[stangl] test: intelligenz und kreativität

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Der psychologische Test
Das psychologische Experiment

Die Kreativität ist wie die Intelligenz ein Begriff auf einem hohen Abstraktionsniveau. Es gibt Dutzende Ratgeber, die behaupten, Kreativität lasse sich erlernen, und es wurden Trainings entwickelt, die das divergente Denken schulen sollten, also die Fähigkeit, ungewöhnliche Schlüsse zu ziehen. Vor allem hinter dem bekannten Brainstorming stand der Gedanke, dass immer dann, wenn Menschen viele Ideen produzieren, darunter irgendwann auch eine gute ist. Schließlich wurde versucht, die Menschen zu systematischen Problemlösern zu machen. Es hat sich im Verlaufe der Zeit gezeigt, dass Kreativität nur sehr bedingt trainierbar. ist. Nach Guilford zeichnen sich kreative Menschen durch eine erhöhte Sensitivität gegenüber Problemen aus, ihr Denken ist sehr flüssig, was bedeutet, dass sie z.B. in der Lage sind, innerhalb kürzester Zeit äußerst viele Verwendungsmöglichkeiten für einen Ziegelstein zu finden. Ein Klassiker unter den Kreativitätsaufgaben ist daher der Ziegelstein-Test, bei dem es darum geht, so viele originelle Verwendungszwecke für einen Ziegelstein zu finden wie nur irgend möglich. Menschen werden durch solche Übungen aber noch lange nicht kreativer, denn das in solchen Übungen Erlernte lässt sich nur schwer auf andere Situationen transferieren.

Die psychologische Forschung hat sich lange Zeit darauf konzentriert, die Persönlichkeit von Kreativen zu erforschen (s.u.), doch es ist eher wenig dabei herausgekommen, denn bei kreativen Leistungen kommt es weniger auf die Person an als auf die Stimulation durch die Situation. Kreative Menschen verfügen darüber hinaus über eine große Originalität und Flexibilität des Denkens. Aus vielen Untersuchungen weiß man, dass intelligente Menschen deshalb kreativer sind, da ihr Gehirn schneller, effizienter und konzentrierter arbeitet als das durchschnittlich Intelligenter und daher ein grundlegend höheres Potential für kreative Leistungen besitzt. Untersuchungen der Gehirnaktivität kreativer Menschen beweisen, dass Intelligenz durch eine ressourcenschonende Arbeitsweise die Ideenbildung fördert, wobei insbesondere das Arbeitsgedächtnis eine wichtige Rolle spielt, denn dieses Arbeitsgedächtnis kann fünf bis neun Informationseinheiten gleichzeitig verarbeiten. Intelligente Menschen bündeln Informationseinheiten in Chunks", wobei diese Fähigkeit vor allem bei Entscheidungen mit vielen Einflussfaktoren von Voteil ist, denn Menschen, die nicht bündeln können, müssen für die gleiche Aufgabe mehr Areale des Gehirns aktivieren als andere, verbrauchen also zusätzliche Energie, was die Entstehung und Gestaltung von Ideen behindert. Damit beeinflusst die Arbeitsgeschwindigkeit des Gehirns die kreative Leistung, denn für kreative Prozesse ist ein vergleichsweise langsamer Rhythmus förderlich, wobei kreative Menschen nicht langsamer denken sondern nur schnell zwischen niedriger und hoher Aktivität hin- und herschalten können. Ein solcher langsamer Gehirnrhythmus entsteht etwa beim Tagträumen, wobei kreative Menschen in der Lage sind, von Phasen der Träumerei auf Phasen der totalen Konzentration umzuschalten, in denen die Intelligenz gefragt ist. Zwar wird im Schlaf das Gedächtnis dadurch gestärkt, dass Erinnerungen gefestigt werden, allerdings findet keine neue Vernetzung statt, d. h., es kommt zu keinen kreativen neuen Gedächtnisinhalten. Die kreative Verarbeitung von Informationen ist im Schlaf also nicht stärker als im Wachzustand, d. h., der Schlaf hat umso weniger Einfluss auf die kreative Verarbeitung von Informationen, je komplexer eine Aufgabe ist. Ein wesentliches Merkmal von Kreativität ist aber auch die Motivation und die Begeisterungsfähigkeit, was man bei manchen Kindern beobachten kann, die von Ideen nur so sprühen und alles ausprobieren wollen, während es älteren Menschen eher schwerfällt, sich auch auf Grund vermeintlicher Erfahrungen für eine Sache zu begeistern.

Kreative können häufig nicht zuverlässig darüber Auskunft geben, wie sie auf einen neuen oder innovativen Gedanken gekommen sind, sondern sie erwecken den Eindruck, als sei ihnen eine geniale Idee spontan gekommen. Doch steckt hinter einem vermeintlich spontanen Einfall meist viele Jahre harter und konsequenter Arbeit, denn kreative Menschen halten meist lange Zeit beharrlich an ihrem Projekt fest, verfolgen über Jahre eine Vision und geben nicht auf, obwohl andere sie belächeln oder verspotten. Einfälle entstehen meist nicht am Schreibtisch, sondern in den Bergen, in der Lokalbahn, bei einer Busfahrt oder schlicht bei einem Spaziergang. Bei gedanklichen Problem ist es manchmal wichtig, sich einer eher monotonen Tätigkeit wie Autofahren, Bügeln, Staubsaugen oder Kochen hinzugeben, denn dadurch wird das Gehirn von den eingefahrenen Pfaden abgelenkt und kann quasi nebenbei nach einer kreativen Lösung suchen. Viele kreativen Ergebnisse hängen aber auch vom Zufall ab, den man nur bedingt steuern kann, daher sollte man sich ein kreatives Umfeld suchen, um auf neue Gedanken zu kommen. Übrigens: In der Geschichte der Wissenschaft berichten einige, dass ihnen die Lösung für ihre wissenschaftlichen Probleme im Schlaf gekommen seien. So erschien dem Chemiker Kekulè im Traum die Ringstruktur des Benzol, Mendelejeff die Periodentafel der Elemente, Otto Loewi hatte einen Schlüsseltraum, in dem er sah, mit welchem Experiment er seine Vermutung bestätigen könnte, dass Nervenzellen mit Botenstoffen kommunizieren, den Neurotransmittern.

Was Menschen gelernt haben, speichern sie im semantischen Gedächtnis, das in der Regel gut strukturiert ist, was unter anderem dabei hilfreich ist, um Bekanntes schnell erinnern zu können und um neue Dinge rasch zuzuordnen. Bei kreativeren Menschen ist das semantische Gedächtnis jedoch etwas weniger hierarchisch organisiert, was das flexible Denken fördert. Doch nicht nur die Querverbindungen im semantischen Gedächtnis spielen eine Rolle, auch die einzelnen Hirnareale, die bei kreativen Tätigkeiten aktiviert werden, sind bei kreativen Menschen anders miteinander vernetzt, wobei sich diese Vernetzungen ständig durch neue Erfahrungen verändern und sich dadurch auch das kreative Denken prinzipiell steigern lässt.  Kreative Menschen organisieren ihr Wissen daher meist flexibler und können dadurch auch entfernte Querverbindungen leichter herstellen.

Der Unterschied zwischen Intelligenz und Kreativität ist nach König (1986):

Das kreative Denken kann man aber auch als ein Zusammenspiel zwischen divergentem und konvergentem Denken auffassen, denn die Wissensbasis kann als Voraussetzung für das mehr intuitive Erfassen der Lösungsidee gelten. Kreative Leistungen sind gekennzeichnet durch Sensitivität gegenüber Problemen, Flüssigkeit des Denkens, Ideenflexibilität und Originalität. In der Systematik nach Cattell (1973):

L-Daten (Lebensdaten): Kreativität wird dabei sowohl über den qualitativen Aspekt der Einzigartigkeit und Neuheit wissenschaftlicher oder künstlerischer Produktionen definiert als auch über den quantitativen Aspekt der Produktivität
L'-Daten (Fremdbeurteilungen): Fremdbeurteilungen der Kreativität können auf kreative Produkte und auf die Kreativität als Personenmerkmal ausgerichtet sein
Q-Daten (Selbstbeurteilungen): Im Vordergrund von Selbstbeurteilungsmethoden zur Erfassung der Kreativität stehen Charakteristika der Person, wobei zwischen Daten über allgemeine Persönlichkeitsvariablen, Einstellungen und Interessen sowie frühere kreative Aktivitäten und Leistungen differenziert werden kann.
T-Daten (Testdaten): Tests zum divergenten Denken entstanden aus dem Versuch, divergentes (mehrgleisiges) Denken ergänzend zum konvergenten Denken, das über die üblichen Intelligenztest erfasst wird, auch zu erheben. Der Schwerpunkt der Entwicklung solcher Tests lag auf der Konzeption von Testaufgaben, die vergleichsweise geringe Restriktionen enthalten und eine Vielzahl von Lösungsalternativen zulassen.

Bewertet werden Ergebnisse nach Richtigkeit (Einfall muss erkennbaren Bezug zur Fragestellung haben), Inhalt (Einfälle werden vorgegebenen Inhaltskategorien zugeordnet), Originalität (Beurteilung darüber, wie entlegen oder wie "clever" ein Einfall ist), Elaboration (Anzahl der Details, die der Einfall enthält).

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Kreative Lösungen von Problemen zeichnen sich dadurch aus, dass gedanklich normalerweise weit entfernt liegende Elemente so verknüpft werden, dass das Ergebnis als subjektiv neu empfunden wird, daher sind kreative Problemlösungen meist auch als Umstrukturierungen von Bekanntem zu begreifen. Kreativität ist aber keine einheitliche Leistungsfähigkeit. Es gibt verschiedene Niveaus von Kreativität (z. B. situations-spezifische Produktion von witzigen Einfällen bis zu Einsteins Relativitätstheorie). Bei der Beschreibung des Prozesses kreativer Problemlösungen lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden (Haseloff 1971, S. 89f):

Ernst Pöppel ( Münchner Institut für Medizinische Psychologie) glaubt, dass es in unserer Gesellschaft einen "Kreativitätsstau" gibt, der explodieren könnte, wenn die Büros in allen Institutionen täglich eine Stunde aus dem Kommunikationszwang aussteigen würden". Kreativität findet vor allem in jenen Momenten der geistigen Ruhe statt, also wenn man nicht im Hamsterrad der Geschäftigkeit sitzt und stur seine Arbeit verrichtet. Wichtig sind die bewusst erlebten Pausen, denn Entschleunigung, Faulheit und Müßiggang sind wesentliche Voraussetzungen für Kreativität. Aus der Sicht der Hirnforschung ist das Nichtstun nämlich keine Phase neuronaler Inaktivität, sondern es sind in diesem Leerlauf-Modus ähnlich wie im Schlaf manche Gehirnzentren besonders aktiv, um sich gerade Erlerntes oder Erlebtes noch einmal "durch den Kopf" gehen zu lassen (vgl. Briseño, 2010).

In einer Untersuchung von Getzels & Jackson (1962) bei N = 499 Schülern mit einem IQ nicht unter 132 (SD=15) korrelierten die Kreativitätstests untereinander in ungefähr derselben Höhe wie mit dem IQ (r=.27 bzw. .30). Im deutschsprachigen Bereich ergaben sich Intelligenz/Kreativitäts-Korrelationen von r=.48 und r=.44 in den Untersuchungen von Grote & Hajek (1969) bzw. Krause (1972). Wallach & Kogan (1965) untersuchten den Aspekt der Vorgabebedingung "ohne Zeitbegrenzung" und kamen zu den Ergebnissen, die in folgender Übersicht dargestellt sind:

Mittlere Interkorrelationen innerhalb und zwischen Verfahren zur Erfassung von Kreativität und Intelligenz

 

Gesamt
(N = 151)

männlich
(N = 70)

weiblich
(N = 81)

zwischen Kreativitätstests
(n = 45)

.41

.34

.50

zwischen Kreativitäts- und Intelligenztests
(n = 100)

.09

.05

.13

Ein Replikationsversuch von Nijsse (1975) war negativ; die Zeitbegrenzung wirkte sich hier lediglich auf die (dann niedrigeren) Mittelwerte und Varianzen aus. Guilford (1967) kommt aus seinen Untersuchungen zu folgendem Fazit: Hohe Intelligenz ist zwar nicht gleichbedeutend mit Kreativität, hohe Kreativität setzt aber eine überdurchschnittliche Intelligenz unabdingbar voraus. In den Untersuchungen von Yasomoto (1965) zeigte sich ein ähnliches Ergebnis, allerdings nahm mit wachsendem IQ die Korrelation mit Kreativität ab.

Jäger (1967) verglich 63 Kreativitätstests. Er kam dadurch zu vier hochgradig generelle, durch ihre operative Eigenart gekennzeichnete Leistungsklassen:

Neben den Operationsklassen B, G, und K von denen insbesondere K in der Tradition der psychometrischen Intelligenzforschung als Prototyp eines Intelligenzfaktors gilt, findet sich ein ebenso genereller Kreativitätsfaktor (E). Damit stellt sich Kreativität als eine Grunddimension intellektuellen Verhaltens dar. 1981 zeigten Jäger & Hörmann, dass sich "derselbe Satz von Leistungsvariablen sowohl durch vier Grunddimensionen der Intelligenz (G, E, B, K) als auch durch "g" (die Allgemeine Intelligenz) beschreiben lässt."

Eine ähnliche Untersuchung führte König 1981 durch und fand ebenfalls die Variablen Gedächtnis, Verarbeitungskapazität und Bearbeitungsgeschwindigkeit sowie eine generelle, reliable und reproduzierbare Dimension "Einfallsreichtum", die sich in einer weiteren Analyse in speziellere Untergruppen gliederte. Wurden die kreativen und intelligenten Leistungen hingegen im Kontext von Motivations-, Temperaments-, Interessen- und Selbsteinschätzungsmerkmalen analysiert, bildeten Kreativität und Intelligenz eine als "allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit" beschreibbare Einheit. Königs Ergebnisse zeigten, dass es eine Frage des Generalitätsniveaus ist, ob sich divergente und konvergente Leistungen entweder zu unterscheidbaren Leistungsklassen gruppieren, oder ob divergent und konvergente Leistungen im System der Gesamtpersönlichkeit ein komplexes Konstrukt allgemeiner intellektueller Leistungsfähigkeit bilden.

Die Korrelation zwischen Kreativität und Schulleistung liegt bei 0.33, wobei LehrerInnen lieber hochintelligente als hochkreative SchülerInnen unterrichten, da letztere eher unruhiges Verhalten zeigen, häufiger solche Fragen stellen, die LehrerInnen behindern, im Stoff fortzufahren, oder bei denen sie Probleme haben, diese zu beantworten. Hochintelligente unterscheiden sich von Hochkreativen hinsichtlich ihrer Persönlichkeit darin, dass sie viel Wert auf Erfolg legen, während Kreative eher Humor schätzen und es ihnen wichtig ist, mit anderen Menschen gut auszukommen.

Manche Wissenschaftler vermuten auch einen genetischen Einfluss bei der Entstehung von Kreativität. Bei der Untersuchung des Erbgutes von 200 Menschen setzte man die Varianten des Gens Neuregulin 1 mit der Kreativität der Einzelnen in Bezug, wobei die meisten Kreativitätspunkte die Versuchsteilnehmer erreichten, deren Genvarianten auch mit dem höchsten Psychose-Risiko in Verbindung gebracht wird. Neuregulin beeinflusst unter anderem die Entwicklung der Gehirnzellen und regelt die Flexibilität der Kontaktstellen sowie die Kommunikation zwischen den Neuronen. Das Gen kommt dabei in einer C- und einer T-Variante vor, wobei man schon nachgewiesen hatte, dass Menschen, die von beiden Elternteilen die T-Variante geerbt haben, mehr zu Psychosen oder Schizophrenie neigen als diejenigen, die zumindest eine C-Kopie in ihrem Erbgut aufweisen. Die manchmal aufgestellte Behauptung, dass Genie und Wahnsinn nahe beieinanderliegen, könnte damit bestätigt werden. Allerdings war die untersuchte Personengruppe nicht repräsentativ und enthielt ausschließlich sehr gebildete, intelligente und tendenziell kreative Menschen.

Kreativität und Hochbegabung

Sehr häufig werden von intellektuell Hochbegabten neben ihrer überdurchschnittlichen Intelligenz auch kreative Potenziale vorausgesetzt (Sparfeld et al., 2009, S. 31). Da jedoch Kreativität schwer zu definieren ist, werden häufig Kreativitätstests durchgeführt. Sparfeld betont, dass hierbei im Besonderen auf “Flüssigkeit“, “Flexibilität“ und “Originalität“ geachtet wird. Kreativität und Intelligenz haben eine substanzielle lineare Beziehung zueinander, woraufhin unterschiedliche Modelle durchgearbeitet werden. Bei varianzeingeschränkten und kleinen Stichproben, wie etwa beim Schwellenmodell, ausgehend von einer Mindestintelligenzhöhe von IQ=120, bestehe kaum eine Beziehung der beiden Variablen . Eine Versuchsplanung mit ähnlichen IQ-Werten, aber mit anderen Stichproben ergab jedoch, dass es eine Beziehung zwischen Kreativität und Intelligenz gibt. Ob nun eine substanzielle lineare Beziehung zwischen Intelligenz und Kreativität besteht, lässt sich anhand der unterschiedlichen Ergebnisse und Studien oft nicht feststellen, weil sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen zu nicht miteinander vergleichbaren Ergebnissen führen. Mit der Fragestellung, ob nun Hochbegabte oder durchschnittlich Begabte in Primar- und Sekundarstufe kreativer sind oder nicht, geht zugleich die Frage einher, welche Auswirkungen das Geschlecht auf die Kreativitätsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen hat. Dies wurde mit Hilfe des Marburger Hochbegabtenprojekts (Sparfeld et al., 2009, S. 32f) festgestellt. Des Weiteren ergaben die Untersuchungen dieses Projekts, dass hochbegabte Kinder und Jungendliche hinsichtlich ihrer Kreativität bessere Ergebnisse erreichten als durchschnittlich Begabte. Ebenso wurden zwei Gruppen von Jugendlichen untersucht, mit der Feststellung, dass jungendlich Hochbegabte die “stabil Hochbegabten“ und die durchschnittlich Begabten die “stabil durchschnittlichen Begabten“ waren. Anschließend wurde bei Grundschülern, sowie bei Jugendlichen, der “Heidelberger Intelligenz-Test“ ein “Test zum schöpferischen Denken – Zeichnerisch“ durchgeführt. Die Beurteilungsübereinstimmung der geschulten Versuchsleiter fiel hier sehr gut aus. Durchgeführt wurde diese Untersuchung an einem Nachmittag ohne Anwesenheit der Eltern. Für die Auswertung wurden Kreativitäts- Faktorwerte auf dem Kreativitätsgeneralfaktor der Grundschüler und der Jugendlichen ermittelt. Die Kreativitätsentwicklung wurde mit Hilfe der Variablen Geschlecht, Begabung und Zeit berechnet (Sparfeld et al., 2009, S. 35). In dem zuletzt erwähnten Kreativitätstest ist ersichtlich, dass die Kreativitätswerte bei Hochbegabten im Grundschulalter, sowie bei Hochbegabten im Jugendalter, höher sind als bei durchschnittlich Begabten. Die längsschnittliche Betrachtung zeigt anhand des Marburger Hochbegabtenprojekts (Sparfeld et al., 2009, S. 35), dass die zeichnerische Kreativität bei Grundschülern und Jugendlichen mäßig stabil war. Anhand von einer identischen Instruktion, wie etwa das Vervollständigen einer entwickelten Bildvorlage, wurde ihre zeichnerische Kreativität überprüft. Da jedoch die unterschiedlichen Stichproben nicht immer übereinstimmten, sollten im Weiteren auch Kreativitätsaspekte, wie zum Beispiel, statistisch seltene Einfälle sowie die Produktivität bei den Probanden mitberücksichtigt werden. Auch sollte bei Kreativitätstests berücksichtigt werden, ob die Testpersonen aus höheren sozialen Schichten stammen, ob bei ihnen psychometrische Schwächen vorliegen oder ob von Selbst- und Fremdselektionseffekten auszugehen ist.

Fördert Langeweile die Kreativität?

Selbst wenn Menschen nichts tun, ist ihr Gehirn aktiv, wobei vor allem jene Hirnregionen hochgefahren werden, die eine zentrale Rolle spielen, wenn neue, originelle Ideen entwickelt werden. In Untersuchungen wurde versucht zu klären, ob Nichtstun wirklich zu erhöhter Kreativität führt. In einer kürzlich von veröffentlichten Studie wurde festgestellt, dass Probanden sich tatsächlich genau dann Dinge bildlich besser vorstellen können, wenn der visuelle Cortex weniger aktiv ist, was zunächst kontraintuitiv klingt, denn Gehirnareale, die Sinnesreize verarbeiten, sind immer dann am aktivsten, wenn sie durch Außenreize stimuliert werden. Fallen diese Außenreize weg, oder werden sie weniger durch sie aktiviert, haben offenbar interne Signale, die aus anderen Gehirnbereichen an Sinnesareale wie den visuellen Cortex gesandt werden, einfacher, wahrgenommen zu werden. Diesen Zusammenhang fanden Keogh et al. (2020) sowohl bei Vergleichen zwischen Personen als auch innerhalb einer Person, wobei bei denjenigen, die eine stärkere bildliche Vorstellungskraft hatten, der visuelle Cortex weniger aktiv und erregbar war. Wenn man jedoch die Aktivität des visuellen Cortex mithilfe der transkraniellen Gleichstromstimulation minderte, konnten die Probanden ihre Vorstellungskraft steigern. Eine gesteigerte Vorstellungskraft ist kreativen Einfällen zwar enorm zuträglich, doch es gibt aber auch andere Gehiirnregionen wie das Default Mode Network, das beeinflusst, dass Langeweile oder Reizarmut die Kreativität anregen.

Das Default Mode Network erstreckt sich über viele Bereiche des Gehirns und umfasst Teile des Präfrontalhirns im Stirnbereich, des posterioren zingulären Cortex im Hirninneren, des mittleren Schläfenlappens und des oberen Scheitellappens. Die Aktivität dieses Netzwerkes geht mit Tagträumerei einher und ein Mensch ist umso kreativer, je stärker dabei bestimmte Teile miteinander vernetzt sind. Entscheidend ist dabei offenbar vor allem die Vernetzung zwischen den präfrontalen und parietalen Teilen des Netzwerks, also zwischen Stirn- und Scheitellappen, das bestimmt, wie flexibel Menschen ihr Denken und Verhalten steuern können. Auch andere Komponente des Default Mode Netzwerks sind aber für den Einfallsreichtum entscheidend sein, etwa der mittlere Schläfenlappen (medialer Temporalcortex). Dieser ist von zentraler Bedeutung für die Fähigkeit, Wissen abzuspeichern, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern und zukünftige vorzustellen. Steckt man in einem kreativen Schaffensprozess, macht man ja im Grunde nichts anderes, als bereits bestehendes Wissen, Erinnerungen und vorliegende Informationen neu miteinander zu verknüpfen, sodass es naheliegend ist, dass der mediale Temporallappen auch für solche Denkprozesse von Bedeutung ist. Eine Studie von Thakral et al. (2020) stützt diese Annahme, denn in dieser hemmte man mittels transkranieller Magnetstimulation die Aktivität in einem Teil des Hippocampus, der zum medialen Temporalkortex gehört. Wie erwartet, sorgte das nicht nur dafür, dass die Studienteilnehmer gedanklich weniger Details von zukünftigen Ereignissen durchspielten, sondern sie produzierten auch eine geringere Anzahl kreativer Ideen. Hemmte man hingegen ein anderes Gehirnareal, verschwand dieser Effekt.

Hinweis: Zwar kann ein weniger aktiver visueller Cortex und ein aktiveres Default Mode Network, also Langeweile und Nichtstun die Kreativität beflügeln, doch ist nicht davon auszugehen, dass Langeweile generell zu erhöhtem Ideenreichtum führt, denn es gibt dabei auch Faktoren, die diesen schmälern könnten. Ob Menschen kreative Geistesblitze haben, hängt nämlich auch von ihrer Stimmung und ihrem Aktivierungszustand ab, denn sind Menschen wütend oder glücklich, sind originelle Einfälle viel wahrscheinlicher, als wenn sie traurig, melancholisch oder einfach nur ruhig und entspannt sind.

Kreativität und Mehrsprachigkeit

Nach einer Untersuchung von Onysko (2016) in Neuseeland denken mehrsprachige Menschen kreativer und flexibler, denn sie denken weniger linear, ihre Gedanken sind breiter gestreut und kommen daher eher auf Ideen abseits des Mainstreams. Erfasst wurde dabei das divergente Denken, das bei Mehrsprachigen vermutlich durch insgesamt mehr Sprachaktivität im Gehirn gefördert wird und daher die Fähigkeit, flexibel zu assoziieren, erhöht.

Siehe dazu auch die Testpraxis

Literatur zur Kreativität

Bollinger, G. (1981). Kreativitätsmessung durch Tests zum divergenten Denken? Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 2, S. 87-106.

Briseño, Cinthia (2010). Pause macht produktiv.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,707465,00.html (10-07-24)

Heller, K. A. (1987). Hochbegabungsdiagnostik. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 8, S. 155-240. Krampen, G. (1993). Diagnostik der Kreativität. In Trost, G., Ingenkamp, K. & Jäger, R. S. Tests und Trends 10. Weinheim, Basel: Beltz.

Keogh, Rebecca, Bergmann, Johanna, Pearson, Joel, Kahnt, Thorsten, de Lange, Floris P., Dijkstra, Nadine (2020). Cortical excitability controls the strength of mental imagery. eLife, doi:10.7554/eLife.50232.

Onysko, A. (2016). Enhanced creativity in bilinguals? Evidence from meaning interpretations of novel compounds. International Journal of Bilingualism, 20, 315 - 334.

Sparfeld, J. R., Wirthwein, L. & Rost, D.H. (2009). Hochbegabt und einfallslos? Zur Kreativität intellektuell hochbegabter Kinder und Jugendlicher. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 23, 31-39.

Thakral, Preston P., Madore, Kevin P., Kalinowski, Sarah E., Schacter, Daniel L. (2020). Modulation of hippocampal brain networks produces changes in episodic simulation and divergent thinking. Proceedings of the National Academy of Sciences, 117, 12729-12740.

https://scilogs.spektrum.de/thinky-brain/produktive-langeweile/ (20-07-29)

http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/news/psychologie-gen-fuer-genie-und-wahnsinn-entdeckt_aid_440210.html (09-09-30)

 

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