27.06.2003 - Österreich

Einheitliche Standards als Ziel

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer spricht von einer "Qualitätsoffensive". Eine Kommission soll die Strategie dazu liefern.

Eine Zukunftskommission soll neue Strategie für die Schule liefern

WIEN (ewi). Nach der vierten Klasse Volksschule, nach der vierten Klasse Hauptschule bzw. AHS-Unterstufe und zur Matura sollen von den Schülern einheitliche Standards verlangt werden. Die Lehrkräfte sollen Feststellungen über den Wissensstand der Schüler treffen, sollen Nachjustierungen vornehmen und bei Bedarf Fördereinrichtungen aktivieren.

Derartige Standards soll die von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer eingerichtete Zukunftskommission entwickeln. Die VP-Ministerin, die damit eine "Qualitätsoffensive" einleiten will, beruft sich auf die von den EU-Ministern im Mai beschlossenen Benchmarks: Demnach soll bis 2010 europaweit die Zahl der Schulabbrecher nicht mehr als zehn Prozent betragen; Die Absolventenzahlen an den Hochschulen für Mathematik und Naturwissenschaften sollen um 15 Prozent ansteigen; 85 Prozent der 22-Jährigen sollen über einen Abschluss der Sekundarstufe II verfügen (Matura, Lehre).

Der Salzburger Pädagogikprofessor Günter Haider skizzierte am Donnerstag einige Ziele, die sich die von ihm geleitete Zukunftskommission gesteckt hat: Es soll mit den Qualitätsstandards ein Unterstützungssystem für die neuen Normen aufgebaut werden. In den beiden Abschlussklassen der höheren Schulen wird mit der Einführung eines Kurs- und Modulsystems der Schulalltag am nachhaltigsten geändert. Vor allem aber: Änderungen im Unterricht würden bei der Lehrerbildung beginnen. Auch hier will die neue Kommission Vorschläge erarbeiten.

Vorerst ist eine Steuerungsgruppe dieser Kommission an der Arbeit, die aus Psychologen und Bildungsforschern zusammengesetzt ist: Neben Haider gehören dem Gremium Christiane Spiel (Uni Wien), Ferdinand Eder (Uni Linz) und Werner Specht (Bildungsministerium) an. Am 4. Oktober soll ein Symposium veranstaltet und dann ein größerer Kreis an Pädagogen eingebunden werden. Ministerin Gehrer betont das Prinzip der "offenen Planung": Über eine virtuelle Plattform soll sich jeder an der Reform Interessierte einschalten können.

"Viele Pläne, aber nichts Konkretes." Mit dieser Aussage charakterisierte SP-Bildungssprecher Erwin Niederwieser die neue Zukunftskommission. Wichtig sei jetzt, dass die Ministerin den eingesetzten Bildungswissenschaftlern freie Hand gewähre. Die Industriellenvereinigung begrüßte hingegen die von der Zukunftskommission präsentierten Themenschwerpunkte. Die Institution Schule, ihre Lerninhalte und Lehrmethoden sowie die Rolle der Lehrer müssten sich verstärkt an den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen orientieren, erklärte der Bildungssprecher der Industrie, Gerhard Riemer.


Quelle: http://www.diepresse.at/detail/print.asp?channel=p&ressort=i&ids=362671 (03-06-27)