[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Workaholic - die Sucht nach Arbeit

Bereits 1852 beschrieb Gustav Flaubert seine "frenetische, pervertierte Liebe" zur Arbeit. Paul Lafargue, der Schwiegersohn von Karl Marx, kritisierte 1883 die "seltsame" Arbeitssucht der Arbeiterklasse aller Länder". Der Psychoanalytiker Sandor Ferenczi beschäftigte sich 1919 mit den Sonntagsneurosen eines Teils seiner Klienten, die immer dann auftraten, wenn nicht gearbeitet werden durfte oder sollte.

Die Gesellschaft hat trotz der steigenden Zahl Betroffener offensichtlich ein Problem mit dem Thema Arbeitssucht, denn Tugenden wie „Ohne Fleiß kein Preis“ bildet eine der Grundfesten der modernen Leistungsgesellschaft. Der Autor der Arbeitsblätter erinnert sich noch deutlich an ein großes Schild, das im Stiegenhaus seiner Volksschule an der Wand hing: "Wer nicht arbeitet soll auch nichts essen!" Dass so etwas Selbstverständliches wie Arbeiten aber auch pathologisch werden kann, wird weiterhin verkannt. 1990 hat das japanische Arbeitsministerium bestätigt, daß Arbeitssucht zum Tod führen kann. Die Japaner bezeichnen diese Krankheit als Karoshi, Tod durch Überarbeitung. Hauptsächlich tritt der Tod durch Herzversagen, Herzinfarkte oder Hirnschläge ein. Japan hat bereits über 350 Behandlungszentren für Arbeitssüchtige eingerichtet.

Siehe auch Arbeitssucht und Partnerschaft

Wie kommt es zur Arbeitssucht?

Schon in der Kindheit können prägende Beziehungen zu süchtigem Verhalten beitragen. So kann sich aus der übersteigerten Identifikation mit einem besonders tüchtigen und erfolgreichen Elternteil der Wunsch entwickeln, ebenso erfolgreich zu werden. Alles im Leben richtet sich darauf aus, alles perfekt zu machen und stets die Bewunderung anderer zu erhalten. Versagensangst und Rollenunsicherheit kommen verstärkt hinzu.

Arbeiten über alles?

Gehen wir vom - gesunden - arbeitenden Menschen aus: er sieht in der Arbeit eine Bereicherung des Lebens, Geld verdienen, er hat Hobbys, unterhält soziale Kontakte und zwischenmenschliche Beziehungen. Seine Interessen richtet er verschieden aus. Der Arbeitssüchtige dagegen hat nur einen wahren Lebensinhalt, seine Arbeit. Alles um Ihn herum ist auf Arbeit hin ausgelegt, er bringt kein Interesse für andere Dinge und Menschen auf.

Eine Umfrage in Deutschland zu "Doping am Arbeitsplatz" ergab, dass 13 Prozent Medikamente gegen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen einnehmen (DAK-Gesundheitsreport 2009). Nur Psychopharmaka gegen Angst, Unruhe und Nervosität sind mit 44 Prozent viel häufiger.

Der Verlauf der Sucht

Das unermüdliche Ackern am Erfolg, wird von vielen Unternehmen und unserer Gesellschaft positiv sanktioniert. Um so schwerer ist es für den Betroffenen sich seiner Sucht zu bekennen. Nicht zuletzt zeichnen sich die Arbeitssüchtigen durch überdurchschnittlichen Willen und Einsatzfähigkeit aus, Sie entsprechen dem Idealbild der Führungskraft. Diese Menschen sind oftmals Maß aller Dinge, Vorbilder für Kollegen und Mitarbeiter. Doch in allem geht diese Rechnung nicht auf. Der anfängliche Erfolg erntet Lob und Anerkennung. Doch mit ihrem Übereifer schaden sie sich zum Schluß selbst und dadurch schließlich auch dem Unternehmen. Man kann die Krankheit, die Frauen und Männer gleichermaßen befallen kann, in 4 Stadien einteilen:

  1. Einleitungsphase
    Alle Gedanken des Arbeitssuchtgefährdeten kreisen mehr und mehr um seine Arbeit. Er beginnt heimlich zu arbeiten. Die Familie und andere soziale Beziehungen werden vernachlässigt. Nach einiger Zeit tauchen die ersten Schuldgefühle auf, man würde zu viel Arbeiten.
  2. Kritische Phase
    In diesem Stadium entscheidet sich, ob Arbeit nur übertrieben wird oder ob schon eine Sucht entsteht. Der Süchtige sucht nach Ausreden für sein Zuviel-Arbeiten: Er wird unduldsamer und aggressiv. Seine privaten Beziehungen sind gefährdet. Seine gesamten Lebensbereiche ordnen sich der Arbeit unter.
  3. Die chronische Phase
    Es zählt nur noch die Arbeit, sie gibt dem Arbeitssüchtigen die nötige Energie. Alles andere tritt zurück, es wird keine Kraft mehr dafür aufgewendet. Der Süchtige reißt durch falsch verstandenen Perfektionismus immer mehr Aufgaben an sich.
  4. Endphase Bedingt durch krankhafte Folgeerscheinungen kommt es bei dem Arbeitssüchtigen zu einem massiven Knick seiner Leistungsfähigkeit. Er scheidet schon frühzeitig, meist schon Mitte 50, aus dem Berufsleben aus oder stirbt vorzeitig. Besonders gefährdet sind Vorgesetzte, die viel Raum für freie Gestaltungsmöglichkeiten haben. Seltener tritt die Sucht bei Menschen mit festen Dienstzeiten auf. 

Die Folgen von Arbeitssucht können daher vielfältig sein. Durch Schlafmangel und fehlende Entspannung entstehen gesundheitliche Probleme, die schnell zu einem Burn-out führen können. Arbeitssucht geht fast immer mit psychischen Beeinträchtigungen einher, denn Betroffene sind in vielen Aspekten des Lebens weniger zufrieden als nicht arbeitssüchtige Personen. Darunter fallen die Zufriedenheit mit Arbeit und Beruf, der eigenen Gesundheit und der Freizeit, aber auch mit der Ehe und Partnerschaft sowie mit der Beziehung zu Freunden, Bekannten und Verwandten.

 

Siehe auch "Arbeit ist das ganze Leben?" - Ergebnisse der Studie "Einstellungen gegenüber der Arbeit und ihre Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden" von Michaela Städele.

Die Studie wurde nun im Buch "Arbeitssucht und die zwanghafte Persönlichkeitsstörung. Eine theoretische und empirische Auseinandersetzung" veröffentlicht, das den theoretischen Hintergrund und detaillierte Ausführungen über die Studie und deren Ergebnisse beinhaltet. Im Klappentext heißt es: Arbeitssucht - ein Phänomen, das sich großer medialer Beliebtheit erfreut, jedoch wissenschaftlich in noch unzureichendem Maße untersucht worden ist. Dennoch zeigen bisherige Forschungserkenntnisse sowie zahlreiche Erfahrungsberichte arbeitssüchtiger Personen, wie verheerend die gesundheitlichen und psychischen Folgen von Arbeitssucht für den Betroffenen und sein gesamtes soziales Umfeld sein können. Die Autorin Michaela Städele gibt einen eingehenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand, die unterschiedlichen Erklärungsansätze für die Entstehung und die potentiellen Folgen von Arbeitssucht. Darauf aufbauend werden unterschiedliche präventive und interventive Maßnahmen gegen Arbeitssucht vorgestellt. Ein zentraler Aspekt des Buches umfasst die Darstellung der Durchführung und der Ergebnisse einer fundierten, empirischen Untersuchung der Autorin, in der 466 Personen mithilfe eines Online-Fragebogens zu verschiedenen Aspekten ihres Lebens befragt wurden. Das Buch liefert wichtige Erkenntnisse rund um das Thema Arbeitssucht, die sowohl für Betroffene und deren Angehörige, als auch für Psychologen, im Personalwesen Tätige, Führungskräfte und jeden Einzelnen interessant sind.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass nicht nur Manager betroffen sind, sondern in allen Schichten der Gesellschaft anzutreffen ist. Es gibt keine spezifischen Merkmale, wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Familien- oder Bildungstand, die einen arbeitssüchtigen Menschen kennzeichnen. In der Studie sind nur gut zwei Drittel der insgesamt 111 als arbeitssüchtig identifizierten Befragten angestellt oder selbstständig. 31 Prozent fallen auf Personengruppen, denen man es auf den ersten Blick nicht ansieht, dass sie arbeitssüchtig sind. Die größte von ihnen ist mit 23 Prozent die Gruppe der Studenten. Dies ist für viele insofern überraschend, da Studenten häufig als nicht besonders arbeitswütige Personengruppe gelten. Die Studie zeigte weiterhin, dass Arbeitssüchtige auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten und dadurch weniger Zeit für Freizeitaktivitäten oder Schlaf haben. Eine mögliche Erklärung ist, dass Betroffene sich auch in ihrer vermeintlichen Freizeit mit Zusatzaktivitäten eindecken, weil sie ansonsten unter Schuldgefühlen sogar Entzugssymptomen leiden.

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Städele Arbeitssucht
Arbeitssucht und die zwanghafte Persönlichkeitsstörung: Eine theoretische und empirische Auseinandersetzung

Versuch einer Topologie der Arbeitssüchtigen

Bei der Analyse empirischer Daten wurde am Psychologischen Institut der Universität Bonn der interessante Versuch unternommen, mit Hilfe clusteranalytischer Verfahren "Typen" von Arbeitssüchtigen zu ermitteln. Es sollte nämlich nicht davon ausgegangen werden, daß es sich bei der Arbeitssucht um ein homogenes Konzept mit einigen wenigen immer auftretenden Symptomen handelt, sondern es ist vielmehr die Annahme realistischer, daß sich unterschiedliche Formen von Arbeitssucht ausmachen lassen, die differenziert zu charakterisieren und individuell zu behandeln sind. Zwar verbietet sich nach Meinung der Studienautoren eine Verallgemeinerung der Typologisierung, allerdings sind Typologisierungen immer Überspitzungen, die in "Reinform" in der Realität kaum vorkommen. Insofern hat eine solche Typologisierung eher heuristischen Wert, aber aus den Ergebnissen der Gruppierungsanalysen kann jedoch deutlich werden, daß nicht pauschal von der Arbeitssuchtproblematik oder dem Arbeitssüchtigen gesprochen werden sollte. Es handelt sich bei der Arbeitssucht um ein facettenreiches und vielschichtiges Phänomen. Als Gruppierungsvariablen wurde fünf Dimensionen verwendet:

Die entscheidungsunsicheren Arbeitssüchtigen

Gemessen an den übrigen drei Arbeitssüchtigen-Typen lassen sich bei den entscheidungsunsicheren Arbeitssüchtigen auf den ersten Blick relativ wenige Arbeitssuchtmerkmale feststellen. Sie weisen zwar eine vergleichsweise hohe quantitative Arbeitsbelastung auf, verfügen gleichzeitig aber auch über eine große Menge an freier Zeit. In allen übrigen Themenbereichen lassen die entscheidungsunsicheren Arbeitssüchtigen aber kaum ausgeprägte arbeitssüchtige Einstellungs- und Verhaltensmuster erkennen. Allerdings ist diese Aussage nur in Relation zu den übrigen ermittelten Clustern zu sehen. Signifikante Unterschiede fanden sich zwar ausschließlich in Richtung einer stärkeren Arbeitssuchtorientierung, daher liegt es nahe, die entscheidungsunsicheren Arbeitssüchtigen als "die Einäugigen unter den Blinden" zu betrachten.

Die überfordert-unflexiblen Arbeitssüchtigen

Diese Personen lassen sich durch starke Angst- und Überforderungsgefühle bezüglich ihrer Arbeit sowie durch eine ausgeprägte Unflexibilität und fehlende Spontaneität (nicht nur im Arbeitsbereich) kennzeichnen. Sie sind allerdings nicht ausgeprägt zwanghaft im Hinblick auf ihre Arbeitserledigung. Die überfordert-unflexiblen Arbeitssüchtigen berichten über eine Vielzahl von auf eine Arbeitssuchtsymptomatik hindeutenden Beeinträchtigungen, insbesondere im interpersonellen und im gesundheitlichen Bereich.

Die verbissenen Arbeitssüchtigen

Die verbissenen Arbeitssüchtigen fühlen sich nicht überfordert oder ängstlich in bezug auf ihre Arbeit und sind weder zwanghaft noch unflexibel oder entscheidungsunsicher, neigen aber dazu, ihre Überzeugungen und Absichten "um jeden Preis" durchzusetzen. Sie arbeiten viel (sowohl im Beruf als auch im Haushalt), haben wenig Freizeit und sind auffallend zufrieden mit ihrer Arbeit. Ausgeprägt sind bei den verbissenen Workaholics süchtige Arbeitsmuster. Auffallend ist ihre vergleichsweise große Nähe zu den zentralen Inhalten und Werten der protestantischen Arbeitsethik, ihre ablehnende Haltung gegenüber Verantwortungsabgabe und Arbeitsdelegation sowie ihre ausgeprägten Probleme im interpersonellen und insbesondere im partnerschaftlichen Bereich.

Die überfordert-zwanghaften Arbeitssüchtigen

Sie weisen die stärksten Zwanghaftigkeitsanzeichen aller hier untersuchten Arbeitssüchtigen-Typen auf. Kennzeichnend für sie sind Überforderungs- und Angstgefühle bezüglich der Arbeit, ein zwanghaft-ritualisiertes Arbeiten, Entscheidungsschwierigkeiten bei der Arbeit und eine verbissene Haltung bei der Arbeitserledigung. Dabei weisen die überfordert-zwanghaften Arbeitssüchtigen die vergleichsweise geringste Arbeitsstundenzahl auf. Gleichzeitig verfügen sie über relativ viel Freizeit. Sie sind auffällig unzufrieden mit ihrer Arbeit und sind extrem perfektionistisch in ihrem Anspruchsniveau.

Quelle

http://www.psychologie.uni-bonn.de/wiorg/forschung/arbeit_topolog.htm (02-09-17)

Tipps für Arbeitssüchtige

Arbeitssucht bleibt oftmals unerkannt, obwohl sie massive Auswirkungen sowohl auf den Betroffenen, als auch auf dessen unmittelbares Umfeld hat und unter Umständen sogar tödlich verlaufen kann. Jeder sollte sich selbst die Frage stellen, ob neben der Arbeit genug Zeit für sich und das Umfeld bleibt. Viele Menschen neigen aus Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes dazu, sich für den Beruf zu verausgaben, und merken nicht, dass etwa auf Grund ihres pathologischen Arbeitsverhaltens der Verlust des Freundeskreises oder gar der eigenen Familie drohen. Die folgenden Tipps können dabei vielleicht helfen, mit dieser Suche besser umzugehen:

Moderne Kommunikation und Arbeitssucht

Durch die modernen Kommunikationsmittel muss nicht mehr im Büro sitzen, bloß weil noch eine Nachfrage oder ein Auftrag zu erwarten ist. Da kann man auch abends E-Mails checken oder den Anruf auf dem Handy entgegennehmen. Das Problem ist allerdings, dass Erreichbarkeit süchtig machen kann. Studien zeigen, dass wir bei jeder Nachricht emotional stark reagieren. Man fühlt sich gebraucht, gefragt, unabkömmlich. Durch die modernen Kommunikationsmittel gibt es nun die Möglichkeit, dass wir uns diesen Kick überall holen. Man ist zwar körperlich anwesend, aber geistig eigentlich fast immer beim Job. Bisher haben wir gelernt, wie wir die moderne Kommunikationsmittel nutzen können. Jetzt müssten wir noch lernen, selbst aktiv zu entscheiden, wann es gut für uns ist und wann nicht.

Wie man im Urlaub Abhilfe schaffen kann

Wenn Menschen auf Urlaub fahren, dann braucht ihr Nervensystem einige Tage bis zu einer Woche, bis es überhaupt zur Ruhe kommt, d. h., man sollte sich Zeit nehmen, dort real anzukommen, denn erst dann tritt ein wirklicher Erholungseffekt ein. Daher sollte man sich mindestens drei Wochen Urlaub nehmen. Hinzu kommt auch, dass viele Menschen die Ruhe gar nicht mehr aushalten und permanent Ablenkung suchen, was verhindert, dass sie sich im Urlaub auch wirklich erholen können. Bei manchen Menschen versagt das Immunsystem häufig, wenn sie plötzlich Urlaub haben. Das im Fachjargon Leisure Sickness, Freizeitkrankheit, genannte Phänomen betrifft vor allem Menschen, die in ihrem Beruf besonders gefordert sind, wobei ein ungesunder Lebensstil und zu wenig Erholungsphasen im Alltag die Ursachen dafür sind. Bei Dauerstress passt sich der Körper mit der Zeit an die Situation an und erbringt ständig außergewöhnliche Leistungen, d. h., der Adrenalinspiegel steigt, das Immunsystem wird stimuliert und arbeitet auf Hochtouren. So lernt der Körper oft über Jahre hinweg, dass er bei Stress nicht krank werden darf, doch fällt dann der Druck weg, kann der Körper die Spannung nicht mehr abbauen, das Immunsystem fährt herunter und das psychovegetative System reagiert. Betroffene fühlen sich müde und abgeschlagen, leiden manchmal an Schwindel, Schlafstörungen und Kopfschmerzen oder zeigen sogar grippeähnlichen Symptome. Menschen, die sehr ehrgeizig sind und zu Perfektionismus neigen, fällt es schwer, abzuschalten, ihre Gedanken kreisen immer um ihre Probleme, die Arbeit und die Zukunft. Auszeiten lösen bei ihnen eine innere Leere aus, in Ruhephasen plagt sie schlechtes Gewissen. Leisure Sickness ist nach Ansicht von Experten daher als Warnsignal für eine Überforderung von Körper und Psyche ernst zu nehmen und diese Symptome für zu viel Stress im Alltag keinesfalls zu banalisieren oder gar zu ignorieren. Menschen, die im Urlaub stets krank werden, hilft oft eine psychotherapeutische Beratung, aber auch mehr Ruhe und ein gesünderer Lebensstil helfen. Vor allem gilt es, auf eine gesunde Mischung zwischen Arbeit und Freizeit zu achten. Vor allem sollte man einen Urlaub langsam angehen, d. h., nicht gleich alle Aktivitäten herunterfahren, sondern sanft von der Anspannung in die Entspannung gleiten. Bereits einige Tage vor der Abreise in Ruhe packen und alles organisieren, und nicht bis zur letzten Minute mit voller Energie arbeiten. Am Urlaubsort sollte man auch dem Körper Zeit geben, sich an die fremde Kost, ungewohnte Betätigungen und an das andere Klima zu gewöhnen.

Man sollte allen wichtigen Kontakten die Urlaubszeit ankündigen und Abwesenheitsnachrichten auf der dienstlichen Mailbox und E-Mail einrichten und jemanden als Ansprechpartner für dringende Anfragen benennen. Führungskräfte können als Personalentwicklungsmaßnahme Mitarbeiter als VertreterInnen und somit kompetente AnsprechpartnerInnen aufbauen. Das ist übrigens auch sehr hilfreich, wenn man beruflich bedingte Reisen unternehmen muss, und MitarbeiterInnen in dieser Zeit die Verantwortung übernehmen müssen. Sie sollten vor dem Urlaub offene Arbeitspakete auflisten und planen wie und wann diese nach dem Urlaub bearbeitet werden. Für alle gilt, sich von dem Gedanken zu verabschieden, man sei unverzichtbar.

Wenn man erwartet, dass man von einem 150-Prozent-Tempo am ersten Urlaubstag auf Erholung umschaltet, ist die Enttäuschung eigentlich schon programmiert. Das Umstellen braucht Zeit. Hilfreich können Rituale sein. Erst mal ein Spaziergang am Urlaubsort. Oder eine Unternehmung, von der man weiß, dass sie einen wirklich entspannt. Man sollte eher Dinge tun, die im Gegensatz zum Alltag stehen. Wer viel im Büro sitzt, dem hilft Bewegung. Wer viel körperlich arbeitet, den entspannt vielleicht ein Tag in der Sauna. Sich im Urlaub mental konsequent vom Beruf und seiner Arbeit zu lösen, bedeutet dabei konkret: keine beruflichen Telefonate, keine Emails und auch keine Gedanken an den Beruf, auch wenn das anfangs sicherlich schwer fällt.

Eine Führungskraft, die ihre Erholung ernst nimmt, Urlaubstage in Anspruch nimmt und sich ganz selbstverständlich freie Zeiten im Alltag gönnt, ist bestimmt das beste Vorbild für Balance – und sie ist motivierend die Mitarbeiter.

Berufstätige sollten sich übrigens auch am Ende eines Urlaubs eine Übergangsphase schaffen, denn das erleichtert die Rückkehr in den Alltag. Wie eine Studie gezeigt hat, haben Menschen, die in ihrer freien Zeit zu sehr abzuschalten, beim Wiedereinstieg in den Arbeitsplatz Probleme. Man sollte sich daher schon am Ende des Urlaubs einige Stunden lang innerlich wieder auf die Arbeit einstellen, etwa durch eine schriftliche Liste von anstehenden Aufgaben. Dennoch sollten Berufstätige im Urlaub nicht an ihre Arbeit denken, denn wer das Berufliche vergisst, erholt sich besser, fühlt sich weniger erschöpft und ist mit seinem Leben insgesamt zufriedener.

Quelle

Wenn das Smartphone zur Jobfessel wird. Zeit online vom 31.7.2010

Quellen:
http://wwwm.htwk-leipzig.de/~schweika/Drogenprojekt/Gruppe3/Ordner1/Kauf3.html (00-04-27)
Poppelreuter, Stefan (2002). Arbeitssucht. Psychologie Verlagsunion.



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