[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Augen in der Kommunikation

Kommunikation: Die Augen

Wen das Auge nicht überzeugen kann,
überredet auch der Mund nicht.
Franz Grillparzer

Der Augenkontakt

Literatur

Farroni, Teresa, Johnson, Mark H., Menon, Enrica, Zulian, Luisa, Faraguna, Dino & Csibra, Gergely (2005).  Newborns' preference for face-relevant stimuli: Effects of contrast polarity. Proceedings of the National Academy of Sciences, 102, doi:10.1073/pnas.0502205102.

Kajimura, Shogo & Nomura, Michio (2016). When we cannot speak: Eye contact disrupts resources available to cognitive control processes during verb generation. Cognition, 157, 352-357.

Levy, J., Foulsham, T. & Kingstone, A. (In press). Monsters are people too. Biology Letters.

Jessen, S., & Grossmann, T. (2014). Unconscious discrimination of social cues from eye whites in infants. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Published ahead of print October, doi:10.1073/ pnas.1411333111.

Waller, B. M., Peirce, K., Caeiro, C. C., Scheider, L., Burrows, A. M., McCune, S., et al. (2013). Paedomorphic Facial Expressions Give Dogs a Selective Advantage. PLoS ONE, doi:10.1371/ journal.pone.0082686.

Man bezeichnet häufig die Augen als das Fenster zur Seele. Wenn dieser Blick versperrt ist, kann dies sehr irritierend sein: Wenn man einmal ein Gespräch mit einer Person hatte, die während des Gesprächs eine nicht-entspiegelte Sonnenbrille trug, wird man wissen, wie unangenehm es sein kann, wenn man dem Gegenüber nicht in die Augen sehen kann. Denn so kann man nicht mitbekommen, wie der Gegenüber reagiert. Beispielsweise deuten Menschen häufige Blickzuwendungen als Aufmerksamkeit, Zuneigung oder Freundlichkeit. Umgekehrt, wenn ein Gegenüber den Blickkontakt vermeidet, denken wir z.B., der andere ist desinteressiert, gleichgültig, abwesend oder auch einfach nur ängstlich oder scheu. Werden wir allerdings zu intensiv und zu lange angeschaut, empfinden wir dies häufig als aufdringlich, als aggressiv. Wir neigen dann uns zu fragen: "Warum starrt der mich so an"? In einer solchen Situation fühlen wir uns unwohl und neigen wir häufig dazu, die Szene zu verlassen.  Menschen können in der Regel steuern, wie lange sie ihrem Gegenüber in die Augen schauen, was nach einer Studie von Alan Johnston (University College, London) eine wichtige Rolle für eine gelingende Kommunikation spielt. In einer Studie hat er deshalb nach der perfekten Blick-Dauer für den Erstkontakt gesucht, wobei sich zeigte, dass eine bis drei Sekunden am Stück optimal sind, und alles darüber hinaus auf den anderen potenziell bedrohlich wirkt, während ein flüchtiger Blick dem Gegenüber Desinteresse vermittelt.

Übrigens: Die Mitglieder des südafrikanischen Stammes der Zulu begrüßen einander gerne mit einem warmherzigen "Sawubona", das übersetzt so viel bedeutet wie “Ich sehe dich“. Diese Begrüßungsformel bringt es auf den Punkt, denn wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, dann sehen sie sich und blicken meist als erstes in die Augen.

Levy, Foulsham, & Kingstone (in press) präsentierten in einer Untersuchung 22 Studenten am Bildschirm Fantasy-Bilder aus dem Spiel Dungeons & Dragons, wobei mit einer Kamera nicht nur erfasst wurde, wohin die Testpersonen schauten, sondern auch wie lange. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer immer die Augen ihres digitalen Gegenübers suchten, gleichgültig, ob diese im Gesicht waren oder an den Händen. Damit fixierten sie Augen weitaus länger als alles andere, allerdings wurden bei Menschen und Humanoiden die Augen schneller entdeckt als bei Monstern. Man vermutet daher, dass das Gehirn der Primaten die Augen des Gegenübers scannt, um Informationen zu gewinnen, denn für Primaten ist es evolutionär betrachtet lebensnotwendig, zu erkennen, ob der Gegenüber wütend, kampflustig oder ängstlich schaut.

Obwohl Augenkontakt und verbale Verarbeitung bei einem Gespräch unabhängig zu sein scheinen, weichen Menschen beim Blickkontakt im Gespräch häufig von Gesprächspartnern ab, was darauf hindeutet, dass es Störungen zwischen diesen beiden Prozessen gibt. Kajimura & Nomura (2016) haben diese Interferenzen untersucht, da sie vermuten, dass beide Prozesse kognitive Ressourcen eines domänenübergreifenden Systems teilen, d. h., dass ein Einfluss des Blickkontakts auf die gleichzeitige sprachlichen Prozesse wie Abruf und Auswahl besitzen.

In einem Experiment verzögerte das Betrachten eines Films von Gesichtern mit auf den Betrachter gerichteten Augen die Produktion von Assoziationen zwischen Wörtern mehr als ein Film von Gesichtern mit abgewendeten Augen. Dieser Effekt war jedoch nur dann vorhanden, wenn sowohl die Abruf- als auch die Auswahlanforderungen an die Begriffe hoch waren, d. h., bei bei komplexeren Assoziationen oder bei Wörtern, zu denen es zahlreiche mögliche Kombinationen gibt. Die Ergebnisse deuten demnach darauf hin, dass Blickkontakt nicht per se mit der Suche nach den passenden Wörtern zusammenhängt, sondern erst dann, wenn der Sprechende auf ein Wort stößt, über das er aktiv nachdenken muss, kann das im Gehirn zu Konflikten und daher zu Verzögerungen im Gespräch führen.

Augen und Angst

Menschen blicken ihrem Gegenüber in die Augen, denn diese sagen, wie sich der Gesprächspartner fühlt, wobei die weiße Sclera zentrale Signalfunktion hat, die etwa verrät, ob ein Mensch Angst hat und wohin er gerade blickt. Die Augen sind dann geweitet und die Lederhaut erscheint dadurch größer. Schweift der Blick ängstlich umher, ist das ein Hinweis auf Gefahr in der Umgebung. schaut er auf diese Weise sein Gegenüber direkt an, drückt er damit Angst vor seinem Gesprächspartner aus.

Auch Neugeborene registrieren Blicke und reagieren darauf, wobei sie auf Angst erst ab einem Alter von sieben Monaten reagieren, denn die dafür notwendigen Gehirnstrukturen wie etwa die Amygdala sind davor offenbar noch nicht voll funktionsfähig. Es besteht derzeit aber keine Einigkeit darüber, wie spezifisch oder allgemein die Mechanismen sind, die den Gesichtspräferenzen von Neugeborenen zugrunde liegen. Farroni et al. (2005) befassten sich daher mit dieser Frage, indem sie die Kontrastpolarität von schematischen und naturalistischen Gesichtsbildern manipulierten und die Präferenzen von Neugeborenen untersuchten. Sie fanden dabei heraus, dass sowohl bei schematischen als auch bei naturalistischen Gesichtsbildern die Kontrastpolarität wichtig ist, wobei Neugeborene keine Präferenz für ein aufrechtes gesichtsbezogenes Bild zeigten, wenn es nicht aus dunkleren Bereichen um die Augen und den Mund bestand. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit der Sensibilität für die schattigen Bereiche eines Gesichts mit natürlicher Beleuchtung von oben bzw. für die Erkennung von Augenkontakt.
In weiteren Experimenten hat man Babys mit Bildern von schematisierten Augen konfrontiert, von denen nur die Sclera zu sehen war, und die die Säuglinge direkt anblickten oder an ihnen vorbeisahen. Ängstlich blickende Augen lösten im Gehirn der Säuglinge stärkere elektrische Potenziale, wobei sich das Gehirn dabei ausschließlich an der Lederhaut orientiert. Diese Reaktion läuft unbewusst ab, denn zeigte die Bilder immer nur für 50 Millisekunden. also zu kurz, um von den Säuglingen in diesem Alter bewusst wahrgenommen zu werden. Das Gehirn reagierte zudem teilweise stärker, wenn die Augen die Säuglinge direkt anzusehen schienen, denn ein ängstlicher Blick am Kind vorbei rief schwächere elektrische Potenziale in jenen Gehirnregionen hervor, die für höhere geistige Fähigkeiten und Aufmerksamkeit zuständig sind. Schon im Alter von sieben Monaten können Säuglinge demnach Angst aus den Augen ihres Gegenübers lesen, ohne dass diesen das bewusst wird, denn sie verlassen sich dabei ausschließlich auf die Form der Sclera.

Dass Menschen die Blicke und Gefühle anderer schon von frühester Kindheit an lesen können, ist ein Indiz dafür, wie wichtig diese Fähigkeit für das Zusammenleben ist, wobei die Konzentration auf die Augen und die Blickrichtung ein wichtiges Kennzeichnen für eine gesunde, soziale Entwicklung darstellt. Säuglinge, bei denen dies zwischen dem zweiten und sechsten Lebensmonat nachlässt, weisen später oft soziale Defizite auf oder erkranken an Autismus.

Augen als Abschreckung

In der Natur bieten vermeintliche Augenpaare etlichen Arten Schutz vor Angreifern, wobei augenähnliche Muster auf Schmetterlingsflügeln Vögel abdrehen lassen, und auch auf die großen Augenflecken mancher Raupen fallen Fressfeinde herein. Bewährt haben sich Scheinaugen auch beim Menschen, denn in Indien tragen Waldarbeiter Masken mit Gesichtern auf dem Hinterkopf, um Tiger abzuschrecken. Das Neueste: Auf das Hinterteil von Kühen aufgemalte Augenpaare sollen Rinder in Afrika vor Löwenangriffen schützen, denn anpirschende Löwen erhalten dadurch den Eindruck, sie seien bereits entdeckt und verzichteten vielleicht auf einen Angriff. Man stempelte daher in einem ersten Versuch Augenkonturen auf die Hinterteile von etwa zwei Dritteln der Tiere einer Rinderherde, und nach zehn Wochen waren drei der naturbelassenen Rinder von Löwen getötet worden und alle Tiere mit Augenpaar überlebten. Möglicherweise sind die Augenflecken eine kostengünstige Strategie gegen Löwenangriffe, denen viele Rinder zum Opfer fallen.

Der treuherzige Hundeblick ist evolutionär entstanden

Viele Menschen kennen den treuherzigen Blick von Hunden, der auf der Fähigkeit der Tiere beruht, die innere Augenbraue zu heben, und auch Hunde aus Tierheimen finden schneller einen neuen Besitzer, wenn sie ihre Augenbrauen öfter heben. Der Wolf hingegen ist nicht in der Lage, dieses anziehende Verhalten anzuzeigen. Offenbar hat der Hund diese Fähigkeit erst im Verlauf seiner Domestizierung entwickelt und sich dadurch emotional an den Menschen gebunden. Man vermutet, dass sich diese welpenartigen Merkmale bei Hunden als Nebenprodukt der Selektion gegen Aggression entwickelt haben. Waller et al. (2013) vermuten daher, dass solche pädomorphen Merkmale den Hunden einen selektiven Vorteil verschafften, denn alle Hunde, die Gesichtsmerkmale zeigen, die ihr neonatales Aussehen verbessern, werden vom Menschen vorzugsweise gewählt. Daher kann es zu einer frühen Domestikation von Wölfen gekommen sein, nicht nur, weil die Wolfspopulationen zahmer wurden, sondern auch, weil sie die menschlichen Vorlieben für pädomorphe Merkmale in einem komplexen koevolutionären Prozess ausnutzten. Das Heben der Brauen lässt Augen des Tieres größer erscheinen, das Gesicht des Tieres dadurch kindlicher und ist dem Blick eines traurigen Menschen sehr ähnlich, was einen Betreuungsimpuls auslöst.

Sonnenbrillen als Hindernisse bei der Kommunikation


Literatur


Hömke, Paul, Holler, Judith & Levinson, Stephen C. (2018). Eye blinks are perceived as communicative signals in human face-to-face interaction. PLOS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0208030.
Pander, Christine (2010). Sicherer durch Sonnenbrille.
WWW: http://stuttgarter-zeitung.de/ stz/page/2577895_0_9223_-psychologie -sicherer-durch-sonnenbrille.html (10-08-03)
Stangl, W. (2022, 10. November). Kommunikation als Machtinstrument – Pädagogik-News.
https://paedagogik-news.stangl.eu/kommunikation-als-machtinstrument

Bildquelle:
https://www.stangl-taller.at/ARKTOS/ blog/uploaded_images/1220280153 _5-751326.jpg (10-08-03)

Wenn jemand eine dunkle oder spiegelnde Sonnenbrille trägt, sind seine Emotionen schwerer lesbar, denn die Trägerin oder der Träger lässt sich durch diese nicht in die Gefühlswelt schauen, vor allem deshalb, weil keine mimische Darstellung der Augen mehr erkennbar ist. Mit einer Sonnenbrille kann man auch seine Blickbewegungen und Blickrichtungen verbergen, d.h., das Gegenüber weiß nie genau, wohin die Trägerin oder der Träger schaut, was für sehr viele Menschen störend wirkt. Das Tragen einer Sonnenbrille verstärkt daher bei manchen Menschen auch den Glauben, sie seien durch das Tragen der Brille besser vor der Kontrolle anderer geschützt, wobei man aus Untersuchungen weiß, dass Menschen sich dann auch eher dazu verleiten lassen, unehrlich und eigennützig zu sein. Markus Studtmann (Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung) hat in Experimenten gezeigt, dass große Sonnenbrillen, die die Augenbrauenpartie abdecken, auf Emotionen der TrägerInnen kaum mehr Rückschlüsse zulassen, d.h., als Gegenüber kann man nicht mehr oder nur schlecht erkennen, ob sich die Augenbrauen heben oder zusammenziehen, also Emotionsausdrücke wie Furcht, Überraschung und Ärger nicht mehr so leicht entdecken kann. Man kann auf Grund der Brillen natürlich auch nicht mehr erkennen, ob sich das Auge weitet oder das Oberlid hochgezogen wird, wodurch das Auge an sich die Emotionen nicht mehr verraten kann, sondern es bleibt als Identifikationsmerkmal für die Gefühlsregungen des Gegenüber nur mehr die Gesichtsmuskulatur rund um das Auge wie Lach- und Mimikfalten. An ProbandInnen im Alter zwischen 12 und 75 Jahren wurde auch überprüft, welche Gefühle sich auf Gesichtern noch erkennbar spiegeln, wenn bestimmte Teile des Gesichts abgedeckt sind: Ist nur die untere Gesichtshälfte bedeckt, ist es weniger schwierig, auf die Gefühlslage des Gegenübers zu schließen, denn die Mundpartie ist für das Zeigen von Emotionen offensichtlich weniger bedeutsam, aber aber wesentlich schwieriger wird es, wenn die obere Gesichtshälfte abgeschirmt ist wie dies eben beim Tragen von Sonnenbrillen der Fall ist. Übrigens zeigten in den Versuchen ältere Personen prinzipiell weniger Emotionen, wobei es nicht entscheidbar war, ob es ihnen schwerer fiel, Emotionen überhaupt zu zeigen, oder ob sie Emotionen einfach besser unterdrücken können (Pander, 2010).

Der Lidschlag

Hömke et al. (2018) haben die potenzielle Feedback-Funktion des Blinzelns untersucht, das tendenziell unterschwellig ist und von kaum jemandem bewusst wahrgenommen wird (Mikroexpression). Dabei wurde ein auf Virtual Reality basierendes Modell in Form eines Avatars entwickelt, das es ermöglichte, das Blinzeln für einen virtuellen Zuhörer selektiv zu manipulieren und kleine Unterschiede in der Blinzeldauer zu erzeugen, was zu kurzen (208 ms) und langen (607 ms) Blinksignalen führte. Dabei zeigte sich, dass Sprecher unbewusst die subtilen Unterschiede in der Blinzdauer der Zuhörer berücksichtigten und wesentlich kürzere Antworten als Reaktion auf lange Blinzeln der Zuhörer produzierten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass neben den physiologischen, wahrnehmungsbezogenen und kognitiven Funktionen auch das Blinzeln des Zuhörers als kommunikative Signale wahrgenommen werden und das kommunikative Verhalten der Sprecher in der persönlichen Kommunikation direkt beeinflussen. Vermutlich ist der Lidschlag also ein Bestandteil für das Erreichen des gegenseitigen Verständnisses in der täglichen sozialen Interaktion.

In einer Untersuchung zeigte man Probanden Fotos von wütenden und ängstlichen Gesichtern, damit diese die Emotionen nach ihrer Intensität einstufen sollten, wobei auf einigen Bildern die Augen direkt auf den Betrachter schauten, auf anderen die Augen leicht abgewandt waren. Einen wütenden Blick werteten die Probanden intensiver, wenn es direkten Augenkontakt gab. Bei ängstlichen Gesichtern hingegen ließ der abgewandte Blick eine höhere Intensität der Emotion vermuten.

Kurz vor einem Kampf fixieren Hunde einander, wenn sie die Rangordnung untereinander ausmachen, wobei aggressive Menschen sich ähnlich verhalten, denn kurz bevor ein Streit eskaliert, treffen sich die Blicke der Streitenden und klammern sich aneinander. Intensiver Blickkontakt aktiviert aber in vielerlei Hinsicht die Abwehr und kann als Dominanzgeste verstanden werden, denn wer in einer solchen Konfrontation zuerst wegsieht, steht schon fast als Verlierer fest. Untersuchungen zeigen übrigens, dass Menschen eher dann den Blickkontakt suchen, wenn sie mit ihrem Gegenüber einer Meinung sind, doch liegen die Meinungen auseinander, steigert der direkte Blickkontakt die Abwehrreflexe. Wenn man jemanden zunächst von einer Meinung überzeugen will, dann ist offensiver Blickkontakt daher zunächst kontraproduktiv.

Übrigens können über die Pupillenreflexe Gehirnvorgänge ähnlich exakt vorhergesagt werden wie durch weit aufwendigere Untersuchungen eines menschlichen Gehirns etwa in einem Kernspintomographen, denn wer z.B. eine Entscheidung trifft, verrät sich durch die Erweiterung seiner Pupillen. Wissenschaftler haben so in einer Versuchsreihe exakt vorhersagen können, wann eine Testperson einen Schalter mit einer bestimmten Ziffer betätigte. Der Augenreflex hat deutlich signalisiert, für welche Zahl aus einer Nummernfolge sich ein Proband entschied. Der Pupillenreflex ist eine Reaktion auf die Ausschüttung von Noradrenalin, das im Zusammenhang mit Entscheidungsprozessen und Gedächtnisleistungen im Gehirn steht. Wissenschaftler haben übrigens nachgewiesen, dass sich beim Anblick eines sexuell attraktiven Menschen sowohl bei Männern als auch Frauen die Pupillen weiten, wobei heterosexuelle Männer diese Reaktion bei einer attraktiven Frau zeigten, homosexuelle Männer hingegen beim Anblick attraktiver Männer. Bei heterosexuellen Frauen weiteten sich die Pupillen sowohl bei Männern wie auch bei Frauen, homosexuelle Frauen reagierten stärker auf Frauen. Diese Reaktion der Pupillen auf sexuelle Reize hatte sich vor über fünfzig Jahren die kanadische Regierung versucht zunutze zu machen, um Homosexuelle zu entdecken, wobei der Versuch jedoch wegen ungenauer Messungen abgebrochen wurde.

Das dritte Augenlid

Die Nickhaut - Plica semilunaris conjunctivae, Membrana nictitans - ist beim Menschen eine zusätzliche Bindehautfalte im nasenseitigen Augenwinkel, wobei die kleine rosa Ecke im inneren des Auges ein Überbleibsel der Evolution darstellt. Dieses ist manchen Wirbeltieren transparent und kann wie eine Schutzbrille vor das Auge geklappt werden, doch beim Menschen und den meisten anderen Primaten ist sie nur rudimentär vorhanden. Einige Vögel, Reptilien und Fische haben dieses dritte Lid voll ausgeprägt. Die Nickhaut schützt wie eine Schutzbrille die Hornhaut vor mechanischen Einflüssen und kann wie ein Scheibenwischer zur Entfernung von Fremdkörpern eingesetzt werden. Bei einigen wasserlebenden Tieren wie dem Biber oder der Seekuh wird sie während des Tauchens vor die Hornhaut verlagert, während sie bei anderen aquatischen Säugetieren wie den Ohrenrobben dagegen nur beim Landaufenthalt eingesetzt wird und das Eindringen von Staubkörnern verhindert. Bei Eisbären fungiert die Nickhaut wie eine Schneebrille und schützt vor Schneeblindheit. Bei Vögeln sind in die Nickhaut zwei Muskeln eingelagert, die einen aktiven Lidschlag der Nickhaut, die bei Vögeln eine größere Rolle für die Verteilung der Tränenflüssigkeit spielt als die Lider selbst ermöglichen. Beim Haushuhn vollführt die Nickhaut etwa 35 Lidschläge pro Minute.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nickhaut (22-04-05)

Siehe auch den Augengruß

Die Glabellafalte

oder auch Zornesfalte, die direkt über den Augen liegt, führt bei manchen Menschen zu einem chronisch übel gelaunten Gesichtsausdruck, der auch ihr Sozialleben beeinflussen kann, weil sie auch im Normalzustand auf ihr Gegenüber so wirken, als ob sie die Stirn bewusst runzeln. Diese anatomische Besonderheit kann zu einer ganz erheblichen seelischen Belastung führen, da Menschen im Gespräch meist unbewusst auf die vermutete schlechte Laune reagieren, was zum Abbruch der Konversation oder sogar zu einer ebenfalls zornigen Reaktion führen kann. Auch wird dieses Gesichtsareal auch häufig mit Müdigkeit in Verbindung gebracht, denn wer so grimmig dreinschaut, gleichgültig, ob aus Müdigkeit oder auf Grund der Anatomie, wird oft als desinteressiert, gelangweilt oder wenig dynamisch wahrgenommen.

Die Ausprägung der Glabellafalte ist teilweise anlagebedingt, kann aber vom natürlichen Verlauf des Lebens aber immer ausgeprägter werden, denn die Glabellafalte gehört zu den typischen Falten der menschlichen Mimik, die sich durch häufiges Zusammenziehen der Augenbrauen weiter verstärken. Normalerweise entsteht die Zornesfalte meist im Alter zwischen vierzig und fünfzig Jahren, wobei das Bedürfnis, sich zu konzentrieren, ein Nachlassen der Sehschärfe und auch eine erhöhte Stressbelastung zu der Angewohnheit führen, diese Anspannung durch Mimik im Augenbereich auszudrücken. Im übrigen ist diese Falte auch ein typisches Merkmal von RadfahrerInnen, da diese häufig im Fahrtwind die Stirn runzeln.

Wie wichtig die Falten über den Augen auch für die menschliche Kommunikation sind, zeigt sich in einem Experiment mit Botox. Es zeigte auch, wie stark Mimik und Gehirn zusammenhängen, denn Frauen, die eine Spritze in die Glabellafalte zwischen die Augenbrauen bekommen hatten, brauchten in dem Experiment länger, um negative Sätze zu verstehen. Das liegt daran, dass man offensichtlich den Körper braucht, um zu fühlen, denn positive Inhalte konnten sie sofort verstehen, da hier die Glabellafalte keine Rolle spielt, doch wegen des Botox konnten sie die Stirn nicht mehr runzeln und brauchten daher länger, um negative Informationen zu verarbeiten.

Die Augenbrauen

scheinen sich in der Evolution erst entwickelt zu haben, als der Mensch die afrikanische Savanne eroberte, denn seine nächsten Verwandten, die Schimpansen, haben keine ausgeprägte Behaarung über dem Auge. Stattdessen hat der Schimpanse Überaugenwülste, denn dort, wo beim Menschen die Augenbrauen sind, stehen beim Affen - wie übrigens auch noch beim Neandertaler - die Knochen etwas hervor, so dass über den Augen die Stirn etwas vorsteht. Man vermutet, dass die Augenbrauen ein Ersatz für die Überaugenwülste sein könnten. Außerdem spielt die Mimik in der menschlichen Kommunikation eine große Rolle, denn über die Augenbrauen werden viele Gefühle ausgedrückt. Sind Menschen mürrisch, ziehen sie sie zusammen, sind sie freudig überrascht, ziehen sie die Augenbrauen hoch. Der Frühmensch verlor diese markanten Wülste über den Augen, weil das Gesicht im Laufe der Menschwerdung immer flacher wurde.

Silberblick und Schielen

Schielen, als Krankheit Strabismus, löst bei anderen Menschen den Reflexe des Kindchenschemas aus, denn die Evolution hat für den Nachwuchs, solange er noch hilflos ist, den besonderen Schutzstatus, ihn deshalb instinktiv zu mögen, weil er ansonsten keine Chance hätte, eingerichtet. Diese Zuneigung lösen bestimmte Körpermerkmale aus, die besonders Kindern zueigen sind, etwa ein überproportional großer Kopf, unterproportional kleine Ohren und auch das Schielen: beide Pupillen möglichst nah an der Nase und die Augen dabei weit aufgemacht. Da es besonders unter Kindern weit verbreitet - etwa fünf Prozent aller Kleinkinder schielen sogar sehr deutlich - kommt der Eindruck einer gewissen Hilflosigkeit hinzu.

Bei Männer weckt leichtes Schielen, gemeinhin als Silberblick bezeichnet, vermutlich daher den Beschützerinstinkt. Der Begriff "Silberblick" hat seinen Ursprung in der Malerei, denn in der Porträtmalerei, bei der die abgebildete Person entweder frontal oder im Dreiviertelprofil gezeigt wird, ist man seit der Renaissance dazu übergegangen, die Iris beider Augen nicht mehr wie früher symmetrisch darzustellen, sondern das entferntere Auge ein wenig mehr in die Mitte zur Nase hin zu positionieren - Musterbeispiel ist dabei Leonardo da Vincis Mona Lisa. Dadurch stellt sich beim Betrachter das Gefühl ein, die Person blicke ihn unmittelbar in die Augen, wobei ihm die Augen auf dem Bild folgen, wenn man einen oder zwei Schritte nach rechts oder links bewegt. Bei früheren Porträts, bei denen die Augen symmetrisch dargestellt wurden, schauen die Portraitierten durch den Betrachter hindurch in die Ferne. Besonders häufig findet man das auch in Darstellungen des Jesuskindes, das einem Betrachter mit seinen Augen verfolgt.

Sehr viel häufiger als Strabismus treten Weit- beziehungsweise Kurzsichtigkeit auf. Da die Ursachen dafür meistens vererbt werden, gibt es viele Familien, die nahezu ausschließlich aus Brillenträgern bestehen, oder aber aus Menschen, die eigentlich eine Brille bräuchten, diese aber nicht tragen wollen. Brillen werden von manchen Menschen als störend, unangenehm oder unschön empfunden, und sie fühlen sich unwohl, wenn sie die eigentlich benötigte Sehhilfe auf der Nase tragen. Auch wenn diese Ablehnung völlig unnötig ist, da eine schöne Brille durchaus zum Accessoire werden kann, das nicht nur hilfreich sondern zugleich ein Modestatement ist, so waren Kontaktlinsen doch eine bahnbrechende Erfindung.

Ende der 1940er Jahre kamen die ersten harten Kontaktlinsen auf den Markt, zehn Jahre später weiche. Natürlich waren diese frühen Modelle noch meilenweit entfernt von den Kontaktlinsen, die man heute beim Optiker kaufen oder aber im Internet bei zahlreichen Anbietern bestellen kann. Während die ersten Kontaktlinsen noch aus Glas gefertigt wurden und damit alles andere als angenehm zu tragen waren, so bestehen sie heute aus weniger hartem Material.

Damit bilden Kontaktlinsen heutzutage eine komfortable Alternative zur Brille. Zudem ist es leichter Gesichtsausdrücke zu deuten, wenn die Augen nicht von einer Brille eingerahmt oder sogar teilweise verdeckt werden. An den Augen sind Emotionen und Launen am besten zu erkennen. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „Ein Blick sagt mehr als tausend Worte“.

Augendetektor als Alternative zum Lügendetektor

Blicke verraten also viel über das Innenleben eines Menschen, so hat eine lügende Person oft geweitete Pupillen, doch sind die Unterschiede oft so minimal, dass es sehr feine Messinstrumente braucht. Bisher waren Augenbewegungen also nicht mit der nötigen Zuverlässigkeit messbar, doch John Kircher, Douglas Hacker und David Raskin (Universität Utah) haben nun eine Eye-Tracking-Method entwickelt, das diese minimalen Botschaften des Auges messen soll, wobei dieses neue Gerät eine kostengünstige Alternative zum Lügendetektor darstellt. Ein Lügendetektor (eigentlich Polygraph) zeichnet bekanntlich körperliche Reaktionen einer Person wie Blutdruck, Atmung, Hautwiderstand oder die Stimme während einer systematischen Befragung auf, und ob jemand die Wahrheit sagt, ergibt sich aus der nachträglichen Auswertung der Messungen. Beim Augendetektor werden unter anderem die Pupillenausdehnung, die Antwortzeit, die Zeit für das Lesen und die Lesewiederholung sowie Fehler systematisch und kontinuierlich registriert. Der Grundgedanke dahinter ist, dass Lügen für das Gehirn anstrengender ist, als bei der Wahrheit zu bleiben.Darum konnten die Blickbewegungen erst jetzt als mögliche Alternative zum Lügendetektor ins Spiel kommen, denn die bisherigen Ergebnisse sind teilweise besser als die des Lügendetektors.

Blickkontakt als Machtinstrument

Die Art der Kommunikation ist in allen Kulturen auch ein Machtinstrument, insbesondere die nonverbale Kommunikation, denn so kann etwa bei Jugendlichen der Blickkontakt auch ein Machtspiel sein: Wer als Erster den Blick abwendet, hat verloren, hat akzeptiert, dass das Gegenüber das Sagen hat. Wenn Menschen mit großem Aggressionspotential aufeinandertreffen, kann ein Blick auch schon der Anlass für eine Prügelei sein: „Was starrst du mich an?“ Dahinter steht der Gedanke: „Wie kannst du es wagen, mir einfach so direkt in die Augen zu schauen?“

Augenfarbe Braun vermittelt Vertrauen

Tschechische Wissenschaftler legten Probanden Fotos von 80 Männern und Frauen vor, wobei diese die Aufnahmen nach Augenfarbe und Gesichtsform bewerten sollten. Generell galt für beide Geschlechter, dass man den Braunäugigen wesentlich mehr Vertrauen entgegen brachte. Allerdings liegt das vermutlich weniger an der Augenfarbe alein als an der für Braunäugige typischen Gesichtsstruktur, denn diese weisen im Durchschnitt auch Gesichter mit einem eher breitem Mund, einem runderen Kinn und größeren Augen auf, wobei die Verkettung von Augenfarbe und Gesichtsmerkmalen genetische Ursachen haben dürfte.
Quelle: Kleisner, Karel, Priplatova, Lenka, Frost, Peter & Flegr, Jaroslav (2013). Trustworthy-Looking Face Meets Brown Eyes. PLoS ONE 8(1): e53285. doi:10.1371/journal.pone.0053285

Siehe auch Distanzzonen und Territorialität - Der Umgang mit Raum und olfaktorische Kommunikation

Überblick: Was ist nonverbale Kommunikation?



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