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Bildung/Wissenschaft, Politik/Soziales
Schule/Internet

Internet in der Schule noch ein Fremdwort
Studie: Lehrer überfordert, Internet-Zugänge stark reglementiert

Wien (pte) (5. Februar 98/09:38) - Nach einer aktuellen Studie der Universität Linz wird das Internet derzeit an Österreichs Schulen bis auf wenige Ausnahmen nicht genützt. Jubelmeldungen wie "1000 der 6000 Schulen im Netz" verschleierten die Tatsache, daß für "normale Schüler und Lehrer" an den Schulen derzeit kein Internet-Zugang bestehe. Die Schulen seien auch wenig bis gar nicht in der Lage, die von Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer zitierte ìvierte Kulturtechnik" zu vermitteln.

Zwar gebe es seit wenigen Monaten einige von behördlicher Seite und geschäftstüchtigen Providern unterstützte Aktionen, allerdings treffen diese auf Schulen, die weder technologisch noch personal dem Medium gewachsen sind. Eher seien diese Aktionen geeignet, die zahlreichen bisherigen Privatinitiativen zur Internet-Anbindung der Schulen zu ersticken als zu fördern, heißt es in der Studie der Universität Linz.

Hauptgründe für das zu erwartende Scheitern dieser Initiativen sind, daß die Lehrer zuwenig Kenntnisse über das Medium hätten und sowohl von technischer als auch inhaltlicher Seite überfordert wären. Zudem hätten viele Lehrer wenig Interesse am Internet oder lehnten das neue Informationsmedium wegen Pornographie, Nazipropaganda, Fixierung auf den technischen Aspekt ab. Hinzu komme, daß die Internet-Zugänge stark reglementiert sind, weil es zu wenig Arbeitsplätze gibt und diese auf einige wenige Fächer beschränkt bleiben.

Studien-Autor Werner Stangl: "Aus Angst vor den "gefährlichen Inhaltenì werden geschlossene Systeme bevorzugt. Es gibt nur wenig technische und soziale Unterstützung bei der Nutzung des Mediums, Lehrer und Schüler sind alleingelassen mit der Technologie. Die Erwartungen sind zu hoch und es wird nicht berücksichtigt, daß damit unterrichtliches Neuland betreten wird und alle Beteiligten viel Zeit zum Experimentieren brauchen."

Als Konsequenz empfiehlt die Studie unter anderem zusätzlich zur geeigneten Hard- und Software den verstärkten Einsatz von ìSocialware" in Form von ständig verfügbarer technischer und medientechnologischer Unterstützung, kollegialen Support und Austausch. Halbherzige Lösungen sollten der Vergangenheit angehören, nur durch geeignete Rahmenbedingungen für die Erprobung und Entwicklung neuer Unterrichtsformen könnten Fortschritte erzielt werden.

In der Untersuchung wurden mittels elektronischen Fragebogens alle 260 österreichischen Schulen mit eigener Homepage befragt, in welchem Ausmaß das Internet im alltäglichen Unterricht genützt wird. 26 Prozent dieser Schulen waren bereit, an der Befragung mitzuwirken. Die gesamte Studie ist im e-zine P@psych unter http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/PAEDPSYCH/NETSCHULE/NetSchule.html zu finden. Info: Dr. Werner Stangl, Institut für Pädagogik und Psychologie, Uni Linz. Tel. Telefon 0732-2468/582, Fax 2468/9315, e-mail: werner.stangl@jku.at, Internet: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at

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