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Bindungsbeziehung und Krippeneintritt

Quellen und Literatuz

Unter Verwendung von Kramar, T. & Tomasowsky, D. (2007). Entwicklungsbiologie: Es zählt die Qualität der Betreuung. Die Presse 23.02.2007, S. 3.

Brauer, J., Xiao, Y., Poulain, T., Friederici, A. & Schirmer, A. (2016). Frequency of maternal touch predicts resting activity and connectivity of the developing social brain. Cerebral Cortex, 26, 3544-3552.

Fearon, R. Pasco, Bakermans-Kranenburg Marian J., van IJzendoorn, .Marinus H., Lapsley, Anne-Marie & Roisman, Glenn I. (2010). The Significance of Insecure Attachment and Disorganization in the Development of Children's Externalizing Behavior: A Meta-Analytic Study. Child Development, 81, 435 - 456.

Grossmann, Karin & Grossmann, Klaus (2004). Bindungen - das Gefüge psychischer Sicherheit. Stuttgart: Klett-Cotta.

Leder, M. (2004). Elterliche Fürsorge – ein vergessenes soziales Grundmotiv. Zeitschrift für Psychologie, 212, 10-24.

Wolff, U. & Ziegenhain, U. (2000). Der Umgang mit Unvertrautem – Bindungsbeziehung und Krippeneintritt. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 177-188.

Bindung im Frühkindalter für ganzes Leben wichtig Frühes emotionales Verhältnis fördert die Gehirnentwicklung Kinder brauchen eine fixe Bezugsperson (pressetext austria vom 14.4.2009)

http://de.wikipedia.org/wiki/
Bindungstheorie (09-02-02)

Siehe dazu auch

Geschichte der Kindererziehung
Erziehung und Kultur

Wertewandel in der Kindererziehung
Neuere Entwicklungen
in der Kindererziehung

Auswirkungen von Schichtunterschieden
Mögliche Ursachen von Unterschieden

Erziehungsstile
Begriffsbestimmung und Begriffsabgrenzungen

Grenzen und Auswirkungen
der Erziehung

Elterliche Fürsorge – ein soziales Grundmotiv

Grundlegende Merkmale
von Erziehung und Unterricht

Praktische Tipps zur Kindererziehung
Wie mache ich es richtig?

Man nimmt allgemein an, dass die täglich wiederholte Trennung von der Bindungsperson das Kind emotional sehr stark belastet und physiologisch messbar erregt und argumentierte damit, dass diese Trennung vom Kind als Zurückweisung erlebt wird. Eine angemessene Eingewöhnungsphase ist nach Aussage von ExpertInnen sehr wichtig für das Kind, denn es muss die neue Umgebung, die neue Betreuerin sowie die Gruppe an sich, kennen lernen. Dies funktioniert mit einer vorübergehenden Anwesenheit der Bindungsperson natürlich besser.

Es wurden vier Bindungstypen definiert, deren empirische Basis in standardisierten Beobachtungen in einer "fremden Situation" gelegt wurde. Ein unbekannter Raum mit einer Spielecke, den die 12 bis 18 Monate alten Kinder in Anwesenheit der Mutter erkunden. Vorübergehend wird die Mutter von einer fremden Person ersetzt. Wie viele Tränen dabei fließen, wie viel Freude oder Gleichgültigkeit das Kind zeigt, lässt auf den jeweiligen "Bindungstyp" schließen. Das "sicher gebundene" (B-Typ) Kind erobert mutig die neue Umgebung, solange die Mutter im Raum ist. Die Trennung betrübt es, umso freudiger wird die Rückkehr begrüßt. Im späteren Leben vertraut dieser in sich gefestigte Typ seinen eigenen Stärken - aus psychoanalytischer Sicht der Idealfall. Der "unsicher-vermeidende" (A-Typ) Bindungstyp bleibt distanziert, wenn die Mutter anwesend ist, lässt sich bereitwillig von Fremden trösten und zeigt der Rückkehrerin die kalte Schulter. Der "unsicher-ambivalente" (C-Typ) Bindungstyp schwankt zwischen Trennungsangst und Wut, die sich gleichermaßen gegen die eigene wie die fremde Bezugsperson richten. Diese beiden Bindungstypen sind als Erwachsene nicht in der Lage, echte Gefühle zu zeigen, weil sie hin- und hergerissen sind zwischen dem Bedürfnis nach Nähe und der Furcht davor, dass dieses Verlangen nicht erwidert wird. Später kam im Zuge der Untersuchung schwer vernachlässigter Kinder die Kategorie "desorganisiert" (D-Typ) hinzu, wobei das kindliche desorganisierte Verhalten mit der Unmöglichkeit, überhaupt Bindungsverhalten aufzubauen, in Verbindung gebracht wurde, bzw. zeigen diese Kinder äußerst unerwartete, nicht zuzuordnende Verhaltensweisen.. Es gab nämlich in den folgenden Untersuchungen immer auch Kinder, deren Verhalten sich nicht eindeutig in eine der drei Hauptreaktionsschemata einordnen ließen. Ainsworth und auch nachfolgende Kollegen stuften solche Kinder meist innerhalb der sicheren Kategorie, und einige wenige als vermeidend, ein.

Wolff & Ziegenhain (2000) untersuchten 35 einjährige West-Berliner-Kinder über einen Zeitraum von sieben Monaten. In der Gruppe befanden sich 17 Mädchen und 18 Jungen. Die Schulbildung der Mütter reichte vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur. Die Kinder wurden in die oben beschriebenen Typen eingeteilt. Die Untersuchung zur Bindungsbeziehung zur Mutter ergab, dass mehr als die Hälfte über einen Zeitraum von 6 Monaten in ihrer Bindungsqualität zur Mutter stabil blieben. Mit Hilfe der Pradiktionsanalyse wurde die systematische Bindungsbeziehung mit der Mutter als Folge der Krippenerfahrung untersucht. Es wurden drei Hypothesen möglicher Veränderungen aufgestellt, welche in drei unterschiedlichen Prädiktionsanalysen überprüft wurden.

Die Analysen bestätigen die zweite, und leicht abgeschwächt, die dritte Hypothese. Die Mutter-Kind-Beziehung wird daher eindeutig nicht durch Krippenerfahrung belastet.

Gestaltung der Eingewöhnung in die Krippe und Bindungsqualität zur Mutter

Die Eingewöhnung wurde in 3 Stufen unterteilt. Die erste Stufe wurde als "sanftes Eingewöhnungsverhalten" definiert. Dabei bleibt die Mutter in der ersten Woche die ganze Zeit beim Kind, bzw. ist nicht länger als 30 Minuten abwesend. Die Anwesenheit der Mutter in der Krippe wird dann allmählich reduziert. Die zweite Stufe wurde als "mäßig sanfte Eingewöhnung" definiert. Hier bleibt die Mutter ebenfalls eine Woche in der Krippe, ist aber bei jedem Krippenbesuch mindestens eine Stunde abwesend und blieb nach der ersten Woche abrupt weg. Die dritte Stufe wurde als "abruptes Eingewöhnungsverhalten" definiert. Hier bleibt die Mutter höchsten an drei bis vier Tagen bis zu zwei Stunden.

Das Ergebnis zeigte, dass sich die Art des Überganges in die Krippe sehr wohl auf die Bindungsbeziehung mit der Mutter auswirkt. Eine Analyse ergab, dass die Kinder, die nach sechs Monaten in der Krippe sicher gebunden waren, im Unterschied zu unsicheren Kindern häufiger sanft eingewöhnt worden waren.

Eine weitere Analyse bestätigte, dass die Beziehungsqualität mit der Erzieherin unabhängig von der mit der Mutter ist.

Offensichtlich nehmen manche Kinder eine deutliche Unterscheidung zwischen den verschiedenen Bindungspersonen vor, indem sie ihnen unterschiedliche Funktionen zuordnen, etwa bleibt die leibliche Mutter häufig die zentrale Bindungsperson, an die das Kind sich vorrangig wendet, wenn es sich schlecht fühlt. Interessanterweise scheinen selbst sehr kleine Kinder in der Lage zu sein, die Bindung zu einer Tagesmutter auf einen funktionalen Aspekt zu reduzieren, sofern sie zu ihren primären Bindungspersonen eine sichere Bindung aufgebaut haben. Gerade bei der Eingewöhnung der Kinder in die anfangs ungewohnte Situation in einer Kindertagesstätte zeigt sich zugleich die Richtigkeit von Bowlbys Konzept einer primären Bindungsperson, denn die Eingewöhnung gelingt nachweislich besser, wenn das Kind in der Anfangsphase von der Mutter begleitet und somit schonend in die neue Situation eingeführt wird.

Zusammenfassung

Sicher gebundene Kleinkinder gelten im Kindergarten allgemein als sozial kompetent, emotional, flexibel und selbständig. Jedoch ergab die Untersuchung, dass diese Kinder anfangs weitaus ängstlicher, irritierbarer und verschlossener als unsicher-vermeidend gebundene Kinder waren. Sie weinten häufiger als die anderen Kinder. Die unsicher-vermeidend gebundenen Kinder waren dagegen anfangs aktiver, fröhlicher und angeregter. Die desorganisierten Kinder weinten am wenigsten und ihr Verhalten befand sich zwischen den sicher gebundenen und den unsicher-vermeidend gebundenen Kinder. Allerdings änderte sich die Situation nach vier Wochen. Die Kinder zeigten gegenläufige Verhaltensreaktionen. Dadurch lässt sich vermuten, dass die unsicher-vermeidend gebundenen Kinder anfangs genauso belastet gewesen sind wie die sicher gebundenen. Die Kinder können die neue Situation anfangs noch gut regulieren, längerfristig belastet die Situation die Kinder jedoch sehr. Sicher gebundene Kinder hingegen bewältigen die Situation mit ihrem offenen Ausdruck der Gefühle und des Kummers besser.

Eine anfangs unsichere Bindung lässt sich allerdings auch nachträglich verbessern, was dann in der Folge die Entwicklung eines Kindes auch positiv beeinflussen kann, etwa durch eine psychologische Betreuung, den Abbau von Stressfaktoren oder die generelle Verbesserung äußerer Umstände. Gezielt könnte die Betreuungsperson eines Kindes an der sicheren Bindung arbeiten, wenn sie dem Kind allmählich zur verlässlichen Quelle von Unterstützung und Trost wird, dabei aber auch dessen Selbstständigkeit und das Erkunden der Welt fördert.

Eintritt in den Kindergarten

In den OÖN vom 4. September 2017 gibt die Kindergartenpädagogin Claudia Lang Eltern praktische Tipps, wenn beim Eintritt in den Kindergarten den Kindern der Abschied von den Eltern schwer fällt. Sie weist darauf hin, dass es etwa bei einem sehr schüchternen Kind notwendig ist, diesen Übergang gut zu planen. So sollten schon beim Aufnahmegespräch Eltern eventuelle Zweifel und Befürchtungen offen aussprechen. Besonders wichtig ist es, dass die Eltern positiv gestimmt sind, denn Kinder spüren solche Zweifel und reagieren oft stark darauf. Wichtig ist es, dem Kind etwas zutrauen, wobei sich vor allem Kinder, die noch nie alleine bei Oma und Opa oder bei Freunden geblieben sind, an die neue Situation erst gewöhnen müssen. Wichtig ist auch die Wortwahl, d. h., nicht "du musst in den Kindergarten gehen", sondern "du darfst viele tolle Sachen erleben". Eltern sollten sich auf die Frage vorbereiten: "Warum muss ich eigentlich in den Kindergarten gehen?" Dabei ist die einfachste Antwort oft am besten: "Alle Kinder in deinem Alter gehen in den Kindergarten". Bei ängstlichen Kindern bietet sich auch ein Erinnerungsstück an, etwa ein Plüschtier oder ein Familienbild als Anker. der dem Kind Sicherheit vermittelt. Besonders wichtig ist eine gute Vorbereitung, wobei man nicht nur Hausschuhe, Tasche und Jausenbox besorgt, sondern Eltern sollten sich schon lange vor dem ersten Tag Zeit nehmen, dem Kind genau zu erklären, was auf es zukommt. Häufig brauchen die Kinder auch etwas zeitlichen Abstand, um Fragen zu stellen und sich rückzuversichern, dass einen die Eltern auch wieder abholen. Schnuppertage erleichtern den Einstieg, denn zuerst bleiben Mutter oder Vater die ganze oder wenigstens einige Zeit da. Dann gehen sie einmal für eine halbe Stunde einkaufen, wobei es wichtig ist, sich nicht fort zu schleichen, sondern das Kind zu informieren. Mit den KindergartenpädagogInnen sollte man vereinbaren, dass Eltern die Möglichkeit haben, nach einer halben Stunde oder Stunde anzurufen, um sich zu versichern, dass das Kind sich beruhigt hat und dass es ihm gut geht. In vielen Kindergärten werden Anfang viele Fotos gemacht, die wir dann möglichst rasch entwickelt und aufgehängt werden, denn so können Eltern sehen, wie ihre Kinder spielen und dass es ihnen gut geht.

Siehe auch Warum kümmern sich Eltern um ihre Kinder?



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