UE zur Entwicklungspsychologie

„Wir werden nicht als Frauen/Männer geboren, wir werden dazu gemacht!" Entwicklungspsychologische und soziologische Aspekte zur Entstehung von Geschlecht als sozialer Kategorie.

Mag.a Dr.in Angelika PASEKA

Zeit: Die Veranstaltung wird geblockt durchgeführt

Inhalte:

In dieser Lehrveranstaltung werden fünf Schwerpunkte gesetzt:

1.    Ausgangspunkt sind die eigenen Wahrnehmungen und Bilder von Frau- und Mann-Sein in unserer Gesellschaft. Darauf aufbauend werden entwicklungspsychologische und sozialisationstheoretische Erklärungsmodelle für die Kategorie „Geschlecht" und die darin verborgenen Menschenbilder kritisch betrachtet.

2.    Die gesellschaftliche Konstruktion und die „Natürlichkeit" der Kategorie „Geschlecht" werden analysiert, Geschlecht als Institution im Sinne eines Gegenentwurfs diskutiert.

3.    Der Sozialisationsprozess soll im Anschluss daran auf seine „Konstruktionsleistung" untersucht werden: Welche Bilder von Weiblichkeit bzw. Männlichkeit werden vermittelt &endash; in der Familie, in der Schule, durch Medien?

4.    Geschlecht und Arbeitsmarkt: Einerseits wird der Prozess der Berufswahl genauer analysiert und mit welchen Möglichkeiten und Zwängen junge Menschen dabei konfrontiert sind. Andererseits soll ein Blick auf den Arbeitsmarkt geworfen werden, welche Bedeutung Geschlecht dort zukommt und wie/ob sich Grenzen verwischen oder in der konkreten Arbeit erst recht wieder hergestellt werden.

5.    Und welche Antworten hat die Pädagogik darauf? Es wird ein Überblick gegeben über die Entwicklung der Kategorie Geschlecht im Bildungswesen: von Mädchen- und Bubenschulen zu Koedukation und Gender Mainstreaming.

Ziele der Lehrveranstaltung: Die Studierenden sollen

·    die verschiedenen theoretischen Modelle der Entwicklung der Kategorie „Geschlecht" auf der Subjekt- und auf der Systemebene kennen lernen;

·    diese Erklärungsansätze zu eigenen Erfahrungen und Einstellungen in Verbindung setzen;

·    erforschen, wie in ihrem Alltag Geschlecht als soziale Kategorie konstruiert wird;

·    Auswirkungen dieser Konstruktion auf ihre eigene Situation und jene ihrer zukünftigen Schüler/innen bewusst reflektieren;

·    Möglichkeiten der De-Konstruktion in der Pädagogik kennen lernen.

Arbeitsmethoden: Das Seminar ist handlungsorientiert aufgebaut, d.h. eigene Erfahrungen sollen im Tun und auf Basis theoretischer Modelle reflektiert werden. Informationen und Tipps für eigene Untersuchungen werden gegeben.

Anforderungen für den Erwerb einer Note: Präsentation eines kurzen, meist theoretischen Textes im Seminar, Textstudium und Schreiben einer Seminararbeit, in der die theoretischen Erkenntnisse des Seminars und aus dem Literaturstudium mit eigenen Recherchen verknüpft werden sollen.

Mitzubringen: Bereitschaft sich auf das Thema einzulassen!

Basisliteratur für Einsteiger/innen:

BRÜCK, Brigitte; u.a.: Feministische Soziologie. Eine Einführung, 2. Auflage. &endash; Frankfurt/Main; New York: Campus, 1997.

FRANZOI, Stephen L.: Social Psychology. &endash; Madison: Brown & Benchmark, 1996 (Chapter: Gender)

GILDEMEISTER, Regina: Geschlechtsspezifische Sozialisation. In: Soziale Welt 54/1988, S.486-503.

LORBER, Judith: Gender-Paradoxien. &endash; Opladen: Leske + Budrich, 1999.

TRAUTNER, Hanns Martin: Lehrbuch der Entwicklungspsychologie. Band 2: Theorien und Befunde, 2. Auflage. &endash; Göttingen: Hogrefe, 1997 (Kapitel 12: Entwicklung der Geschlechtstypisierung).

TILLMANN, Klaus-Jürgen: Sozialisationstheorien. Eine Einführung in den Zusammenhang von Gesellschaft, Institution und Subjektwerdung. &endash; Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1994.

Weiterführende Literatur für Fortgeschrittene:

BECKER-SCHMIDT, Regina; KNAPP, Gudrun-Axeli (Hginnen): Das Geschlechterverhältnis als Gegenstand der Sozialwissenschaften. - FfM; New York: Campus, 1995.

BECKER-SCHMIDT, Regina; KNAPP, Gudrun-Axeli: Feministische Theorien zur Einführung, 3. Auflage. &endash; Hamburg: Junius, 2003.

HEINTZ, Bettina (Hgin): Geschlechtersoziologie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 41/2001.

Speziell für zukünftige Pädagog/innen:

FAULSTICH-WIELAND, Hannelore: Geschlecht und Erziehung. Grundlagen des päda˙gogischen Umgangs mit Mädchen und Jungen. - Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 1995.

FRITZSCHE, Bettina; u.a. (Hginnen): Dekonstruktive Pädagogik. Erziehungswissenschaftliche Debatten unter poststrukturalistischen Perspektiven. &endash; Opladen: Leske + Budrich, 2001 (im besonderen die Aufsätze von Hartmann, Paseka und Voigt-Kehlenbeck).

PASEKA, Angelika; ANZENGRUBER, Grete (Hginnen): Geschlechtergrenzen überschreiten? Pädagogische Konzepte und Schulwirklichkeit auf dem Prüfstand? Schulheft 104/2001.

RENDTORFF, Barbara; MOSER, Vera (Hginnen): Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in der Erziehungswissenschaft. Eine Einführung. &endash; Opladen: Leske + Budrich, 1999.