Regeln fürs gute Klassenklima

"Höre auf, zu lehren - beginne, Lernen zu fördern!" Diesen Grundsatz des Erziehungspsychologen Reinhard Tausch sollten Pädagogen beherzigen, um Aggressionen in der Klasse in den Griff zu bekommen.

Tauschs Empfehlungen sind heute aktueller denn je, waren sich die Referenten einer Pädagogentagung an der Linzer Kepler-Universität angesichts der wachsenden Zahl verhaltensauffälliger Schüler einig.

Aus zahlreichen Schüler-Befragungen hat Johannes Mayr, Professor für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Universität Klagenfurt, eine Typisierung mustergültiger Pädagogen abgeleitet.

Als "Darling" aller Schüler erwies sich der "beziehungsorientierte Pädagogentyp". Er bringt ihnen größte Wertschätzung entgegen und gewährt viel Handlungsspielraum.

Angesehen ist auch der fachlich versierte Lehrer. Seine Stärke ist der flotte Sachunterricht, bei dem die Schüler gar nicht auf "andere Gedanken" kommen.

Aber auch der Lehrer, der sich selbst als "Dompteur der Klasse" einschätzt und Wert auf Disziplin legt, kommt gut an - wenn die Schüler das Gefühl haben, dass ihm der Unterricht wirklich am Herzen liegt.

Viertens ist da noch der "Lehrer ohne Eigenschaften", der sich eine gewisse Distanz zur Schule bewahrt hat und es schafft, in seiner Freizeit anderen Interessen nachzugehen. "Solche Lehrer zeichnet ein besonders hoher Grad an Berufszufriedenheit aus, die den Schülern im Unterricht zu Gute kommt", so Mayr. Mit diesen vier Mustern der Klassenführung könne man als Lehrer "gut überleben".

Die Stärken fördern

Entscheidend für ein gutes Klassenklima ist der Umgang mit Problemschülern. Hier sei das Augenmerk auf Förderung der "Selbstwirksamkeit" zu legen, riet Hans Königslehner, Psychologe an der Pädagogischen Hochschule Linz.

Dabei solle der Lehrer nach den Grundsätzen der "positiven Psychologie" vorgehen: nicht Schwächen reparieren, sondern Stärken fördern. Kinder und Jugendliche brauchten das Gefühl, "etwas wert zu sein, mitbestimmen zu können", sagte Königslehner. Ein Lehrer, dem es gelinge, Optimismus zu verbreiten und auch schwierigen Schülern Chancen aufzuzeigen, "der hat schon gewonnen!"

Pädagogische Anregungen bietet der "Diagnosebogen zur Klassenführung", www.ph-linz.at/staff/maj/index_ldk.htm

Sanktionen

Sanktionen als Mittel zur "Klassenführung"? Eher nein, sagten die Linzer Referenten. Je strukturierter der Unterricht, je bedeutsamer die Lernziele, umso besser sei die Mitarbeit. Sanktionen könnten zwar "Schwätzen" eindämmen, doch die erzwungene Disziplin erhöhe nur das Aggressionspotenzial.


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Quelle: http://www.nachrichten.at/leben/429612 (06-03-13)