[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Schreiben als Therapie

Schreiben zu üben heißt auch,
sich mit seinem ganzen Leben auseinander zu setzen.

Natalie Goldber

Wenn wir uns mit einem Problem beschäftigen oder eine Entscheidung fällen müssen, kann es in unserem Kopf ganz schön durcheinander gehen. Da drehen wir uns gedanklich im Kreis, denken immer wieder die gleichen Gedanken und kommen einer Lösung oft leider keinen Schritt näher. Was hier in den meisten Fällen hilft, ist zu schreiben, also schriftlich zu denken und alle Gedanken zu der augenblicklichen Fragestellung aufzuschreiben. Das kann ruhig ganz unsortiert sein. Hauptsache, alle Gedanken landen auf dem Papier.

Ganz wichtig dabei ist, dass man nicht nur die inhaltlichen Dinge aufschreibt, sondern auch die eigenen Gefühle berücksichtigt und auch alle Zweifel, Sorgen und Ängste zu einer Situation zu Papier bringt.

Sinn macht schriftliches Nachdenken z.B. in den folgenden Situationen:

Als Ausgangspunkt für Ihr schriftliches Nachdenken können Sie Fragen wie diese hier verwenden:

Natürlich ist nicht jede dieser Fragen in jeder Situation sinnvoll. Probieren Sie einfach mal ein bisschen mit diesen oder ähnlichen Fragen herum. Wichtig ist, dass Sie Ihren Gedanken Ausdruck verleihen, indem Sie sie aufschreiben. Damit endet das ewige gedankliche Kreisen um immer die gleichen Themen und Sie machen damit in Ihrem Kopf Platz für neue Gedanken, die Ihnen vielleicht besser tun und Sie wirklich voranbringen.

Bei vielen Menschen ist das schriftliche Nachdenken schon eine feste Angewohnheit, man sieht die Dinge wesentlich klarer und das macht ruhiger und ausgeglichener.

Quelle: Zeit zu leben-Newsletter, Ausgabe: 402 vom 28.10.2007

Der französische Anthropologe André Leroi-Gourhan bezeichnet das Schreiben neben der DNA und dem Gehirn als das dritte Gedächtnis des Menschen. Die Digitalisierung des Wissens sowie die Vernetzung von Datensätzen erlauben den Menschen, eine Tätigkeit auszulagern, die ihm bislang eigen gewesen ist, sie erlaubt ihm, das Gehirn zu entlasten.

Das therapeutische Tagebuchschreiben

Über sechzig Prozent aller jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren schreiben Tagebücher, bei Männern sind es in diesem Alter ungefähr 20 Prozent. Später lassen vermutlich Beruf und Alltag zu wenig Zeit, sich diesem Medium anzuvertrauen. Heute sind eine moderne Form von Tagebüchern die Weblogs und spezielle Tagebuch-Communitys, in denen aus dem Tagebuch allmählich sogar eine vollständige Autobiografie entwickelt werden kann. Biografische Bücher über schwere selbst erlebte oder miterlebte Lebenskrisen entstehen manchmal erst nach vielen Jahren aus überarbeiteten Tagebüchern, wobei solche Veröffentlichungen von „Betroffenheitsliteratur“ bis hin zu Sozialreportagen und Ratgebern reichen.

Manche PsychologInnen halten das Tagebuchschreiben für eine Art Eigentherapie, bei dem Menschen zu einer Art Selbsterkenntnis gelangen können, die man nur durch eine ehrliche Auseinadersetzung mit sich selbst gewinnt. In den USA etwa wird die "Tagebuch-Therapie" schon seit vielen Jahren als psychische Strategie empfohlen, um kritische Lebensereignisse zu bewältigen, indem man sich seine belastenden Gefühle und Gedanken von der Seele schreibt. Allerdings trifft das nicht auf alle Menschen zu, denn das therapeutische Tagebuchschreiben kann möglicherweise das Niederschreiben traumatischer Erlebnisse auch zu psychischen Beeinträchtigungen führen, denn manche wühlen dadurch wesentlich länger in ihren Missgeschicken als andere und kommen so nicht davon los (Grübeln).

Ein Begründung eines Tagebuchschreibers für die Sinnhaftigkeit des Tagebuchschreibens: "Mein Schreiben hat einen großen Anteil daran, dass ich heute ein freundschaftliches, mich selbst stärkendes Verhältnis zu mir habe. Man könnte auch sagen: Durch mein Tagebuch habe ich mein Selbstwertgefühl über die Jahre so gut entwickelt, dass ich mich heute selbst sehr gut leiden mag. Und das Schreiben hilft mir, meinen Wünschen und Bedürfnissen auf die Spur zu kommen. Genau wie es mir dabei hilft, mein Leben und mich selbst besser zu verstehen."

Literatur

http://de.wikipedia.org/wiki/Tagebuch (09-02-01)

Das Tagebuch zum nächsten Tag

Viele Menschen schreiben in ihrem Tagebuch jeden Tag über ihr Leben, ihre Gedanken und ihre Gefühle, und zwar machen sie das nachträglich, d.h., sie bschäftigen sich mit der Vergangenheit. Im Zeit zu Leben-Newsletter vom 11. März fand sich eine interessante Abwechslung in diesem Prozess: im Tagebuch nicht den vergangenen Tag zu beschreiben, sondern den kommenden. Und zwar geht es darum, einen guten nächsten Tag zu beschreiben, sich vom Gestern und Heute zu lösen und einmal auf das Morgen zu konzentrieren, sich also mit der Zukunft zu beschäftigen, also damit, wie man den kommenden Tag gerne hätte. Man beginnt einen solchen zukünftigen Tagebucheintrag etwa mit dem Satzanfang: "Ich würde Folgendes bevorzugen …"

Beim Formulieren des nächsten Tages sollte man sich am Anfang nicht zu weit vom Realisiserbaren entfernen. Wenn man größere Träume oder Wünsche hat, dann sollte man prozessorientiert vorgehen, also konkret eine hilfreiche Einstellung und hilfreiches Verhalten beschreiben, das bei konsequenter Anwendung zu dem gewünschten Ziel führen könnte. Es geht also darum, möglichst nur solche Dinge im Tagebuch vorwegzunehmen, über die man selber die Kontrolle hat. Was andere Menschen tun und denken kann man nicht bestimmen, nur sein eigenes Verhalten und Denken ihnen gegenüber. Das Vorwegnehmen des nächsten Tages kann auch unterhaltsam sein, besonders dann, wenn man die ersten Veränderungen bemerkt.

Im newsbeitrag werden für einen Tagebucheintrag zum nächsten Tag vom Autor Ralf Senftleben einige Triggerfragen genannt:

Am Tag danach sollte man sich mit seinen Wunschvorstellungen noch einmal auseinandersetzen bzw. den Tagebucheintrag ergänzen. Dabei geht es nicht allein darum, zu überprüfen, ob alles wirklich wunschgemäß verlaufen ist, sondern seine Reflexionen ein wenig von der Vergangenheit allmählich eher auf eine realisiserbare Zukunft zu richten.

 

Überblick über einige Psychotherapierichtungen und -schulen



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