DER STANDARD
Freitag, 29. Mai 1998, Seite 7

Rektorenchef ist auf Einem sauer  

„Unseriös“ ? Kritik und Lob für „Weißbuch“


Martina Salomon 

Wien ? Rektorenchef Peter Skalicky ist äußerst gereizt. Wissenschaftsminister Caspar Einem betreibe eine „arrogante und unseriöse Politik“. Er rede nicht mit den Rektoren, richte ihnen gleichzeitig über die Medien aus, sie sollten sich nicht in die Politik einmischen und stelle dann Einigungen mit Politikern vor, „wo es einem die Schuhe auszieht“. Konkret meint Skalicky den Entschluß, die Donauuniversität Krems zur Volluniversität auszubauen.

Aktuell ärgert sich der Rektorenchef gerade über das im _STANDARD publizierte „Weißbuch zur Hochschulbildung“ des Ministers. Dieses sei am Dienstag zwar in Brüssel, nicht aber den eigenen Rektoren vorgestellt worden. Einem-Sprecher Peter Menasse kontert, daß Österreich anläßlich seiner EU-Präsidentschaft die heimatliche Bildungspolitik im EU-Forschungsministerrat vorgestellt habe. Die Präsentation des Weißbuches habe nur einen kleinen Teil ausgemacht.

In einem etwas milderen Licht sieht Bildungsforscher Herbert Altrichter die Politik des Wissenschaftsministers. Die Ankündigung im Weißbuch, Studieninhalte in Module zu zerlegen, hält er für sinnvoll. Module hätten den Vorteil, daß die Studien nicht mehr in viele, unübersichtliche Einheiten „mit Eigenleben“ zerfallen, sondern größere Blöcke bilden, in denen sich die Lehrveranstaltungen ergänzen. Dann müßten sich die Hochschullehrer allerdings „zusammenreden“. Im jetzigen Zustand sei aber das Gesamtstudienziel oft für niemanden erkennbar.

Die Ablehnung von Knock-out-Prüfungen hält Altrichter für vernünftig. Aber eine Studieneingangsphase, wo man nach einem Jahr erfahre, ob die richtige Wahl getroffen wurde, wäre trotzdem wichtig. Wobei „Stuckprüfungen“ nicht gefragt seien, so der Pädagogik-Professor. „Gerade jenen, denen man empfehlen sollte, nicht Lehrer zu werden, schaffen solche Prüfungen mühelos.“

ÖH-Chef Wolfgang Gattringer begrüßte, daß mehr Studienangebote für Berufstätige geschaffen werden sollen.


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