"Ausgeborgte" Texte



XXXX (2007)

XXXX, XX (2007). Messung sozialer und selbst-regulatorischer Kompetenz in Kindheit und 
Jugend. Deutsches Jugend Institut.

WWW: http://www.dji.de/bibs/4_Expertise_XXXX-2007-Soziale-Kompetenz-und-Selbstregulation.pdf

XXXX, XX. (2006): Erfassung sozialer und selbstregulatorischer Kompetenzen in Kindheit und Jugend. Bericht für das Deutsche Jugendinstitut, München. (Unveröffentlicht)


Stangl (2001)

Stangl, Werner (2001). Der Begriff der sozialen Kompetenz in der psychologischen Literatur (Version 2.0). p@psych e-zine 3. Jg.

WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/PAEDPSYCH/SOZIALEKOMPETENZ/ (nicht mehr verfügbar)

Sicherung: https://www.stangl-taller.at/paedpsych/PAEDPSYCH/SOZIALEKOMPETENZ/default.html

Archiv: https://web.archive.org/web/20021107042236/http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/PAEDPSYCH/SOZIALEKOMPETENZ/

Seite 12:


So bilden praktische und soziale Intelligenz den intellektuellen Aspekt der sozialen Kompetenz. Praktische Kompetenz oder auch Intelligenz werden von Greenspan und Gransfield (1992: 449) als „activities of daily living“ verstanden. Soziale Kompetenz "refers to a person’s ability to understand and to deal effectively with social and interpersonal objects and events. Included in this construct are such variables as roletaking, empathic judgement, person perception, moral judgement, referential communication, and interpersonal tactics.” (ebda.: 449).

In diesem Verständnis von sozialer Kompetenz sind demnach kognitive Aspekte, wie die Wahrnehmung von Personen, und Elemente, die auf der Verhaltens- und sozialen Ebene angeordnet sind, wie die Übernahme von Rollen, enthalten.




Praktische und soziale Intelligenz bilden den intellektuellen Aspekt der sozialen Kompetenz. Praktische Intelligenz wird von Greenspan und Gransfield als "..."activities of daily living"..." (S. 449) verstanden. Soziale Intelligenz "...refers to a person"s ability to understand and to deal effectively with social and interpersonal objects and events. Included in this construct are such variables as roletaking, empathic judgement, person perception, moral judgement, referential communication, and interpersonal tactics" (S. 449). In ihrem Begriff von sozialer Intelligenz sind also kognitive Elemente, wie die Personenwahrnehmung, und Elemente, die auf der Verhaltensebene und der kognitiven Ebene anzusiedeln sind, wie die Rollenübernahme, enthalten.

Seite 18:

Innerhalb der psychologischen Forschung zu sozialer Kompetenz besteht keine einheitliche Auffassung darüber, was mit dem Terminus „Soziale Kompetenz“ gemeint ist. Neben grundsätzlich verschiedenen konzeptuellen Auffassungen spiegelt sich dies in einer großen Bandbreite an Erfassungsmethoden sozialer Kompetenz wider. Historisch betrachtet war der Begriff und das damit assoziierte Phänomen zunächst eng an die Intelligenzforschung geknüpft und galt als Kovariate kognitiver Fertigkeiten.



Es gibt innerhalb der wissenschaftlichen Psychologie weder einen begrifflichen noch praktischen (theoretischen) Kontext, in dem soziale Kompetenz als explizites Konstrukt eine wesentliche Rolle spielt. Die Durchsicht neuerer Fachlexika der Psychologie kann das bestätigen. Nur in älteren Arbeiten taucht dieser Begriff einige Male auf, jedoch meist im Zusammenhang mit geistiger und körperlicher Behinderung, insbesondere bei Kindern. Soziale Kompetenz (adaptive behavior) war, als psychologischer Begriff, bis Mitte dieses Jahrhunderts ein Kriterium zur Beurteilung darüber, ob eine geistige Behinderung vorliegt oder nicht, gleichrangig zur Intelligenz (im Sinne von Intelligenztests).

Seite 18:

Soziale Kompetenz wird bei Rampus (1947) als ein „Maß für die Fähigkeit, sich in einem gegebenen sozialen Feld angemessen zu bewegen“ definiert. In der Tradition von Lewins Feldtheorie nimmt er teilweise die erst später als wirksam erkannten Mechanismen des Interaktionismus vorweg und legt dar, dass soziale Kompetenz in einem mehrdimensionalen Modell beschrieben werden sollte.

Social Competence is possessing and using the ability to integrate thinking, feeling and behaviour to achieve social tasks and outcomes valued in the host context and culture. In a school setting, these tasks and outcomes would include accessing the school curriculum successfully, meeting associated personal social and emotional needs, and developing transferable skills and attitudes of value beyond school. (Rampus, 1947: 683).

Er unterscheidet zwischen Variablen personaler und situationaler Art, die nicht einzeln, sondern in ihrer Kovarianz zu messen sind. Problematisch sei hierbei, die einzelnen Varianzanteile zu isolieren.




Rampus (1947) definiert soziale Kompetenz als ein "Maß für die Fähigkeit, sich in einem gegebenen sozialen Feld angemessen zu bewegen". Er orientiert sich als Schüler Lewins an dessen Feldtheorie, wobei er teilweise die erst später als wirksam erkannten Mechanismen des Interaktionismus vorwegnimmt und zeigt, daß dieses Konstrukt in einem komplexen multidimensionalen Modell abgebildet werden muß. "Social Competence is possessing and using the ability to integrate thinking, feeling and behaviour to achieve social tasks and outcomes valued in the host context and culture. In a school setting, these tasks and outcomes would include accessing the school curriculum successfully, meeting associated personal social and emotional needs, and developing transferable skills and attitudes of value beyond school" (Rampus 1947, S. 683).

Rampus unterscheidet zwischen personalen und situationalen Variablen, die niemals isoliert sondern nur in ihrer Kovarianz gemessen werden können, wobei das Problem darin liegt, die Varianz angemessen zu separieren. Er demonstriert dies an einem Beispiel aus dem Sport, wo etwa Fairness durchaus ein relativer Begriff sein kann. Das Verhalten eines Footballspielers, der bekannt für seine harten Angriffe ist, wird auf dem Spielfeld anders zu beurteilen sein als im Kontext des Unterrichts am College.

Seite 18:

Tajfels (1953) Konzept von sozialer Kompetenz richtet sich am „need-drive“Konzept aus. Er entwickelt ein vergleichbares Konzept sozialer Inkompetenz in Interaktionen, in denen drive-Zustände externen situationalen need-Anforderungen gegenüberstehen. Soziale Inkompetenz ist ein Verhalten, in dem internale drives den externalen needs gegenüber ohne Regulation ausgelebt werden. Problematisch am Konzept ist, dass die Messung sozialer Inkompetenz nur über die subjektive Perzeption durchgeführt wird. Externale Anforderungen der Situation werden nur über subjektive Repräsentanz erfasst.




Tajfel (1952) orientierte sich am need-driveKonzept und definiert ein komplementäres Konzept sozialer Inkopentenz in Situationen, in denen innere drive-Zustände äußeren situativen needAnforderungen gegenüberstehen. Sozial inkompetent ist nach ihrer Definition jenes Verhalten, in dem die drives den needs gegenüber ohne Einschränkung durch gesellschaftliche Normen durchgesetzt werden. Allerdings ist an ihrem Konzept zu kritisieren, daß die Operationalisierung allein über die subjektive Wahrnehmung durchgeführt wird, sodaß die Anforderungen der Situation nur über ihre Abbildungen in der Person erfaßt werden.

Seite 18 bis 19:

Einen eher relativistischen Ansatz vertritt Hellman (1963). Soziale Kompetenz sei danach nicht generell gegeben. Vielmehr seien Kontextinformationen zu berücksichtigen, die eine Bestimmung sozialer Kompetenz ermöglichen.

Very different social competencies are required and valued in different contexts. Behaviours which are dysfunctional and disapproved of in one context might be functional and approved of in another. Through thinking and feeling, the socially competent person is able to select and control which behaviours to emit and which to suppress in any given context, to achieve any given objective set by themselves or prescribed by others. This relativistic definition deliberately omits any specification of a particular outcome. However, populist conceptions of social competence often assume specific outcomes, implying but not making explicit culturally based value judgements. […]

However, it is significant that a number of these are expressed negatively, seeking to define social competence as the absence of social incompetence. This highlights the need to term specific behaviours as socially competent or incompetent, not so label children. Although it might in principle be meaningful to term a person socially competent as a function of the number of social skills they possessed, the number of contexts in which they could demonstrate them, and the number of different objectives they could thereby achieve, quantifying these performance indicators would prove very difficult.

Auch Hellman versucht also das Konzept der sozialen Kompetenz im traditionellen psychologischen Konstruktumfeld zu verankern, indem er es an dem inzwischen obsoleten Fähigkeitsmodell (skills) orientiert.







Hellman (1963) wählt einen relativistischen Zugang und begründet dies: "Very different social competencies are required and valued in different contexts. Behaviours which are dysfunctional and disapproved of in one context might be functional and approved of in another. Through thinking and feeling, the socially competent person is able to select and control which behaviours to emit and which to suppress in any given context, to achieve any given objective set by themselves or prescribed by others. This relativistic definition deliberately omits any specification of a particular outcome. However, populist conceptions of social competence often assume specific outcomes, implying but not making explicit culturally based value judgements".

Er nähert sich Tajfels Ansatz insofern an, als er an anderer Stelle schreibt: "However, it is significant that a number of these are expressed negatively, seeking to define social competence as the absence of social incompetence. This highlights the need to term specific behaviours as socially competent or incompetent, not so label children. Although it might in principle be meaningful to term a person socially competent as a function of the number of social skills they possessed, the number of contexts in which they could demonstrate them, and the number of different objectives they could thereby achieve, quantifying these performance indicators would prove very difficult".









Auch Hellman versucht also das Konzept der sozialen Kompetenz im traditionellen psychologischen Konstruktumeld zu verankern, indem er es an dem inzwischen obsoleten Fähigkeitsmodell (skills) orientiert.

Seite 19:

Zimmer (1978) argumentiert, dass eine brauchbare Definition des Begriffes „soziale Kompetenz“ zu entwickeln, schwierig sei, weil soziale Kompetenz nicht nur von der Person, sondern auch von sozialen Erfordernissen und situativen Merkmalen her bestimmt werden müsse. Das Konstrukt „Soziale Kompetenz“ besitzt neben der Beziehung zur individuellen Funktionalität auch jene zu situativen Anforderungen. In Abhängigkeit von kultur und milieuspezifischen Variationen können aus diesem Grund unterschiedliche situative Anforderungen an das individuelle Verhalten gestellt werden, was Einfluss auf die Interpretation sozial kompetenten Verhaltens besitzt. D. h., ein Verhalten, welches eine Person innerhalb einer Kultur als sozial kompetent erscheinen lässt, kann innerhalb einer anderen Kultur trotz ähnlicher situationaler Anforderungen zur Wahrnehmung sozialer Inkompetenz führen. Die präzise Identifikation sozial kompetenten Verhaltens ist deshalb sensu Zimmer (1978) nicht grundsätzlich gegeben.




Eine brauchbare Definition des Begriffes "soziale Kompetenz" zu entwickeln, wird nach Zimmer (1978a,1978b) durch den Umstand erschwert, daß er nicht nur vom Individuum her, sondern von sozialen Anforderungen und Situationsmerkmalen her bestimmt werden muß. Im Gegensatz zu Begriffen wie seelische Gesundheit oder Krankheit, besitzt der Begriff der sozialen Kompetenz nicht nur eine Beziehung zum Funktionieren des Individuums, sondern parallel dazu auch eine Beziehung zu den situativen Anforderungen. In unterschiedlichen Kulturkreisen, aber auch in unterschiedlichen Milieus innerhalb eines Kulturkreises, können daher bei vergleichbaren situativen Anforderungen differierende Verhaltensweisen vom Individuum erwartet und somit als kompetent interpretiert werden. Das bedeutet, daß ein Verhalten, das innerhalb eines Milieus eine Person als sozial kompetent darstellt, innerhalb eines anderen Milieus bei vergleichbaren situativen Anforderungen, als sozial inkompetent angesehen werden wird. Eine genaue Festlegung von Verhaltensweisen, die in sozialen Situationen als sozial kompetent angesehen werden können, kann es nach Zimmer deshalb grundsätzlich nicht geben.

Seite 19:

Holtz, Eberle, Hillig und Marker (1982) betrachten soziale Kompetenz im Hinblick auf Menschen mit geistiger Behinderung. Sie sprechen analog zu Zimmer (1978) oder Tajfel (1953) von allgemeiner oder ökologischer Kompetenz. Gemeint sind damit Verhaltensmuster, die geeignet sind, die Handlungsoptionen in bestimmten Settings zu erweitern und somit die Abhängigkeit von besonderen Versorgungsmaßnahmen bestimmen.




Holtz, Eberle, Hillig und Marker (1982) beziehen den Begriff der sozialen Kompetenz auf die Gruppe der geistig Behinderten und sprechen von allgemeiner oder ökologischer Kompetenz. Sie meinen damit die Verhaltensmuster, die den Verhaltensspielraum eines Individuums unter durchschnittlichen Umweltbedingungen erweitern, die Abhängigkeit von besonderen Versorgungsmaßnahmen verringern und eine dauernde Heimunterbringung unwahrscheinlich machen.

Seite 19:

Soziale Kompetenz wird von Hinsch und Pfingsten (1983) eher unpräzise als das Vorhandensein und die Applikation kognitiver, emotionaler und motorischer Handlungsweisen beschrieben, die in spezifischen Situationen langfristig ein günstiges Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen mit sich bringen.




Hinsch und Pfingsten (1983, 1998) definieren soziale Kompetenz ganz allgemein als die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, welche in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen für den Handelnden führen.

Seite 19 bis 20:

Zwei Antezedenzen sozial kompetenten Verhaltens benennen Petermann und Petermann (1989, 1992). Dies sei zum einen die Abwesenheit sozialer Angst und zum anderen das Vorhandensein sozialer Fertigkeiten. Menschen mit ausgeprägter sozialer Angst weisen ein erhöhtes Erregungsniveau auf, weshalb Personen bemüht sind, Situationen in Anwesenheit fremder Menschen zu vermeiden. Die Abwesenheit sozialer Angst ermögliche Personen, überhaupt autonom mit fremden Menschen funktionalkompetente Interaktionen zu initiieren und aufrecht zu halten. Hierfür ist ein positives Selbstkonzept förderlich, welches intrapsychische Repräsentationen der eigenen Person im sozialen Kontext beinhaltet. Aus einem positiven Selbstkonzept entsteht Selbstvertrauen, das wiederum eine Voraussetzung für Selbstsicherheit ist.

Soziale Fertigkeiten werden von den Autoren als Voraussetzung für funktionale Interaktion betrachtet. Soziale Fertigkeiten oder soziale Kompetenz entstünden aus der Fähigkeit, das Gegenüber wahrzunehmen und eine eigene Rolle in sozialen Interaktionen einzunehmen. Hierbei werden verschiedene Dimensionen miteinander verbunden. Es sei erforderlich, über physiologisch bestimmte Fähigkeiten (etwa visuelle oder auditive Wahrnehmungsfähigkeit) und selektive Perzeptionsstrategien zu verfügen. Sodann müsse die Fähigkeit existent sein, das Perzipierte mit bereits vorhandenen kognitiven Schemata zu verknüpfen und zu interpretieren. Schließlich korreliert die Fähigkeit der Rollenübernahme eng mit der Kompetenz der Perspektivenübernahme sowie einem rollenadäquaten Verhaltensrepertoire.

Interaktionskompetenz bedeutet ferner, die Folgen eigener Handlungen beim Gegenüber einschätzen zu können. Hierzu sei notwendig, die Perspektive des Anderen übernehmen zu können. Erst dann sei es Personen möglich, die „Selbstbehauptungsfähigkeit“ zu entwickeln, zu der die Fähigkeit des „Nein“Sagens gehöre, eigene Wünsche zu äußern und als inadäquat erachtete Bedürfnisse anderer zurückweisen zu können.




Petermann und Petermann (1989, 1992) definieren zwei Voraussetzungen für sozial kompetenten Verhalten bei Kindern: Frei sein von sozialer Angst und die Verfügbarkeit über soziale Fertigkeiten. Bei Personen, die unter sozialer Angst leiden, steigt, in Analogie zum normalen Angstbegriff, das Erregungsniveau an (Petermann, 1989, 1992). Die betroffene Person versucht deshalb, den Aufenthalt in Situationen zu vermeiden, bei denen ihr fremde Personen anwesend sind. Das Nichtvorhandensein von sozialer Angst wird von Petermann und Petermann (1989) als Motivvoraussetzung beschrieben. Diese macht es einem Menschen überhaupt erst möglich, eigenständig mit ihm fremden Personen "normale" im Sinne von kompetenter Kommunikation aufzunehmen. Verantwortlich für das Nichtvorhandensein von sozialer Angst ist ein positives Selbstkonzept. Das Selbstkonzept stellt die kognitive oder innere Repräsentation der eigenen Person dar. Aus einem positiven Selbstkonzept entsteht Selbstvertrauen, das wiederum eine Voraussetzung für Selbstsicherheit ist. (Petermann & Petermann, 1989)

Das Verfügen über soziale Fertigkeiten wird von Petermann und Petermann (1989) als Handlungsvoraussetzung bezeichnet. Diese entstehe aus der Wahrnehmungs und Rollenübernahmefähigkeit. Bei der Wahrnehmungs und Rollenübernahmefähigkeit werden verschiedene Dimensionen miteinander verknüpft. Es ist erforderlich, über biologisch determinierte Fähigkeiten (physische Wahrnehmungsfähigkeiten) und selektive Wahrnehmung zu verfügen (vgl. Dodge, 1986), und es muß die Fähigkeit vorhanden sein, das Wahrgenommene mit im kognitiven System verankerten Schemata abzugleichen und daraufhin zu interpretieren. Die Fähigkeit, eine Rolle übernehmen zu können, ist weiterhin eng verbunden mit der Fähigkeit der Perspektivenübernahme. Zusätzlich ist ein Verhaltensrepertoire erforderlich, daß es ermöglicht, die Rolle adäquat auszufüllen.

Zur Interaktionsfähigkeit gehört, die Konsequenzen des eigenen Handelns beim Interaktionspartner abschätzen zu können. Um dieses zu bewerkstelligen, ist es wiederum notwendig, sich in die Perspektive des Interaktionspartners zu versetzen. Nach Petermann und Petermann (1989) entsteht die Selbstbehauptungsfähigkeit aus der Interaktionsfähigkeit. Zur Selbstbehauptungsfähigkeit gehört die Fähigkeit nein zu sagen, Wünsche zu äußern, Forderungen zu stellen etc.

Seite 20-21:

Holtz’ (1994) Taxonomie sozialer Kompetenzen besteht aus dem Ausbalancieren von „Selbstbehauptung“ und „Integration“ und ist damit stärker identitätstheoretisch verankert. Die einzelnen Aspekte sozialer Kompetenz entsprechen den jeweiligen Funktionen: die Entwicklung einer Identität, Kontrolle individueller Lebensbedingungen, Vornahme sozialer Vergleichsprozesse und die Fähigkeit, individuelle und soziale Ressourcen zu aktivieren (Holtz, 1994: 143). Diese Taxonomie verdeutlicht, dass soziale Kompetenz über sozial angepasstes Verhalten hinaus geht. Sie bestehe vielmehr aus beiden Seiten, der Integration (soziale Adaptivität) und der Autonomie (Selbstbehauptungskompetenz). Holz (1994) beschreibt unterschiedliche Schwierigkeitsgrade sozialer Kompetenz:

Ausdruck: kann sich verständlich machen, kann eigenes Wissen, Meinungen und Wünsche einbringen.

Empfang: kann zuhören, andere Gruppenmitglieder beobachten, Ereignisse und gruppendynamische Prozesse wahrnehmen.

Offenheit: ist offen für Anregungen, kann Kritik akzeptieren, ist bereit, sich mit anderen auseinanderzusetzen.

Kooperation: kann eigene Handlungsmöglichkeiten und Verantwortlichkeiten erkennen und wahrnehmen, kann sich auf Handlungen von anderen einstellen und sich anpassen.

Gestaltung: kann Beziehungen aufnehmen und gestalten, sich in einer Gruppe zurechtfinden, situationsadäquat kritisieren, eine Lernsequenz oder ein Gespräch leiten, verhält sich angemessen in gruppendynamischen Prozessen.

Identifikation: kann sich auf andere einstellen und Konflikte situationsgerecht angehen, behält eine gute Balance zwischen Engagement und Abgrenzung, hat ein Bewusstsein über die eigenen Möglichkeiten und Grenzen.

In diesem Zusammenhang weist Holtz (1994) darauf hin, dass soziale Kompetenzen der einen Altersstufe als inkompetent in anderen Lebensphasen angesehen werden können. Deshalb schlägt Holtz (1994) eine theoretische Verknüpfung der Bestimmung von sozialen Kompetenzen mit dem Konzept der Entwicklungsaufgaben von Havighurst (1972) vor.




Holtz (1994) stellt eine Taxonomie sozialer Kompetenzen von Ford aus dem Jahre 1985 vor (s.o.). Diese besteht aus dem Ausbalancieren von "Selbstbehauptung" und "Integration". Die Bereiche entsprechen den unterschiedlichen Funktionen, die einem umfassenden Kompetenzbegriff zukommen: Identität zu entwickeln und zu erhalten, ferner die Kontrolle eigener Lebensbedingungen, soziale Vergleichsprozesse vorzunehmen sowie den Umgang mit eigenen und fremden Ressourcen (Holtz, 1994, S. 143). Die Taxonomie von Ford macht deutlich, daß soziale Kompetenz mehr ist als angepaßtes Verhalten. Soziale Kompetenz besteht aus beiden Seiten, der Integration (Anpassung an soziale Gruppen) und der Autonomie (selbstbehauptende Fertigkeiten). Zimmer (1978b) beschreibt deshalb sozial kompetentes Verhalten als gelungenen Kompromiß zwischen Selbstverwirklichung und sozialer Anpassung.

Soziale Kompetenzen können nach Holtz (1994) in aufsteigendem Schwierigkeitsgrad wie folgt definiert werden: 1) Ausdruck: kann sich verständlich machen, kann eigenes Wissen, Meinungen und Wünsche einbringen; 2) Empfang: kann zuhören, andere Gruppenmitglieder beobachten, Ereignisse und gruppendynamische Prozesse wahrnehmen; 3) Offenheit: ist offen für Anregungen, kann Kritik akzeptieren, ist bereit sich mit anderen auseinanderzusetzen; 4) Kooperation: kann eigene Handlungsmöglichkeiten und Verantwortlichkeiten erkennen und wahrnehmen, kann sich auf Handlungen von anderen einstellen und sich anpassen; 5) Gestaltung: kann Beziehungen aufnehmen und gestalten, sich in einer Gruppe zurechtfinden, situationsadäquat kritisieren, eine Lernsequenz oder ein Gespräch leiten, verhält sich angemessen in gruppendynamischen Prozessen; 6) Identifikation: kann sich auf andere einstellen und Konflikte situationsgerecht angehen, behält eine gute Balance zwischen Engagement und Abgrenzung, hat ein Bewusstsein über die eigenen Möglichkeiten und Grenzen.

Holtz (1994) merkt an, daß Kompetenzen auf einer Altersstufe sich als inkompetentes Verhalten auf einer anderen Altersstufe, im Sinne einer möglichst günstigen Entwicklung jedoch als kompetent erweisen können. Taxonomien von Kompetenzen sollten von daher stets Taxonomien von Entwicklungsaufgaben sensu Havighurst sein.

Seite 21:

Für Kinder definieren Hubbard und Coie (1995: 3) soziale Kompetenz im Folgenden: „Our choice is to define social competence as being wellliked by peers“. Ihrer Ansicht nach ist diese Definition gut operationalisier und quantifizierbar. Als zweite Möglichkeit, soziale Kompetenz bei Kindern zu definieren, geben sie die Einflussnahme des Kindes auf andere gleichaltrige Kinder an. Coie, Dodge und Coppotelli (1982) stellen in einer Studie allerdings fest, dass die beliebtesten Kinder auch den größten Einfluss besaßen. Je jünger die Kinder sind, desto größer ist die Korrelation zwischen Beliebtheitsgrad des Kindes und sozialem Einfluss.




Hubbard und Coie (1995) schlagen etwa vor, soziale Kompetenz bei Kindern folgendermaßen zu definieren: "Our choice is to define social competence as being wellliked by peers" (S. 3). Ihrer Ansicht nach ist diese Definition gut operationalisierbar und quantifizierbar. Als zweite Möglichkeit, soziale Kompetenz bei Kindern zu definieren, geben sie die Einflußnahme des Kindes auf andere gleichaltrige Kinder an. Coie, Dodge und Coppotelli (1982) stellten in einer Studie allerdings fest, daß die beliebtesten Kinder auch den größten Einfluß besaßen. Je jünger die Kinder sind, desto größer ist die Korrelation zwischen Beliebtheitsgrad des Kindes und sozialem Einfluß. Sie sind sich daher der Problemtik bewußt wenn sie soziale Kompetenz definieren: "... as being able to influence peers and direct their activities effectively, regardless of liking".

Seite 21:

Schwartz (1999) diskutiert soziale Kompetenz im Hinblick auf die Vermeidung von aggressivem Verhalten von Schülern und zählt im Anschluss an mehrere Autoren einige Merkmale kompetenten Verhaltens auf:

Understanding and recognizing one’s own emotions and the emotions of others.

Accurate perceptions of a situation to enable correct interpretation of social cues and appropriate responses.

Understanding and predicting the consequences of personal acts, particularly those involving aggression.

The ability to remain calm in order to think before acting, to reduce stress and sadness, to replace aggression with positive behavior, and to control anger.

Social problemsolving, cooperative behavior, understanding and use of group processes, and the development and maintenance of peer relationships.

Empathy with others in general and, especially, with those perceived as different.

Peer mediation and conflict resolution.

Selection of positive role models and supportive mentors.

Aus dieser Auflistung wird deutlich, dass eine sinnhafte Applikation des Konstruktes nur vor dem Hintergrund eng angelegter und erwünschter Zielzustände möglich ist. Die Einbindung des Konstrukts in eine allgemeine Theorie sozialen Verhaltens ist dann nicht möglich, weil stets die Notwendigkeit gegeben ist, die Anforderungen des Settings zu bestimmen (vgl. auch Tajfel, 1953).




Schwartz (1999) diskutiert soziale Kompetenz im Hinblick auf die Vermeidung von aggressivem Verhalten von SchülerInnen und zählt im Anschluß an mehrere Autoren einige Merkmale kompetenten Verhaltens auf:

Understanding and recognizing one's own emotions and the emotions of others.

Accurate perceptions of a situation to enable correct interpretation of social cues and appropriate responses.

Understanding and predicting the consequences of personal acts, particularly those involving aggression.

The ability to remain calm in order to think before acting, to reduce stress and sadness, to replace aggression with positive behavior, and to control anger.

Social problemsolving, cooperative behavior, understanding and use of group processes, and the development and maintenance of peer relationships.

Empathy with others in general and, especially, with those perceived as different.

Peer mediation and conflict resolution.

Selection of positive role models and supportive mentors.

Aus dieser taxativen Aufzählung wird ersichtlich, daß eine sinnvolle Verwendung des Konstruktes nur auf dem Hintergrund eines eher eng definierten erwünschten Zielzustandes bzw. Zielverhaltens möglich ist (vgl. dazu etwa auch Foster & Ritchey 1979 oder Anderson & Messick 1974). Den Begriff jedoch verbindlich in eine allgemeine Theorie sozialen Verhaltens einzubetten, scheitert an der Notwendigkeit der Definition des jeweils spezifischen Verhaltenkontexts (vgl. auch Tajfel 1952).