol und daher mittelfristig zur Sucht.

Die Lebenserwartung von Abhängigen ist gegenüber der Durchschnittsbevölkerung um mehr als 20 Jahre reduziert. Alkohol löst weltweit ein ähnliches Maß an Todesfällen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen aus wie Tabak oder Bluthochdruck und wird mit 60 Krankheiten in Zusammenhang gebracht. Nach dem Gesundheitsbericht für Deutschland 1998 stirbt jeder vierte Mann, der im Alter zwischen 35 und 65 Jahren stirbt, an den Folgen von Alkoholkonsum, wobei chronischer Alkoholmissbrauch die Lebenserwartung um durchschnittlich 23 Jahre verkürzt.

Die gesundheitsfördernde Wirkung von Alkohol muss man nach einhelliger Expertenmeinung als Mythos betrachten. Eine moderate Dosis kann zwar in einigen Fällen günstig für die Kardioprotektion sein, hat aber stets zugleich negative Auswirkungen auf andere Organe, sodass das Trinken von Alkohol immer mit einem Gesundheitsrisiko verbunden ist.

Im Gehirn von Mäusen aktiviert Alkohol übrigens genau jene Neuronen im Hypothalamus, die Hungergefühle auslösen, was letztlich dazu führt, dass mehr gegessen wird. Die bisherige Erklärung dafür, dass Alkohol enthemmend wirkt und Menschen ihre Esslust schlechter im Griff haben, ist somit nur ein Teil der Wahrheit. Demnach hat übermäßiges Essen im Zusammenhang mit Alkohol auch eine physiologische Ursache (Cains et al.,2017).

Wichtig: Auch Fruchtsäfte wie Apfelsaft können Alkohol enthalten, wenn das verwendete Obst angefault ist. Daher ist ein niedriger Alkoholgehalt in Fruchtsäften manchmal ein Qualitätskriterium und wird durch das Lebensmittelbuch geregelt. Bis zu drei Gramm Alkohol pro Liter (0,38 Vol. %) dürfen in handelsüblichen Säften vorkommen. Lässt man Saft länger offen stehen, kann ihn Hefe aus der Luft vergären.

Alkohol Folgen

[Bild: dpa]

 


Wie entsteht Alkoholismus?

Alkoholismus basiert auf einer Verbindung von körperlichen, sozialen, seelischen und genetischen Ursachen. Alkohol wirkt einerseits beruhigend, andererseits vergiftend, sodass Alkoholiker ihre lebensnotwendigen Bedürfnisse vernachlässigen. Sie essen häufig zu wenig oder trinken zu wenig Wasser, dadurch leiden sie an Mangelerscheinungen und machen ihr Immunsystem angreifbar. Am schädlichsten sind die Folgen für die inneren Organe, dazu zählen Magengeschwüre, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und Leberzirrhose (führt zu Vernarbung (Fibrose) und dem Absterben der Leberzellen), deren Folge der Versagen der Leberfunktionen und Bluthochdruck ist (Symptome sind Durchfall, Leibschmerzen, Gelbsucht). Selbst bei frühzeitiger Behandlung ist eine vollständige Wiederherstellung der Leber unmöglich. Alkohol greift auch das Nervensystem und das Gehirn an. Das kurzzeitige gewünschte Ausklinken des Hirns durch einen kleinen Rausch führt durch den Missbrauch zu Bewusstseinslücken, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Zittern der Körperteile.

Studien zeigen, dass sich bereits mäßiger Alkoholkonsum langfristig schädlich auf die Gehirnfunktion auswirkt. In einer Studie zeigen de Santis et al. (2020) eine weit verbreitete erhöhte mittlere Diffusivität in der Grauen Substanz des Gehirns von chronisch trinkenden Menschen und Ratten. Demnach verändert selbst mäßiger, aber anhaltender Alkoholgenuss die Struktur der Zellzwischenräume in der grauen Hirnsubstanz, denn diese werden mit der Zeit durchlässiger und dadurch können sich suchtfördernde Botenstoffe wie Dopamin besser im Gehirn verteilen. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte dieser Effekt erklären, warum Alkohol trotz schwacher akuter Einflüsse auf das Belohnungssystem mit der Zeit doch süchtig machen kann. Solche Veränderungen treten bei Ratten bald nach dem Trinkbeginn auf, dauern bei ihnen und bei Menschen bis zur frühen Abstinenz an, und sind mit einer robusten Abnahme der Durchlässigkeit des extrazellulären Raums verbunden, die durch eine mikrogliale Reaktion erklärt wird. Alkohol hat offenbar die Fähigkeit, neurologische Anpassungen auszulösen, die die Bildung starker Konsumgewohnheiten und einer Abhängigkeit fördern und daher oft zu Alkoholismus führen. Mithilfe der Diffusions-Tensor-Bildgebung, einer Variante der Magnetresonanz-Tomographie, zeichnete man dabei auf, wie gut sich Wassermoleküle im Extrazellularraum der Gehirne der tierischen und menschlichen Probanden verteilten. Zusätzlich ermittelte man mithilfe eines Kontrastmittels, wie sich die Struktur der Zellzwischenräume zwischen den alkoholabhängigen Ratten und gesunden Kontrolltieren unterschied. Sowohl bei den alkoholtrinkenden Tiere wie den alkoholkranken Menschen zeigten die Ergebnisse eine weitreichende Erhöhung der Diffusion in der grauen Hirnsubstanz. Parallel dazu veränderte sich auch die Struktur des Extrazellularraums und der seine Form beeinflussenden Mikrogliazellen, denn nach chronischer Alkoholexposition reagieren diese Immunzellen des Gehirns, indem sie schrumpfen und ihr dichtes Geflecht aus Fortsätzen zurückziehen. Durch diesen Wegfall von Barrieren ändert sich die Geometrie des Extrazellularraums und es ergeben sich neue Diffusionswege, wodurch sich auch Dopamin im Gehirn stärker ausbreiten kann. Dies könnte ein Erklärungsansatz dafür sein, warum Alkoholkonsum trotz recht schwacher akuter Effekte auf das Belohnungssystem mit der Zeit zur Sucht führen kann.

Geschlechtsunterschiede im Belohnungssystem

Das neuronale Belohnungssystem besteht aus einem Verbund mehrerer Hirnareale, darunter dem Hippocampus, der Amygdala, dem ventralen Tegmentum im Mittelhirn und dem Nucleus accumbens. Bei Süchtigen unterstützt dieses System vermutlich die Motivation, Alkohol zu konsumieren und sorgt unter anderem dafür, dass die Betroffenen ihren Konsum immer weiter steigern müssen, um den erwünschten Belohnungseffekt zu erreichen. Sawyer et al. (2017) wiesen jüngst nach, dass es Geschlechtsunterschiede im Belohnungssystem von männlichen und weiblichen ehemaligen Alkoholikern gibt. Probanden waren dabei Männer und Frauen, die unter einer Alkoholsucht gelitten hatten und seit einiger Zeit trocken waren, wobei die Dauer der Alkoholabstinenz von vier Monaten bis hin zu 38 Jahren reichte. Als Kontrollgruppe fungierten Versuchspersonen ohne Suchtprobleme. Im Schnitt war das Volumen des Belohnungssystems der ehemals alkoholabhängigen Männer um 4,1 Prozent kleiner als bei männlichen Probanden der Vergleichsgruppe, während ein um 4,4 Prozent größeres Belohnungssystem aufwiesen. Man vermutet, dass Frauen also schon vor ihrer Sucht Merkmale wie ein größeres Belohnungssystem im Gehirn aufweisen, das die Alkoholabhängigkeit begünstigt. Auch im dorsolateralen präfrontalen Cortex, der an der Planung und Regulierung des Verhaltens beteiligt ist, zeigten sich die Größenunterschiede, denn ehemalige Alkoholiker hatten im Mittel um neun Prozent weniger Volumen als die Vergleichsgruppe, die weiblichen Teilnehmer hatten hingegen in diesem Bereich im Schnitt um mehr als dreizehn Prozent mehr Hirnvolumen. Das Volumen des Hippocampus, der besonders sensibel auf Alkoholabhängigkeit reagiert, nahm übrigens bei beiden Geschlechtern mit steigendem Alkoholkonsum ab, wobei generell das Gehirnvolumen mit zunehmender Intensität der Sucht schrumpfte uns die mit Gehirnflüssigkeit gefüllten Ventrikel zunahmen. Allerdings wirkte sich die Dauer der Abstinenz positiv auf die Rückbildung dieser Veränderungen aus, d. h., das Gehirn erholt sich zum Teil von den negativen Auswirkungen der Abhängigkeit.

Der Mythos: Alkohol tötet Gehirnzellen ab

Mit einem Schluck Wein ist noch keine Gehirnzelle verloren, denn es braucht schon einen Rausch, um Schaden anzurichten, aber selbst dann sterben keine Zellen ab, sondern die Verbindungen zwischen den Neuronen werden gekappt. Schon nach einigen Drinks kann es aber zu einem Gedächtnisverlust kommen, der umso größer ist, je mehr getrunken wurde. Nur exzessives Trinken über einen langen Zeitraum kann das Gehirn nachhaltig beschädigen, d. h. im Konkreten, dauerhafter Alkoholkonsum beschädigt den Frontallappen und das Kleinhirn, doch obwohl diese Gehirnregionen an der Sprachverarbeitung beteiligt seien, bleibt die Fähigkeit zu sprechen und das Gesprochene zu verstehen, bei Alkoholikern meist weitgehend erhalten. Vermutlich springen andere Hirnareale kompensierend ein, um Schäden am Sprachzentrum auszugleichen, was aber vermutlich auf Kosten anderer geistiger Prozesse geht, die gewöhnlich während des Sprechens ablaufen.

Grundsätzlich strebt der Körper danach, eine durch Endorphine ausgelöste Hochstimmung zu wiederholen, auch bis zur Sucht. Der Einfluss der Gene wird bei der Alkoholkrankheit auf mindestens 50 Prozent geschätzt. Nach einer deutsch-schwedischen Studie sind dabei Frauen aufgrund einer bestimmten Gen-Variante möglicherweise anfälliger für Alkoholsucht. Blutuntersuchungen von mehr als 500 Alkoholikern ergaben nämlich, dass ein Gen des Endorphin-Stoffwechsels bei alkoholabhängigen Frauen häufiger in charakteristischer Weise verändert ist als bei nicht abhängigen Frauen. Bei männlichen Alkoholikern waren keine genetischen Auffälligkeiten festgestellt worden.

Trotz psychologischer und pharmakologischer Therapien ist die Rückfallquote bei Alkoholikern, aber auch bei anderen Suchtkranken auch viele Jahre nach einer Entziehungskur sehr hoch, denn Sucht verändert das Gehirn. Was sich einmal im Suchtgedächtnis verankert hat, kann auch Jahre nach der Entwöhnung durch bestimmte Reize unabhängig vom Willen des Patienten aktiviert werden und zun Rückfall führen. Daher gibt es einen neuen Trend für Suchtforscher zu versuchen, dieses Suchtgedächtnis zu „löschen“ oder zumindest zu beeinflussen und damit zu verändern.

Trinkertypen

Eine gebräuchliche Klassifikation geht auf Jellinek (1960) zurück. Er unterteilte Personen mit Alkoholproblemen nach 5 Kategorien von Alpha bis Epsilon. Die Trinkformen des Alpha- und Beta-Typus bezeichnete er als Vorstufen der Alkoholkrankheit, Delta- und Epsilon-Trinker bezeichnete er als alkoholkrank.

Alpha-Typ Für diesen Typus sind auch die Bezeichnungen "Problemtrinker", "Erleichterungstrinker", "Kummertrinker" und "Konflikttrinker" gebräuchlich. Alpha-Typen sind von der Alkoholwirkung psychisch abhängig, in dem Sinne, dass sie Alkohol verwenden, um körperliche oder seelische Belastungen leichter zu ertragen. Das Trinken ist zwar undiszipliniert, aber die Fähigkeit zur Abstinenz ist vorhanden. Es kommt zu keinem Kontrollverlust beim Trinken und es gibt keine Anzeichen einer körperlichen Abhängigkeit, allerdings kann eine zeitlich begrenzte Abhängigkeit entwickelt werden. Wesentlich ist bei diesem Typus, dass ihm offensichtlich in schwierigen Lebenslagen keine andere Strategie zur Verfügung steht und dass die dämpfende und entspannende Wirkung des Alkohols gesucht wird. Alphatypen trinken sowohl alleine als auch in Gesellschaft.

Beta-Typ Beim Beta-Typ handelt es sich um "Gelegenheitstrinker", die weder psychisch noch körperlich abhängig sind, bei denen sich aber ernste gesundheitliche Folgen des Alkoholkonsums, wie Polyneuropathie, Gastritis, Leberzirrhose etc. abzeichnen. Diese Personen konsumieren manchmal übermäßig bis zum Rauschzustand Alkohol. Dieser Trinktyp findet sich gehäuft bei Jugendlichen; diese trinken in der Gruppe häufig an Wochenenden grosse Mengen von Alkohol.

Gamma-Typ Für diesen Typus ist auch die Bezeichnungen "Gewohnheitstrinker", "süchtiger Trinker" oder "Rauschtrinker" gebräuchlich, da Gamma-Alkoholiker im Tagesverlauf unregelmäßig trinken und sich Phasen der starken Berauschung mit relativ unauffälligen Phasen abwechseln. Gamma-Alkoholiker zeichnen sich durch eine erhöhte Alkoholtoleranz aus, die psychische Abhängigkeit ist stärker ausgeprägt als die ebenfalls vorhandene körperliche Abhängigkeit. Typisch für Gamma-Alkoholiker ist, dass sie im Verlauf eines Trinkaktes nicht mehr aufhören können zu trinken, obwohl sie selbst das Gefühl haben, bereits genug zu haben ("Kontrollverlust"). Sie können phasenweise abstinent bleiben, es kommt beim Trinken allerdings zum Kontrollverlust. Wenn diesen Personen der Alkohol nicht vorenthalten wird, dann sind sie in ihrem Verhalten eher unauffällig.

Delta-Typ Für diesen Trinktyp sind auch die Bezeichnungen "Spiegeltrinker" oder "Gewohnheitstrinker" gebräuchlich. Die Vertreter dieses Typus müssen täglich und regelmäßig trinken und zeigen keine Rauschsymptome. Delta-Alkoholiker zeichnen sich durch eine erhöhte Alkoholtoleranz aus, die körperliche Abhängigkeit ist stärker ausgeprägt als die ebenfalls vorhandene psychische Abhängigkeit und es kommt beim Trinken zwar nicht zum Kontrollverlust, aber Delta-Alkoholiker können sich des Alkoholkonsums nicht enthalten ("Unfähigkeit zur Abstinenz"), da sie sonst unter Entzugserscheinungen zu leiden hätten

Epsilon-Typ Für diesen Trinktyp ist auch die Bezeichnung "Quartalsäufer" gebräuchlich, da Epsilon-Alkoholiker oft monatelang abstinent leben und dann in unregelmäßigen Abständen durchbruchsartig kurze Phasen exzessiven Alkoholkonsums erleben. Beim Epsilon-Alkoholiker ist die psychische Abhängigkeit wesentlich stärker ausgeprägt als die körperliche. Typisch sind in den Trinkphasen "Kontrollverluste", es besteht aber die Fähigkeit zur Abstinenz.


Ein beträchtlicher Teil des Rauschtrinkens bzw. Binge-Drinking, das den Konsum von fünf oder mehr Gläsern eines alkoholischen Getränks bei einer Trinkgelegenheit bezeichnet, tritt bei Menschen auf, die im Durchschnitt eher mäßig trinken. Eine Beobachtungsstudie von Holahan, Holahan & Moos (2022) untersuchte die Rolle des Rauschtrinkens bei der Vorhersage von Alkoholproblemen unter moderaten Trinkern in einer nationalen Stichprobe von Erwachsenen in den USA. Bei den Probanden handelte es sich um über eintausend aktuelle Trinker im Alter von mehr als dreißig Jahren, die in zwei Wellen einer Studie zur Entwicklung des mittleren Lebensalters mit einem Zeitabstand von neun Jahren erfasst worden waren. Unabhängig vom durchschnittlichen Alkoholkonsum war das Komatrinken mit einem fast dreifachen Anstieg der Zahl der gleichzeitigen Alkoholprobleme und einem vierzigprozentigen Anstieg der Zahl der Alkoholprobleme neun Jahre später verbunden. Die meisten Fälle von Rauschtrinken und multiplen Alkoholproblemen traten bei mäßigen Trinkern auf, wobei bei den mäßigen Trinkern das Rauschtrinken mit einem fast fünffachen Anstieg der gleichzeitigen multiplen Alkoholprobleme und einem zweifachen Anstieg der multiplen Alkoholprobleme neun Jahre später verbunden war. Diese Daten zeigen, dass übermäßiger Alkoholkonsum bei Erwachsenen ein Problem für die öffentliche Gesundheit darstellt, sodass schon moderate durchschnittliche Trinker in die Bemühungen zur Verringerung von Alkoholproblemen bei Erwachsenen einbezogen werden sollten.


Man vermutet, dass in China schon vor 9000 Jahren alkoholhaltige Getränke produziert wurden (eine frühe Bierart aus Reis, Honig und Früchten). Das verwundert, da bei Ostasiaten auf Grund genetischer Faktoren zwei Enzyme beim Abbau von Ethanol so schlecht zusammenarbeiten, dass Ethanol zu rasch zu Acetaldehyd oxidiert, was zu Herzrasen, Kopf- und Magenschmerzen führt.

Der Name Alkohol leitet sich vom Begriff "kuhl" der arabischen Alchemisten für Essenzen bzw. Destillate ab, aus dem im spanischen Umfeld "al-kuhúl" wurde.

Alkohol ist eine der ältesten bekannten Drogen. Im Gilgamesch-Epos (3. Jahrtausend vor Chr.) wird bereits Bier getrunken. Die Germanen sollen dem Met in einem Maße zugesprochen haben, dass Tacitus meinte, sie eher durch genügend zu trinken als durch Kriege vernichten zu können. Die Griechen kannten den Dionysoskult, die Römer den Bacchuskult, bei denen unter gewissen Spielregeln gemeinsam gezecht wurde und die quasireligiösen Charakter hatten. In Rom veranlassten die nächtlichen Bacchusfeste (Bacchanalien), bei denen es angeblich zu Orgien, sexuellen Ausschweifungen und sogar zu Ritualmorden kam, den Senat zu rigorosen Maßnahmen. Im Jahr 186 v. Chr. sollen ca. 700 Menschen aufgrund eines Senatsbeschlusses z. T. mit dem Tod bestraft worden sein. Nach einschlägigen Quellen waren es sogar 7000 Menschen (pers. Mitteilung von Felix Wild, 2006). Die exzessiven Riten wurden daraufhin als sitten- und staatsgefährdend verboten.

Auch im christlichen Glauben spielt der Wein innerhalb religiöser Rituale eine Rolle. Auch der Kampf gegen diese Drogen hat eine lange Geschichte: Bei den Ägyptern war Wein im Gegensatz zu Bier den gehobenen Gesellschaftskreisen vorbehalten, bei den Römern war Frauen der Alkohol offiziell verboten. Der Kampf gegen die Droge Alkohol zieht sich bis in die Gegenwart, etwa in der die Alkoholprohibition in USA von 1917 bis 1933.

Quellen

 

Literatur

Cains, Sarah, Blomeley, Craig, Kollo, Mihaly, Rácz, Romeo & Burdakov, Denis (2017). Agrp neuron activity is required for alcohol-induced overeating. Nature Communications, 8, http://dx.doi.org/10.1038/ncomms14014.

Holahan, Charles J., Holahan, Carole K. & Moos, Rudolf H. (2022). Binge Drinking and Alcohol Problems Among Moderate Average-Level Drinkers. American Journal of Preventive Medicine, doi:10.1016/j.amepre.2022.03.021

Jellinek, E. M. (1960). The Disease Concept of Alcoholism. New Haven: College and University Press.

Kayle S. Sawyer,Marlene Oscar-Bermana, Olivier J. Barthelemy, George M. Papadimitriou, Gordon J. Harris & Nikos Makris (2017). Gender dimorphism of brain reward system volumes in alcoholism. Psychiatry Research: Neuroimaging, 263, 30 May, 15–25.

De Santis, Silvia, Cosa-Linan, Alejandro, Garcia-Hernandez, Raquel, Dmytrenko, Lesia, Vargova, Lydia, Vorisek, Ivan, Stopponi, Serena, Bach, Patrick, Kirsch, Peter, Kiefer, Falk, Ciccocioppo, Roberto, Sykova, Eva, Moratal, David, Sommer, Wolfgang H. & Canals, Santiago (2020). Chronic alcohol consumption alters extracellular space geometry and transmitter diffusion in the brain. Science Advances, doi:10.1126/sciadv.aba0154.

Nina B.L. Urban, Lawrence S. Kegeles, Mark Slifstein, Xiaoyan Xu, Diana Martinez, Ehab Sakr, Felipe Castillo, Tiffany Moadel, Stephanie S. O’Malley, John H. Krystal, & Anissa Abi-Dargham (2010). Sex Differences in Striatal Dopamine Release in Young Adults After Oral Alcohol Challenge: A Positron Emission Tomography Imaging Study With Raclopride. Biological Psychiatry, 68, 689–696.

http://www.spektrum.de/news/alkoholsucht-zeigt-sich-unterschiedlich-im-gehirn/1453283 (17-04-25)

OÖnachrichten vom 24.05.2008


Alkoholkonsum in Österreich: 870.000 Österreicher haben Alkoholprobleme, von diesen sind 330.000 als alkoholabhängig einzustufen.

nach Daten des Anton- Proksch-Instituts

Siehe dazu Alkoholiker am Arbeitsplatz

Alkoholkranke fehlen etwa 16mal häufiger am Arbeitsplatz als Gesunde, die Unfallhäufigkeit ist verdrei- bis verfünffacht. Dennoch nehmen nur etwa zehn Prozent der Betroffenen therapeutische Hilfe in Anspruch. Fünf Prozent aller Beschäftigten sind alkoholabhängig, weitere zehn gefährdet. Die reale Arbeitsleistung sinkt auf 90% bis 75%. Neben dem betriebswirtschaftlichen Schaden und dem höheren Unfallrisiko leidet auch das Betriebsklima.

Fragenkatalog zur Suchtgefährdung bei Alkohol

Die folgenden Fragen dienen zur Abklärung der Suchtgefährdung (Feuerlein 1979), wobei eine ehrliche Antwort Voraussetzung ist. Wenn die Beantwortung der Fragen schwer fällt, dann sollten Bezugspersonen wie Ehefrau oder Freund beigezogen werden. Die Fragen sollten mit "ja" oder "nein" beantwortet werden:

  1. Leiden Sie in letzter Zeit häufiger an Zittern der Hände?
  2. Leiden Sie in der letzten Zeit häufiger an einem Würgegefühl (Brechreiz), besonders morgens?
  3. Wird das Zittern oder der Brechreiz besser, wenn Sie etwas Alkohol trinken?
  4. Leiden Sie in letzter Zeit an starker Nervosität?
  5. Haben Sie in Zeiten erhöhten Alkoholkonsums weniger gegessen?
  6. Hatten sie in letzter Zeit öfters Schlafstörungen und Alpträume?
  7. Fühlen Sie sich ohne Alkohol gespannt und unruhig?
  8. Haben Sie nach den ersten Gläsern ein unwiderstehliches Verlangen weiter zu trinken?
  9. Leiden Sie an Gedächtnislücken nach starkem Trinken?
  10. Vertragen Sie zur Zeit weniger Alkohol als früher?
  11. Haben Sie nach dem Trinken schon einmal Gewissensbisse (Schuldgefühle) empfunden?
  12. Haben Sie ein Trinksystem versucht (z. B. nicht vor bestimmten Zeiten zu trinken)?
  13. Bringt Ihr Beruf Alkoholtrinken mit sich?
  14. Hat man Ihnen an der Arbeitsstelle schon einmal Vorhaltungen wegen Ihres Alkoholtrinkens gemacht?
  15. Sind Sie weniger tüchtig, seitdem Sie trinken?
  16. Trinken Sie gerne und regelmäßig ein Gläschen Alkohol, wenn Sie alleine sind?
  17. Haben Sie einen Kreis von Freunden und Bekannten, in dem viel Alkohol getrunken wird?
  18. Fühlen Sie sich sicherer, selbstbewusster, wenn Sie Alkohol getrunken haben?
  19. Haben Sie zu Hause oder im Betrieb einen kleinen, versteckten Vorrat mit alkoholischen Getränken?
  20. Trinken Sie Alkohol, um Stresssituationen besser bewältigen zu können oder um Ärger und Sorgen zu vergessen?
  21. Sind Sie oder / und Ihre Familie schon einmal wegen Ihres Trinkens in finanzielle Schwierigkeiten geraten?
  22. Sind Sie schon einmal wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss mit der Polizei in Konflikt gekommen?

Auswertung: Jede mit "ja" beantwortete Frage erhält einen Punkt, die Fragen 3, 7 ,8 und 14 erhalten je 4 Punkte. Bei einer Gesamtpunktzahl von 6 und mehr liegt eine Alkoholgefährdung vor.

Quelle: Feuerlein, W. (1979). Alkoholismus - Missbrauch und Abhängigkeit. Stuttgart: Thieme.

Siehe auch Alkohol bei Kindern und Jugendlichen und Jugendliche und Suchtmittelkonsum

Kulturen der Alkoholakzeptanz

In der Soziologie hat Bales (1946) eine Klassifikation der Kulturen unter dem Aspekt der Alkoholakzeptanz vorgelegt. Er unterschied zwischen

Phasen bis zur Abhängigkeit

Quelle: http://www.uni-kl.de/Suchtberatung/Alkohol/alkohol.html

Bildquelle: Oberösterreichische Nachrichten - Magazin vom Samstag, 7. Juni 2003, S. 6.

 

Alkohol kommt natürlich übrigens auch in Nahrungsmitteln, insbesondere reifen Früchten und Säften vor. Alkoholgehalte in Volumenprozent:

 

Phasen der Alkoholabhängigkeit

1. Phase (voralkoholische Phase)

2. Phase (Prodromal- oder Warnphase)

3. Phase (kritische Phase)

4. Phase (chronische Phase)

 

Co-Abhängigkeit

Anmerkung: Der Begriff der Co-Abhängigkeit bei Suchtkranken ist unter Fachleuten umstritten, man spricht lieber von "Angehörigen von Suchtkranken". Die Alkoholabhängigkeit eines Menschen hat auch für die Menschen in seiner Umgebung (Familie, Freunde, Arbeitskollegen usw.) Auswirkungen. Diese Bezugspersonen merken oft lange nicht, wie stark auch sie in das Suchtgeschehen verwoben, wie sie co-abhängig sind. Die verschiedenen Phasen zur Co-Abhängigkeit sind u.a. gekennzeichnet durch:

Phase 1

Phase 2

Phase 3

Viele Beziehungen scheitern an dem Alkoholkonsums eines oder beider Partner, aber für einen nichttrinkenden Partner oder Angehörigen ist die Gefahr zum Co-Alkoholiker zu werden, sehr groß. Co-Alkoholiker machen sich das Alkoholproblem des Partners zu eigen und richten ihr eigenes Leben ausschließlich darauf aus, dem Alkoholiker seine Sucht zu ermöglichen. Vor allem verharmlosen sie den regelmäßigen bzw. übermäßigen Alkoholkonsum des Betroffenen vor anderen Menschen, spielen das Problem vor Freunden und Verwandten herunter, entschuldigen das unangemessene Verhalten vor dem Arbeitgeber und nehmen den Betroffenen alle Verpflichtungen des täglichen Lebens ab. Sie fühlen sich selbst in dieser Rolle gebraucht und steigern darin ihr Selbstbewusstsein, für einen anderen Menschen dazu sein. Unter dem Deckmantel der Liebe lassen sie keine Schuldzuweisungen an den Partner zu und tun alles, um diesen Status nicht zu verlieren. Co-Alkoholismus ist daher eine Krankheit, die praktisch einer Hilfe von außen bedarf. Vor allem muss der Co-Alkoholiker zur Einsicht zu gelangen, sich selbst als co-abhängig anzunehmen, ist es erforderlich jenen Punkt zu erreichen, an dem man sein eigenes Denken und Handeln in Frage stellt. Hilfreich sind Selbsthilfegruppen, wo man aus den Erfahrungen anderer Co-Alkoholiker lernen kann, wie man richtig mit einem alkoholkranken Menschen umgeht.

Bekanntlich kann der Alkohol manche Menschen aggressiv oder sogar gewalttätig machen, wobei das Denison et al. (2018) auf Veränderungen im präfrontalen Cortex zurückführen, also jener Gehirnregion, die daran beteiligt ist, den Aggressionspegel zu dämpfen. In einem Experiment ließ man junge Männer je zwei Drinks trinken, die entweder Wodka oder keinen Alkohol enthielten, und untersuchten danach die Durchblutung des Gehirns, während man die Probanden mit verschiedenen provokativen Verhaltensweisen oder Aggressionshandlungen konfrontierte. Provokationen hatten dabei keinen Einfluss auf die Nervenaktivität, doch bei aggressiven Verhaltensweisen nahm die Aktivität im präfrontalen Cortex bei jenen Teilnehmern, die Alkohol getrunken hatten, ab, d. h., die emotional ausgleichende Wirkung dieses Areals nahm ab. Dieser dämpfende Effekt war auch in den Gehirnregionen erkennbar, die bei Belohnungen eine Rolle spielen.

Linktipp: Selbsthilfegruppen für Angehörige und Freunde von Alkoholikern

Es gibt darüber hinaus viele Arten der Co-Abhängigkeit, denn diese betrifft alle Süchte die ein Partner haben kann. Man kann auch bei den eigenen Kindern Co-abhängig werden, wenn man glaubt, sie ständig kontrollieren zu müssen. Den Co-Abhängigen zeichnet aus, dass er kein gesundes Selbstwertgefühl mehr hat. Es ist ein Kampf zwischen helfen und hassen, weil der Co-Abhängige nie alles unter Kontrolle bekommen kann. Und sich selbst hasat der Co-Abhängige mindestens so wie den Partner. Denn er erreicht sein Ziel nicht.

Etwa zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden unter überhöhtem Alkoholkonsum oder sind süchtig, wobei etwa acht Millionen Angehörige davon betroffen sind. Da mehr als ein Viertel der Frauen auch während der Schwangerschaft Alkohol trinkt, kommen jährlich etwa 10000 Kinder mit einer fetalen Alkohol-Spektrum Störung zur Welt. Wie das Jahrbuch Sucht 2018 berichtet, leidet eine weitere, wesentlich größere Zahl Neugeborener unter weniger auffälligen, aber tiefgreifenden Folgen des Alkoholkonsums. Darüber hinaus wachsen mehr als zweieinhalb Millionen Kinder in einer Sucht-Familie auf, wobei es in diesen Familien überdurchschnittlich häufig zu emotionaler und körperlicher Gewalt kommt, u.U. zu sexuellen Übergriffen. In solchen Familien herrscht eine Atmosphäre der Angst und Unberechenbarkeit, die Entwicklung der Kinder wird nachhaltig gestört, wobei diese stark gefährdet sind, später selbst suchtkrank zu werden oder andere psychische Störungen zu entwickeln. Soziale Stellung, Schulerfolg und berufliche Chancen stehen damit lebenslang infrage, nicht zuletzt durch Belastungen wie Ohnmacht, Einsamkeit, Scham, soziale Diskriminierung, Armut und Zukunftsängste. In Extremfällen kommen körperliche bzw. sexuelle Gewalt hinzu, wobei unter den Angehörigen auch die Suizid-Rate hoch ist.

Literatur

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.). Jahrbuch Sucht 2018. Pabst.

Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.). Alkoholatlas Deutschland 2017. Pabst.

Schild, B. & Wiesbeck, G. (2012). Partnerschaft und Alkohol. Pabst.

Denson, T. F., Blundell, K. A., Schofield, T. P., Schira, M. M., & Krämer, U. M. (2018). Alcohol intoxication alters the relationship between activity in the prefrontal cortex and reactive aggression. Cognitive, Affective, & Behavioral Neuroscience.

http://www.forum-alkoholiker.de/ (06-09-08)

http://www.saufnix.com/angehoerige.php (06-09-08)

http://de.wikipedia.org/wiki/Co-Abh%C3%A4ngigkeit (06-09-08)


Kinder alkoholkranker Eltern

Alkohol konserviert alles, ausgenommen Würde und Geheimnisse.
Robert Lemke

Kinder alkoholkranker Eltern leben in einer ganz speziellen Familiensituation, denn sie erleben Mutter oder Vater oft alkoholisiert, manchmal aber auch nicht, also ein "normales" Familienleben, was sie natürlich irritiert. Oft spielt in diesen Familien Gewalt eine Rolle, wobei vor allem ältere Kinder mitbekommen, dass dieser Zustand sozial unerwünscht ist. Kinder alkoholkranker Eltern müssen den immer wiederkehrenden Streit zwischen den Partnern ertragen und spüren die Hilflosigkeit der Eltern und ihre eigene, damit umzugehen, denn manche Kinder und Jugendliche fühlen sie sich sogar verantwortlich und mitschuldig an der Situation. Solche Kinder werden meist sehr früh emotionale Selbstversorger, sind dann als Erwachsene oft besonders leistungsfähig, angepasst und kooperativ und haben zum Alkohol meist eine eigenartige Beziehung.

Es gibt es viele Studien, dass das Risiko, selbst alkoholkrank zu werden, bei Kindern alkoholkranker Eltern höher ist als bei anderen, wobei es vermutlich auch eine genetische Komponente gibt, sodass Kindern von alkoholkranken Eltern zur Schutz-Abstinenz (völliger Verzicht auf Alkohol) zu raten ist, besonders dann, wenn diese beim ersten Kontakt mit Alkohol bemerken, dass sie schnell betrunken werden, was darauf hindeutet, ein erhöhtes Risiko zu haben, auch alkoholabhängig zu werden. Eine der negativen Konsequenzen, wenn ein Ungeborenes im Mutterleib Alkohol ausgesetzt ist, ist auch ein erhöhtes Suchtrisiko im späteren Leben des Kindes. Hausknecht et al.(2017) untersuchten, wie die pränatale Alkoholbelastung das Belohnungssystem im Gehirn verändert und wie sich diese Veränderung bis zum Erwachsenenalter hinein auswirkt. Der Schlüssel scheint bei den Endocannibinoiden zu liegen, Cannabis-ähnlichen Chemikalien, die vom Gehirn selbst produziert werden. Wenn das pränatale Gehirn Alkohol ausgesetzt ist, wird die Wirkung der Endocannibinoide herabgesetzt, da die Empfindlichkeit der Rezeptoren dafür gehemmt wird. Im Endeffekt reagieren dafür Neurone, die Dopamin als Neurotransmitter benutzen, im Gehirn in der Folge empfindlicher auf Suchtmittel, so dass ein Betroffener später im Leben viel weniger Drogen benötigt, um süchtig zu werden. Dopamin beeinflusst die Emotionen, insbesondere positive (Belohnungssystem) und spielt bei der Suchtentwicklung eine große Rolle. Siehe dazu auch das Fetale Alkoholsyndrom.

Die meisten Kinder aus einer alkoholbelasteten Familie erleben keine Stabilität, Wärme oder Sicherheit, und übernehmen oft, um in diesem Familienkontext zu „überleben“, ganz bestimmte Rollen, die mit der Geschwisterfolge, dem Alter, dem Geschlecht und der Persönlichkeit zusammenhängen:

Literatur

Hausknecht, Kathryn, Shen, Ying-Ling, Wang, Rui-Xiang, Haj-Dahmane, Samir & Shen, Roh-Yu (2017). Prenatal Ethanol Exposure Persistently Alters Endocannabinoid Signaling and Endocannabinoid-Mediated Excitatory Synaptic Plasticity in Ventral Tegmental Area Dopamine Neurons. Journal of Neuroscience, 37, 5798-5808.

OÖN vom 6. September 2011

Zusammengefasstes Interview mit Felix Fischer und Christa Schirl

Es gibt auch einen Gratis-Lebenserwartungstest auf http://test.gesundheit.ch/!
[Dank für den Linkhinweis an Hermann Strasser von Landesberufsschule 2 Salzburg]


Alkoholkonsum und Sinneswahrnehmungen

Chronischer Alkoholmissbrauch kann zum Korsakow-Syndrom führen, bei dem die Betroffenen unter Verwirrtheit und schweren Gedächtnisdefiziten leiden, wobei diese Patienten auch einen schlechteren Geruchssinn haben. Frühere Studien hatten gezeigt, dass ein schlechterer Geruchssinn bei Korsakow-Patienten mit krankhaften Veränderungen in bestimmten Hirnregionen, insbesondere dem Stirnhirn, zusammenhängt. Wie Forscher um Claudia Rupp (Universitätsklinikum Innsbruck) nun zeigten, weisen auch Alkoholiker ohne Korsakow-Syndrom Beeinträchtigungen des Geruchssinns auf. Dreißig alkoholabhängige Patienten ohne Korsakow-Syndrom und dreißig nach Alter und Geschlecht vergleichbare Gesunde mussten verschiedene Gerüche identifizieren, wobei 57 Prozent der Alkoholiker einen verringerte Geruchsempfindlichkeit zeigten, der unabhängig vom Alter oder Geschlecht der Betroffenen auftrat. Dagegen fand sich ein Zusammenhang mit der Dauer regelmäßigen Alkoholkonsums und mit der Menge eines spezifischen Enzyms, das auf Leberschäden hinweist.

Eine australische Studie fand, dass regelmäßiger Alkoholkonsum für das Hörvermögen vorteilhaft ist Zwischen 1997 und 1999 hatten Philip Newall und Maryanne Golding (Speech, Hearing and Language Research Centre) 2000 über 55jährige Einwohnern der Blue Mountains über ihre Lebens- und Trinkgewohnheiten befragt und ihr Hörvermögen getestet. Es zeigte sich, dass regelmäßige Konsumenten von täglich bis zu vier Gläsern Alkohol gute Chancen hatten, im Alter besser zu hören als Nicht-Trinker. StudienteilnehmerInnen, die mehr als die vier Gläsern pro Tag tranken, schnitten jedoch am schlechtesten ab. Als Ursache vermuten die Wissenschaftler eine verbesserte Durchblutung des Innenohrs.

Alkohol unf Durstempfinden

Bekanntlich entwickeln manche Menschen nach einem hohen Alkoholkonsum Durst, d. h., mit dem Kater geht oft auch ein starkes Durstgefühl einher. Bei der Entstehung des Nachdursts spielt nach Untersuchungen von Songet al. (2018) das Leberhormon FGF21 eine wichtige Rolle,, denn dieser nach Alkoholgenuss ausgeschüttete Botenstoff stimuliert das Durstzentrum im Gehirn. Auf diese Weise wirkt der Körper einem Wassermangel entgegen, der durch den Konsum von alkoholischen Getränken entstehen kann. Diese Untersuchung wurde zunächst an genmanipulierten Mäusen durchgeführt, doch auch bei Menschen steigt nach dem Konsum von Alkohol die Konzentration des Leberhormons im Blut an. Den höchsten Wert erreichte das FGF21-Level nach zwei Stunden, während der Genuss von Saft keine Ausschüttung des Botenstoffes auslöst. Man fand auch Hinweise, dass FGF21 die Lust auf weiteren Alkoholgenuss eindämmt.

Eine Folge des Alkoholkonsums ist daher auch die Dehydrierung des Körpers, denn Alkohol ist ein Diuretikum, also ein harntreibendes Mittel, das dem Körper Flüssigkeit entzieht, und zwar bis zu viermal so viel, wie beim Trinken konsumiert wird. Um diesen Verlust zu kompensieren, ziehen die Organe so viel Flüssigkeit wie möglich an sich, wobei auch das Gehirn versucht, genug Flüssigkeit zu erhalten. Im Gehirn wird bei Dehydrierung die Funktion der Hypophyse beeinträchtigt, sodass der Wasserhaushalt nicht mehr richtig gesteuert werden kann. Auch werden bei der alkoholbedingten Dehydrierung Mineralien wie Magnesium, Kalium und Natrium aus dem Körper ausgeschieden, die für kognitive Funktionen wichtig sind. Um diese Verluste zu kompensieren, benötigt das Gehirns einige Zeit, und zwar wesentlich länger, als der Alkohol im Körper nachzuweisen ist, je nach Konsummenge bis zu einen Tag danach. Daher leiden auch noch lange nach dem Abbau des Alkohols die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis, aber auch die Reaktionszeit und die Entscheidungsfähigkeit.

Alkohol und Schlaf

Alkohol dämpft und betäubt, was dazu führt, dass man unter Alkoholeinfluss leichter einschläft, doch leidet die Schlafqualität erheblich darunter. Es dauert etwa zehn Stunden, bis ein Promille abgebaut ist. Restalkohol ist allerdings genauso gefährlich wie ein frischer Rausch, sodass man auch am Tag nach reichlichem Alkoholkonsum das Auto stehen lassen sollte.

Man schätzt, dass pro Rausch 20.000 bis 30.000 Gehirnzellen verloren gehen. Zusätzlich stört Alkohol die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, was sich negativ auf Konzentration und Gedächtnis auswirkt.

Alkohol und Lerntransfer

Alkoholabhängige lernen in Experimenten neue Zusammenhänge genauso schnell wie Menschen ohne Alkoholprobleme, jedoch übertragen Abhängige aber dieses Wissen schlechter auf einen anderen Kontext, d.h., der Lerntransfer ist reduziert. Das ist auch für die Alkoholtherapie relevant, denn alkoholabhängige Menschen haben oft Probleme, ihre Erkenntnisse aus der Psychotherapie im Alltag umzusetzen.

Literatur

Alcoholism: Clinical and Experimental Research, 3, 2003.
http://www.wissenschaft.de/wissen/news/148862 (Montag, 28. April 2003)

Parkyong Song, Christoph Zechner, Genaro Hernandez, José Cánovas, Yang Xie, Varun Sondhi, Martin Wagner, Vanessa Stadlbauer, Angela Horvath, Bettina Leber, Ming Chang Hu, Orson W. Moe, David J. Mangelsdorf & Steven A. Kliewer (2018). The Hormone FGF21 Stimulates Water Drinking in Response to Ketogenic Diet and Alcohol. Cell Metabolism, https://doi.org/10.1016/j.cmet.2018.04.001.

Mythen über Alkohol

Literatur
Corona, G., Vauzour, D., Hercelin, J., Williams, C. M. and Spencer, J. P. E. (2013). Phenolic acid intake, delivered via moderate champagne wine consumption, improves spatial working memory via the modulation of hippocampal and cortical protein expression/activation. Antioxidants & Redox Signaling, 19, 1676-1689.
Crandall, C. S. & Eidelman, S. (2007). The psychological advantage of the status quo. Presented at Annu. Meet. Int. Soc. Polit. Sci., 30th, Portland, OR.
Kiefer, Falk (2020). Vertreibt Alkohol die Sorgen?
WWW: https://www.spektrum.de/frage/
vertreibt-alkohol-die-sorgen/1716058 (20-09-19)
Sabia, Séverine, Elbaz, Alexis, Britton, Annie, Bell, Steven, Dugravot, Aline, Shipley, Martin, Kivimaki, Mika & Singh-Manoux, Archana (2014). Alcohol consumption and cognitive decline in early old age. Neurology, 82, 332-339.
OÖnachrichten vom 27.01.2007

In unserer Gesellschaft gehört es wie selbstverständlich dazu, sich der beruhigenden und angstlösenden Wirkung des Alkohol zu Nutze zu machen, wobei der pharmakologische Effekt dabei dem von klassischen Beruhigungsmitteln wie Diazepam ähnelt. In kleineren Dosen macht Alkohol jedoch eher munter, da er hemmende Mechanismen im Gehirn wiederum hemmt, und geht die kritische bewusste Kontrolle auf diese Weise verloren, werden Menschen extravertierter und kontaktfreudiger. Nimmt man größere Mengen Alkohol zu sich, breiten sich dämpfende Effekte auf das ganze Gehirn aus, man wird nach einigen Gläsern insgesamt ruhiger, Anspannung und Ängste gehen zurück, und Sorgen, die einen gerade noch beschäftigten, treten in den Hintergrund. Menschen, die besonders ängstlich oder besorgt sind, oft unter Druck stehen oder schlecht einschlafen können, trinken häufig Alkohol, um diese Symptome zu behandeln. Allerdings gibt es auch den gegenteiligen Effekt, denn die Selbstkontrolle lässt nach, Sorgen und Probleme brechen ungehindert hervor, und man lässt seinen negativen Gefühlen freien Lauf. Die angenehmen Effekte des Alkohols führen dazu, dass Menschen nach den ersten Erfahrungen mit Spirituosen häufig den Drang verspüren, diese Wirkung erneut zu erleben, also zu einem funktionalen Konsum. Doch Alkohol macht süchtig, denn zum einen gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an die Wirkung, so dass immer größere Mengen erforderlich sind, um den gleichen Effekt zu erzielen, zum anderen nimmt das psychische Verlangen nach Alkohol stetig zu. Man trinkt irgendwann also nicht mehr nur, um zu entspannen oder aus sich herauszugehen, sondern das Trinken wird zum Selbstzweck, d. h., d der Alkoholkonsum wird dysfunktional, denn man trinkt immer weiter und immer mehr, obwohl sich das Leben dadurch negativ verändert, indem es zu Filmrissen, Erbrechen, anderen körperliche Beschwerden kommt und auch das Umfeld wendet sich mehr und mehr ab. Regelmäßiger Alkoholkonsum führt langfristig zu erhöhter Reizbarkeit und dysphorischer, also getrübter Stimmung, wobei der. der regelmäßig trinkt, umso mehr Alkohol zu sich nehmen muss, um aus der negativen Gemütslage herauszukommen, die der Alkohol schließlich selbst hervorruft (Kiefer, 2020).

Man verträgt mehr Alkohol nach fettem Essen

Reichhaltiges Essen verzögere zwar die Aufnahme von Alkohol ins Blut, zu guter Letzt komme der getrunkene Alkohol aber doch dort und damit im Gehirn an. Wer vor dem Trinken viel isst, erreicht also nur, dass die Promille langsamer steigen.

Bewegung hilft gegen einen Rauschzustand

Den Abbau des Alkohols übernimmt zu 95 Prozent die Leber: Pro Stunde werden durchschnittlich etwa 0,1 bis 0,2 Promille abgebaut. Die maximal 5 Prozent Alkohol, die tatsächlich über die Haut abgegeben werden können, spielen in der Praxis keine Rolle. Auch andere Methoden, wie zum Beispiel eine kalte Dusche, seien wirkungslos.

Kaffee macht nüchtern

Durch die aufputschende Wirkung des Koffeins fühlt man sich subjektiv frischer. An der eingeschränkten Reaktionsfähigkeit ändert das nichts. Das Gleiche gilt für Energy-Drinks. und verschiedene "Wundermittel", die den Alkoholabbau beschleunigen oder den Kater verhindern sollen.

Ein wenig Schlaf macht nüchterner

Auch im Schlaf wird nicht mehr als 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde abgebaut. Es dauert zehn Stunden, bis man ein Promille sicher los ist.

Alkohol hält warm

Alkohol erweitert zwar die Blutgefäße, was zu einem angenehmen Gefühl von Wärme führen kann, doch durch die Erweiterung der Gefäße fließt das warme Blut verstärkt in die Peripherie des Körpers, wo die Wärme an die Umgebung abgegeben wird. Pro 50 Gramm Alkohol (halbe Flasche Wein) sinkt die Körpertemperatur um ein halbes Grad.

Alkohol produziert Konservativismus

Da mit steigendem Alkoholkonsum das Denken langsamer und anstrengender wird, findet man in der Trunkenheit die Welt, wie sie ist, immer besser und die Überzeugungen werden praktisch automatisch konservativer. Eidelman & Crandall (2007) ließen 70 ProbandInnen in unterschiedlichen Graden der Trunkenheit ihre politischen Grundeinstellungen bekennen. Gefragt wurde, ob man bestimmten konservativen Positionen zustimmt (Wenn man versucht, Dinge zu ändern, wird es meistens schlimmer als vorher), denn rechts orientierte unterscheiden sich von Linken durch ein höheres Bedürfnis nach klaren, einfachen und sicheren Antworten ("cognitive closure"). Rechte haben weniger Bedürfnis nach neuen Gedanken ("Need for Cognition"), unabhängig von der Intelligenz. Konservative akzeptieren offensichtlich den Status quo eher, weil das weniger Denken erfordert, keine Veränderung verlangt und ein gutes Gefühl erzeugt. Und das ist der Zustand, in den Alkohol die Menschen versetzt.

Alkoholkonsum beschleunigt Alterungsprozess

Wie neuere Langzeitstudien (Sabia et al., 2014) zeigen, kann Alkoholkonsum im Alter zum Gedächtnisverlust beitragen bzw. den Gedächtnisabbau deutlich um Jahre beschleunigen. Mehr als 7000 Männer und Frauen machten in einem Zeitraum von zehn Jahren regelmäßig Angaben zu ihren Trinkgewohnheiten, wobei die ProbandInnen im Alter von 44 bis 69 Jahren an kognitiven Tests zur Gedächtnisleistung und Handlungskontrolle teilnahmen, die im folgenden Jahrzehnt wiederholt wurden. Männer konsumierten im Schnitt deutlich mehr Alkohol als Frauen, wobei bei Männern ein hoher Alkoholkonsum von im Durchschnitt mehr als 36 Gramm täglich mit schlechteren Gedächtnisleistungen einherging, was einer um bis zu knapp sechs Jahre beschleunigten Alterung entspricht. Wer weniger als 20 Gramm Alkohol konsumierte, zeigte hingegen die gleichen geistigen Leistungen wie abstinente Männer. Frauen tranken mit 19 Gramm durchschnittlich deutlich weniger Alkohol und hatten insgesamt auch geringere Beeinträchtigungen. Man vermutet, dass die abnehmenden Gedächtnisleistungen durch neurotoxische Schäden entstehen.

Alkoholkonsum von Tieren

Alkoholkonsum ist nicht nur für Menschen sondern auch für Tiere ein vertrautes Phänomen, wobei sich etwa Elche an faulen Früchten oder Vögel an gefrorenen Beeren berauschen. Unter natürlichen Bedingungen begegnen etwa Fruchtfliegen und andere Tiere Alkohol, wenn sie vergorenes Obst oder Beeren fressen, denn bei der alkoholischen Gärung wird durch Hefepilze der in Äpfeln, Weintrauben und anderen Früchten enthaltene Zucker in Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt. Fruchtfliegen werden unter dem Einfluss von Alkohol hyperaktiv, rasen herum, laufen Kurven, fallen um und liegen bewegungsunfähig auf dem Rücken. Nehmen Fruchtfliegen wiederholt Alkohol auf, passt sich ihr Stoffwechsel ähnlich wie bei Alkoholikern an, denn sobald die Tiere sich erholt haben, wollen sie den offenbar als angenehm empfundenen Zustand zurückgewinnen. Auch Federschwanz-Spitzhörnchen in Malaysia ernähren sich vom Nektar einer bestimmten Palme, der vier Prozent Alkohol enthält, doch zeigen diese Tiere keinerlei Ausfallerscheinungen, d. h., ihr Stoffwechsel hat sich durch Anpassung so entwickelt, dass sie Alkohol besonders effektiv abbauen können. Auch manche Schimpansen trinken bis zu drei Liter vergorenen Palmsaft.

Kurioses: Champagner verbessert die Gedächtnisleistung von Ratten

Champagner trinkende Ratten schneiden bei Gedächtnistests in einem Experiment besser ab als Ratten, die keinen Champagner trinken. Wissenschaftler vermuten nun, dass die im Champagner enthaltenen Phenolsäuren einen positiven Effekt auf die Gedeächtnisleistung hat. Auch wenn es äußerst fragwürdig ist, diese Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen, glauben die Wissenschaftler, dass der moderate Konsum von Champagner das Potenzial hat, die kognitiven Funktionen zu beeinflussen, wobei der Genuss von ein bis zwei Gläsern pro Woche effektiv sein könnte. Andere phenolreiche Lebensmittel wie Heidelbeeren oder Kakao konnten schon in anderen Studien mit der Gedächtnisleistung von Menschen in Zusammenhang gebracht werden.

Gehirn erholt sich von Alkoholschäden nur durch frühe Abstinenz

Wissenschaftler (Uni Würzburg, Basel, Oxford und Siena) zeigten an den Gehirnen von 15 alkoholabhängigen Männern und Frauen vor und sechs Wochen nach dem Alkoholverzicht, dass dabei das Gehirn wieder zwei Prozent an Volumen und Leistungsfähigkeit zulegen konnte. Diese Fähigkeit des Gehirns, sich von alkoholbedingten Schäden zu erholen, nimmt aber mit der Dauer der Abhängigkeit ab.

Carol Ann Paul (Wellesley College, Massachusetts) werteten die Daten von 1.839 Personen der Framingham Offspring Study aus und zeigten, dass ein eindeutiger linearer Zusammenhang zwischen dem Gehirnvolumen und der Menge an getrunkenem Alkohol besteht. Bei Frauen wirkt die gleiche Menge Alkohol stärker auf die Verkleinerung des Gehirnvolumens.



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