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Das Aktivierungsniveau

Alltagsbeobachtungen zeigen, daß die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns, insbesondere für das Speichern neuer Inhalte, großen Schwankungen unterworfen ist. Auch wenn wir hellwach und konzentriert arbeiten, treten immer wieder Phasen verminderter Merkfähigkeit auf, die wiederum von Perioden erhöhter Leistungsbereitschaft abgelöst werden. Beginn und Ende dieser Zyklen bleiben uns aber leider verborgen. Wir können sie nicht wahrnehmen, da wir kein Sinnesorgan für sie besitzen und daher das Einsetzen des lernbereiten Zustandes nicht erkennen können.

Mit feineren Meßgeräten lassen sich damit verbundene Veränderungen in unserem Körper durchaus feststellen. Denn im lernbereiten Zustand ändert sich sogar - wenngleich nur um winzig kleine Beträge - z.B. die Körpertemperatur, der Energieumsatz, die elektrische Aktivität unseres Gehirns und die Spannung der Skelettmuskulatur. Sie alle verändern sich mit unserer jeweiligen Wachheit und der damit verbundenen Leistungsfähigkeit, also mit unserem Aktivierungsniveau.

Die einfachste Möglichkeit, unsere Aktivierung zu beeinflussen, ist die bewußte Veränderung der Muskelspannung. Diese simple Methode, die wohl nicht zufällig seit Jahrtausenden von verschiedensten Völkern als Meditations- und Entspannungshilfe angewendet wird, ist ein besonders wirksames Verfahren zur Aktivierungssteuerung. Die folgende einfache Übung kann uns dabei helfen, die am Beginn von Lernphasen oft auftretenden Phasen mangelnder Konzentration besser zu überwinden.

Mit diesem Wechselspiel von Aktivierung und Desaktivierung haben wir uns in einen Zustand vertiefter Entspannung geschaukelt, in dem wir etwa 2 Minuten lang verweilen und dabei alle Gedanken ausschalten - das Gehirn "ausleeren". Dieses "Hirn-ausleeren" garantiert, daß wir uns nach der anschließenden Rückkehr in den konzentrierten Wachzustand längere Zeit hindurch in erhöhter Aufnahmebereitschaft befinden werden.

Daher ist es überaus nützlich, jede Intensiv-Lernphase auf diese Weise zu beginnen. Allerdings sollten wir das gesamte Vorbereitungsritual höchstens zweimal an einem Tag einsetzen und für denjenigen Teil des Lernstoffes reservieren, mit dem wir die größten Schwierigkeiten haben. Ihn werden wir grundsätzlich sofort nach dem "Auftauchen" aus dem Entspannungszustand bearbeiten.

Weitere Übungen zur Erhöhung und Erhaltung der Konzentration sind z.B. die Windmühle oder die Zeitlupe!

Exkurs: Im Klassenverband sind wesentlich komplexere Übungen möglich, wobei systematisch Lern- und Entspannungsphasen miteinander kombiniert werden. Manchmal wird solche Übungen auch Musik eingesetzt.


Diese Ausführungen basieren teilweise auf der Broschüre "Wir lernen Lernen" von Giselher Guttmann.


©opyright Werner Stangl, Linz 1997.
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