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Einfachheit

Einfachheit bezieht sich auf die Wortzahl und den Satzbau, also auf die sprachliche Formulierung - geläufige, anschauliche Wörter sind zu kurzen, einfachen Sätzen zusammengefügt. Bei einer einfachen Sprache erfaßt der Leser die Wörter schnell und stellt die Zusammenhänge zwischen ihnen im Satz mühelos her. Die folgende Abbildung zeigt in übersichtlicher Form, welche einzelnen Eigenschaften das Merkmal Einfachheit umfaßt:

Einfachheit

einfache Darstellung
einfache Sätze
geläufige Wörter
Fachwörter erklärt
konkret
anschaulich

++ + 0 - -- 

Kompliziertheit

komplizierte Darstellung
lange, verschachtelte Wörter
Fachwörter nicht erklärt
abstrakt
unanschaulich

Beispiele

Einfache Fassung: Was ist Raub?
Jemand nimmt einem anderen etwas weg. Er will es behalten. Aber es gehört ihm nicht. Beim Wegnehmen wendet er Gewalt an oder droht dem anderen, dass er ihm etwas Schlimmes antun werde. Dieses Verbrechen heißt Raub.

Komplizierte Fassung: Was ist Raub?
Raub ist das jenige Delikt, das jemand durch Entwendung eines ihm nicht gehörenden Gegenstandes unter Anwendung von Gewalt oder von Drohungen gegenüber einer anderen Person begeht, sofern die Intention der rechtswidrigen Aneignung besteht.


Einfache Sprache ist nicht unbedingt leichter

Sauppe et al. (2021) haben gezeigt, dass die Bildung einfacher Sätze nicht unbedingt zum besseren Verständnis beiträgt, was daran liegen könnte, dass die Gehirnaktivität beim Sprechen von schwierigen grammatikalischen Strukturen stärker ist als bei einfachen. Untersucht wurde das an fünfzig Hindi-Muttersprachlern, die man in zwei Gruppen einteilte: eine Gruppe beschrieb eine Szene auf einem Bild in der Vergangenheit, die andere in der Gegenwartsform. Hindi kennen oftmals keine Artikel und setzen den Fall in Form einer Endung, eines Markers hinter das Nomen, denn sprechen Hindi-Sprecher über die Gegenwart, fällt dieser Marker weg und nur in der Vergangenheit nutzen sie diese Marker. Die Sprecher benötigten zwar unabhängig von der gewählten Zeitform gleich lange, bis sie zu sprechen begannen, doch die Neuronen im Gehirn der Probanden feuerten stärker, wenn sie sich der vermeintlich einfachen Grammatik der Gegenwartsform bedienten. Offenbar bedeuten weniger grammatikalische Unterscheidungen, also einen Satz in verschiedensten Formen zu Ende zu führen, mehr energetischen Aufwand für das Gehirn, und bedeutet auch, dass sie länger flexibel bleiben und sich erst spät auf die ganze Aussage festlegen müssen.

Literatur

Sauppe, Sebastian, Choudhary, Kamal K., Giroud, Nathalie, Blasi, Damián E., Norcliffe, Elisabeth, Bhattamishra, Shikha, Gulati, Mahima, Egurtzegi, Aitor, Bornkessel-Schlesewsky, Ina, Meyer, Martin & Bickel, Balthasar (2021).  Neural signatures of syntactic variation in speech planning. Public Library of Science, doi:10.1371/journal.pbio.3001038.


 



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