"Mein Gedächtnis ist ein Sieb!"
[Neue Rechtschreibung]
Sind Spanier auch so vergeßlich? Mi memoria es un colador
Dieser Lerntipp |
"Es ist schrecklich", jammerte Claudia, "mein
Gedächtnis ist wie ein Sieb! Was ich auch
hineinschütte, das rinnt einfach durch". Sie kann nicht
verstehen, wie ihre Schwester Brigitte mit viel weniger
Lernen genauso gute - wenn nicht bessere - Noten nach Hause
bringt. Dabei hat sie das Gefühl, dass sie doch viel
fleißiger ist. Wenn Brigitte die Mehr als hundert Jahre alt ist eine der merkwürdigsten Erkenntnisse der psychologischen Lernforschung, die trotz ihres ehrwürdigen Alters erstaunlich wenig beachtet wird: Die Vergessenskurve. Herrmann Ebbinghaus hat sie um 1885 entdeckt und in vielen Versuchen genauer untersucht. Er stellte fest, dass nach dem ersten mühsamen Erlernen eines Gedichtes dieses dann leider noch nicht endgültig und auf Dauer im Gehirn gespeichert ist. Ganz im Gegenteil: Überlässt man das Gedicht nun seinem Schicksal und prüft es etwa nach einer Stunde, ist im Durchschnitt etwa die Hälfte wieder verschwunden. Jeder neue, frisch eingeprägte Inhalt versickert also mit beachtlicher Geschwindigkeit irgendwo zwischen unseren Gehirnwindungen. Und das geht immer so weiter. Zwar wird die Kurve mit der Zeit glücklicherweise bald etwas flacher, doch bleibt im Durchschnitt tatsächlich nicht mehr als etwa ein Fünftel im Gedächtnis hängen. Dieses natürliche "Verdunstungsbestreben" frisch
gelernter Inhalte war wohl schon vorher aus Beobachtungen
alltäglicher Lernsituationen bekannt und man hat eine
Reihe von Diese so nahe liegende Strategie ist aber leider völlig nutzlos. Er konnte zeigen, dass Menschen, die einen Inhalt nur so lange lernen, bis sie ihn gerade beherrschen, und andere Personen, die im Anschluss daran noch eine große Zahl von weiteren Wiederholungen vornehmen, am nächsten Tag fast gleich viel wiedergeben können. Wie lässt sich aber der beachtliche Verlust eines
neu gelernten Inhaltes verhindern? Hier hilft nur eine
Ohne Ungeduld überlassen wir einen neu gelernten Inhalt zunächst seinem Schicksal und nehmen bewusst in Kauf, dass ein Teil davon verloren geht. Nach einer geeigneten Zeit - am besten dann, wenn etwas weniger als die Hälfte des Stoffes "verdunstet" ist, führen wir eine erste Wiederholung durch und holen den gesamten Stoff wieder auf das Niveau der hundertprozentigen Beherrschung - um ihn dann wieder beiseite zu legen und ihn dem Vergessen zu überlassen. Denn nun kommt uns eine angenehme Gesetzmäßigkeit entgegen: Zwar werden abermals einige Teile des eben Wiederholten verloren gehen, doch der Abfall der Vergessenskurve ist nun nicht mehr so steil wie nach dem ersten Lernen. Die "Halbwertszeit" ist wesentlich länger geworden und wir können einen viel längeren Zeitraum verstreichen lassen - vielleicht einen halben Tag -, ehe wir wieder mit einer weiteren Wiederholung die verloren gegangenen Inhalte einfangen. So können wir in immer längeren Zeitabschnitten kurze Wiederholungsphasen ansetzen und den auf jede andere Weise unvermeidbaren Gedächtnisschwund verhindern. [Eine hübschere Zeichnung der
Vergessenskurve findet sich |
Extratip |
Wir können Claudia also empfehlen, ihre |
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