Notizen machen

Der Gewinn an Wissen und Erkenntnis, den man persönlich aus einer Veranstaltung mitnehmen kann, hängt nicht unerheblich ab von Mitschriften, von Notizen, die Sie sich machen.

Um Mitschriften und Notizen effektiv zu gestalten,

Der Wert von Notizen

Notizen, mit Verstand gemacht und punktuell ausgewählt, haben vielfachen Wert. Sie können

Wann immer Sie Notizen anfertigen müssen, sollten Sie sich auf die inhaltliche Aussage konzentrieren. Fragen Sie sich:

(nach oben)

Lesbarkeit und Ordnung

Von entscheidender Bedeutung ist, daß Ihre Notizen (und dazugehörende Skizzen, die als visuelle Gedächtnisstützen dienen) gut lesbar sind. Werden Sie sie bei der Vorbereitung auf eine Prüfung noch entziffern können?

Auch ein logisch aufgebautes Ablagesystem ist wichtig, damit Sie die entsprechenden Notizen schnell auffinden sowie im Verlauf Ihrer Arbeit mit Querverweisen versehen, überprüfen und eventuell einordnen können. Wenn Sie nicht schon von Natur aus ein ordentlicher Mensch sind, mag das sorgfältige Sortieren Ihrer Notizen Anfangs zur Qual werden. Dafür erleichtert es aber spätere Nachforschungen ganz erheblich und vermittelt Ihnen zudem das Gefühl, Ihre Arbeit fest im Griff zu haben.

Auch der Allgemeinzustand Ihrer Unterlagen ist nicht ganz unwichtig, denn zerknitterte Notizzettel mit Kaffeeflecken und gedankenlos hingekritzelten Strichmännchen wirken bei späterer Benutzung nicht gerade anregend.

(nach oben)

Selektion der Information

Nachforschungen haben ergeben, daß ein durchschnittlich schneller Schreiber 25 bis 30 kurze Wörter pro Minute aufzeichnen kann. Unsere Sprechgeschwindigkeit liegt jedoch häufig bei über 130 Wörtern pro Minute, so daß man kaum mehr als ein Drittel vom Inhalt einer Vorlesung mitschreiben kann.

Eine Möglichkeit, Ihre Schreibgeschwindigkeit zu erhöhen, besteht darin, mit Hilfe einer Kurzschrift Zahl und Länge der einzelnen Wörter zu verringern. Sie können eines der gängigen Kurzschriftsysteme wie z. B. Stenografie oder Eilschrift verwenden oder Ihre eigenen Kürzel verwenden.

Da Sie bestenfalls ein Drittel jeder gesprochenen Information notieren können, ist es sinnvoll, das entscheidende Drittel zu erkennen und den Rest nachträglich aus Ihren Notizen zu rekonstruieren.

(nach oben)

Die "Hierarchie"-Methode

Eine herkömmliche Möglichkeit, Notizen anzufertigen, besteht in der hierarchischen Anordnung von Haupt- und Unterpunkten zur Strukturierung des Inhalts der Veranstaltung in logisch aufeinanderfolgende, leicht verständliche Teile:

TITEL

(nach oben)

Die "Stichwort"-Methode

Stichwörter sind prägnante Schlüsselwörter, die Sie als Erinnerungshilfen einem mündlichen oder schriftlichen Text entnehmen.

Beispiel "Fliesenverlegen"

Verlegung von Wandfliesen

(nach oben)

Die "Mind Map"-Methode

Eine der ungewöhnlichsten, aber auch effektivsten Techniken zur Anfertigung von Notizen beschrieb der Psychologe und Pädagoge Tony Buzan in seinem Buch Kopf Training. Seine Mind Maps (="geistigen Landkarten") stellen eine nichtlineare Methode der Anfertigung von Notizen zu verschiedensten Zwecken dar:

Mind Maps bewähren sich vor allem bei Gruppendiskussionen, bei denen es oft schwierig ist, Einzelbeiträge logisch zuzuordnen. Die Erstellung von Mind Maps erfordert weitaus weniger Schreibaufwand als konventionelle, lineare Notizen (wie z. B. die "Hierarchie"- und die "Stichwort"-Methode) und ermöglicht es zudem, alle wichtigen Punkte schnell zu klären. Außerdem ist es einfacher, Querverbindungen zwischen einzelnen Gedankensträngen herzustellen. Aus diesem Grund sind Mind Maps besonders gut für kreative Aktivitäten wie Brainstorming oder die individuelle Auseinandersetzung mit einem Thema geeignet.

Aufgabe: Mind Map "Fotokurs"

Erstellen Sie entsprechend der folgenden Beispielsituation eine Mind Map und benutzen Sie die angegebenen Stichworte.

Tom hat sich entschlossen, einen Abendkurs in Fotografie zu belegen, den er einmal wöchentlich besucht. Jede Woche erstellt er eine detaillierte Mind Map des behandelten Themas, und gegen Ende des Jahres faßt er den Inhalt des gesamten Kurses in einer einzigen Karte zusammen, die er zur Erinnerungshilfe mit Illustrationen ergänzt.

  1. In der Mitte seiner Mind Map notiert Tom die Kursbezeichnung: "Fotokurs".
  2. Dann fügt er die Hauptthemen des Fotokurses als vom Zentrum der Karte ausgehende Linien ein: "Kameras, Filmtypen, Archivierung, Weiterbildung, Technik, Motive".
  3. Die Hauptlinien verzweigen sich in Seitenlinien, die die Themen der wöchentlichen Kursstunden repräsentieren.
  4. Außerdem setzt Tom folgende (und weitere) Schlüsselwörter als Gedächtnisstützen ein: Einäugige Spiegelreflexkamera, Diakästen oder Fotoalben, Licht, Scharfeinstellung Photomodelle, Portraits, Blitzgerät, Belichtungsmesser, Teleobjektiv, Spezialeffekte, Photoausstellungen, niedrigempfindliche Filme, ...
  5. Themenbereiche, die in einer Wechselwirkung zueinander stehen, verbindet er mit Pfeilen.
  6. Da Tom ein eher visueller Lerntyp ist, schneidet er Fotos, Karikaturen usw. als Erinnerungshilfen aus Zeitschriften aus und klebt sie in seine Mind Map.
  7. Er hängt sich die Mind Map als Lernhilfe über seinen Schreibtisch.

Bearbeiten Sie zuerst die Aufgabe, bevor Sie auf dem Lösungsblatt anchsehen.

Aufgabe: Erstellen einer Mind Map

Um herauszufinden, ob diese Methode für Sie geeignet ist, erstellen Sie eine Mind Map mit allem, was Sie in diesem Lerntext über das Anfertigen von Notizen erfahren können. Prüfen Sie, ob sich die Punkte besser einprägen und Ihnen das Verständnis erleichtern. Machen Sie sich zum Vergleich konventionelle Notizen.

  1. Nehmen Sie ein großes Blatt Papier (A4 oder A3) und schreiben Sie in die Mitte das Thema.
  2. Notieren Sie dann, von der Mitte des Blattes ausgehend, stichwortartig die Hauptpunkte in Form von Linien, die radial vom Thema ausstrahlen.
  3. Jedes Stichwort kann sich in weitere Linien verästeln.
  4. Um die übersichtlichkeit zu erhöhen, können Sie auch farbliche Markierungen, Skizzen, Symbole und Pfeile einfügen.

Lassen Sie beim Notieren der Punkte Ihre Assoziationen frei fließen, damit Ihre ganz persönliche geistige Landkarte entsteht: sie kann so einfach oder kompliziert sein, wie sie wollen, und womöglich müssen Sie sie mehrmals neu beginnen, bevor Sie mit Ihrer Anordnung der Punkte zufrieden sind.

Bearbeiten Sie zuerst die Aufgabe, bevor Sie auf dem Lösungsblatt ansehen!

(nach oben)

(zurück zu Lernen in Veranstaltungen)


Erstellt am 28. August 1995, zuletzt überarbeitet am 23. Oktober 1995 von Rolf Schwermer
(Dieser Lerntext wurde im wesentlichen der deutschen Ausgabe von "Burrows u. a. (Hg.): Effektiv lernen - Neue Wege zu größerem Lernerfolg", S. 122 ff entnommen. RS)