Die Formulierung von Fragen für Fragebögen

* Ein Fragebogen ist die Operationalisierung einer bestimmten Forschungsfrage.
* Die Sprache im Fragebogen muß dem Adressatenkreis gemäß gewählt werden (nicht unbedingt druckreif).
* Die verwendeten Begriffe müssen für die Befragten weitgehend eindeutig sein.
* Suggestive und stereotype Floskeln sind zu vermeiden (wenn z.B. ein Begriff eindeutig mit einem bestimmten Wert besetzt ist - soziale Erwünschtheit).
* Offene Fragen sind schwer auszuwerten und daher nur in wenigen Fällen angebracht (Vergleichbarkeit der Antworten).
* Bei geschlossenen Fragen wird das Wiedererkennen angesprochen, bei offenen das Sich-Erinnern (Gefahr bei den geschlossenen Fragen etwas zu "erfahren", an das der Befragte nie gedacht hat).
* Geschlossene Fragen sind eindeutig und vergleichbar.
* Die einfachste Antwortvorgabe ist die Antwortdichotomie.
* Bei mehr als zwei Alternativen sollte eine symmetrische Form gewählt werden (Auswertung!).
* Frageformulierung bei Antworthemmungen:

- Vorgeben einer Kategorie, die eine Verweigerung erlaubt (Auswertungsproblem).
- Eine bessere Möglichkeit ist die Entschärfung (Verharmlosung). Überrumpeln durch Unterstellung.
- Verwendung des Mitläufereffektes oder der Selbstverständlichkeit.

* Die Länge eines Fragebogens sollte 30 Minuten bei der Vorgabe nicht überschreiten.
* Fragen strahlen auf die nächsten Fragen aus, Pufferfragen bzw. Vorgabe verschiedener Reihenfolgen.
* Mischen der Fragen ist ebenfalls eine Möglichkeit, der Beeinflussung durch Ausstrahlung zu entgehen.
* Fragetrichter: von unspezifischen und allgemeinen Fragen zu konkreten (Überwindung von Antworthemmungen!).

Allgemeines

* Jeder schriftlich vorgegebene Fragebogen sollte ein Titelblatt mit einer Einführung haben (mit Beispielen zur Beantwortunq).
* Die Möglichkeit zur Rückfrage sollte gegeben sein.
* Ein Fragebogen soll übersichtlich aufgebaut werden (Adressatengemäßheit!).
* Bei mehr als 50 Befragten sollte eine maschinelle Auswertung in Betracht gezogen werden.
* Die demographischen Variablen können am Ende oder am Beginn des Fragebogens stehen.
* Bei der Auswertung durch einen Computer sollte ein Ablochrand vorgesehen sein.
* Die Fragen müssen durchnumeriert werden (Sprungmöglichkeiten! ).
* Ein Fragebogen soll an einer Versuchsstichprobe ausgetestet
werden (Verständlichkeit durch mündliche Interviews im Vorversuch überprüfen).
* Die Anzahl der Fragealternativen darf den Befragten nicht überfordern (Grenzen der Meßgenauigkeit).
* Hilfsmaßstäbe: Thermometer, Prozente, Schulnoten.
* Fragebogen soll mit Fachleuten überprüft werden.


©opyright Werner Stangl, Linz 1997.
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