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Studien zur Entwicklung im Jugendalter

Christine Radmayr schreibt in den Oberösterreichischen Nachrichten vom Mittwoch, dem 28. März 2001:

Die "jungen Wilden" schätzen stabile Eltern

Die Krise der Gesellschaft hat die Jugendlichen eingeholt. Keine Arbeit zu bekommen ist deren größte Angst. "Außerdem wünschen sich Teenager ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern", sagt der Familientherapeut Hermann Scheuerer-Englisch.

Die deutsche Shell-Studie, in der 1000 Jugendliche zu ihrer Lebenseinstellung befragt werden, zeigt deutlich, dass die Angst, keine Arbeit zu finden, oder sie wieder zu verlieren, junge Menschen zwischen 14 und 17 Jahren am meisten bedrückt. Jugendliche müssen mit Warteschleifen nach der Ausbildung rechnen. Auch ein guter Schulabschluss garantiert keinen sicheren Posten mehr.

"Eine gewisse rechtsradikale Tendenz betrifft nur einen Teil der Jugendlichen. Solche, die in einem Milieu leben, das sie keinen Platz in Gesellschaft und Arbeitswelt erobern lässt, aber auch junge Leute mit guter Ausbildung, in deren Umgebung eine latente rechtsradikale Haltung da ist, geraten eher auf diese Schiene", sagte der Psychologe, der Lehrbeauftragte für Familien- und Gesundheitspsychologie an der Universität Regensburg ist, kürzlich bei einem Seminar im Schloss Puchberg.

Die Gewaltbereitschaft hängt, laut Psychologen, signifikant zusammen mit dramatischen Misshandlungserfahrungen in der Kindheit oder einer Erziehung, die nur Zurückweisung kennt oder wo sich ein Elterteil aus jeglicher Verantwortung gestohlen hat. Ein Familienklima von "Ich mag dich nicht" oder "Du bist mir nicht wichtig" quält die Kinderseele.

Natürlich provozieren Pubertierende ihre Eltern, wollen sich an ihnen reiben. "Doch 75 Prozent der Teenager wollen nach der ersten Rebellion ein gutes Verhältnis zu den Eltern haben. Sie wollen lieber verhandeln als nur provozieren", erklärt Scheuerer-Englisch.

Die Elterntypen von der Sorte "forever young", die auf der Kumpelebene agieren, erschweren die Abgrenzung, das Elternhaus soll stabil und darf, laut Psychologe, ruhig etwas konservativ sein. Junge Leute müssen sich heute in so vielen Milieus zurechtfinden und sind vielen Reizen ausgesetzt. Die geistige Reife, diese zu verarbeiten und zu selektieren, fehlt aber noch. "Früher fand Pubertät viel eher im Kreis von Erwachsenen statt, weil viele mit 17 schon in Ausbildung standen oder erwerbstätig waren. Heute sind mehr als die Hälfte noch in der Schule."

"Für das Üben der Regeln des Zusammenlebens fehlen oft die Geschwister. Eltern und Schule fühlen sich für das Lehren von Konfliktlösungen zu wenig zuständig. Im Zeitalter der Individualisierung tun wir uns schwer mit Toleranz, Rücksichtnahme und dem Sich-Zurücknehmen in der Gruppe", erklärt der Psychologe. Ein junger Mensch, der nie gelernt hat, angemessen zu rivaliseren, zu konkurrieren und Kompromisse zu schließen, der rastet leicht aus, wenn etwas nicht nach seinem Schädel geht.

Das Hotel Mama sperrt zu

Sich abzugrenzen gegenüber den "Alten" fällt heute schwer, denn färbt sich einer die Haare grün und rasiert sich den Schädel, dann wird das gleich vermarktet, wenn man an die Punkermode denkt. Scheuerer-Englisch: "Man muss den Jugendlichen mehr Jugendtreffs ohne Kontrolle der Erwachsenen zur Verfügung stellen."

Der Familientherapeut rät Eltern: "Fragt euch bald genug, ,Wer bin ich und was tue ich, wenn ich als Mutter, als Vater nicht mehr so gefragt bin?´ Partnerschaft und Hobbys rücken wieder in den Mittelpunkt. Doch heute ist oft das Problem, dass junge Leute das Hotel Mama gar nicht mehr verlassen wollen. Man muss sie sozusagen irgendwann auf die Straße setzen."

Die eigene neue Identität zu finden kostet den Jugendlichen Kraft und Nerven. Botschaften wie "Ich vertraue dir, dass du gut auf dich aufpasst, auch wenn ich nicht mehr alles kontrollieren kann" oder "Ich unterstütze dich, wenn du mich brauchst, dränge mich aber nicht auf" zeigen den Heranwachsenden, dass sie auf ihre "Alten" zählen können.

Siehe auch: Schutzfaktoren gegenüber jugendlichem Drogenkonsum

Oberösterreichische Jugendstudie 2000

Wenn in der Fachliteratur die Jugend gelegentlich als die "Generation X" bezeichnet wird, steht dieses X - ähnlich der Mathematik - oft für die große Unbekannte. Eine sorgsame, bedarfsgerechte und erfolgreiche Jugendarbeit setzt aber ein profundes Wissen über die Bedürfnisse, Wünsche, Sorgen und Lebenswelten der Jugend voraus.

Das LandesJugendReferat hat daher beim Linzer Market-Institut zum Jahrtausendstart eine große OÖ.-Jugendstudie in Auftrag gegeben.

Das Design - 1.014 face-to face Interviews

Stimmungslage optimistisch - Nächsten 2 bis 3 Monate

70 % der Jugendlichen blicken der nahen Zukunft "mit Optimismus und Zuversicht entgegen", (Oö. Bevölkerung Trendwert Oktober/November 1999, 69 %), 18 % sind "unentschieden", 10 % mit "Skepsis und Pessimismus". 

Themen der Jugend - Besonders interessant

Freunde und Freizeit "besonders interessant" finden über 80 % der oberösterreichischen Jugendlichen, gefolgt von Freizeit, Urlaub und Ausgehen.

Ehrlichkeit und Treue geben Sicherheit - Wertewandel

Jung sein heißt aber nicht nur Spaß und Unterhaltung: Bereits in jungen Jahren denkt man an Gesundheit und es kommen den Wünschen nach Ehrlichkeit und Treue große Bedeutung zu. Hier zeigt sich der Wertewandel in der Gesellschaft - weg von der oberflächlichen Höflichkeit, hin zur Geradlinigkeit, zur Ehrlichkeit. Dies soll Sicherheit in einer "flexibel" gewordenen Welt geben.

Arbeitsplätze weiter Topthema - Sicherheit der Arbeit ist wichtig

Wie bereits seit Jahren feststellbar, bleibt das Arbeitsplatzthema bei den Reformprioritäten an der Spitze. 63 % erwarten sich - wohl auch von der neuen Bundesregierung - besondere Anstrengungen zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Umweltschutz bleibt ebenfalls dominant:

61 % wollen ein Verbot von Atomkraftwerken, und 55 % erwarten mehr Rücksicht auf die Umwelt, dicht gefolgt von der Forderung nach mehr Toleranz gegenüber Menschen von anderen Ländern mit 54 %.

Phantom Jugendszene - Keine Verbindung zu Gruppen

Zwar kennen die meisten Jugendlichen Jugendszene-Gruppen wie Skater, Raver, Technos, Cyber-Kids oder Yuppies, aber nur 12 % fühlen sich einer dieser Gruppen verbunden. 80 % negieren eine Verbindung. Am sympathischsten werden dabei die Skater mit 31 % gesehen, besonders bei den 11 - 14jährigen (41 %) und auch bei den 15 - 18jährigen (38 %). Bei den jungen Erwachsenen aber nur mehr mit 16 %.

Der Traumpartner - Ehrlichkeit und Romantik

Für 53 % ist eine Partnerschaft "sehr wichtig", für 30 % "wichtig", nur 16 % ordnen ihr eine geringe Bedeutung zu oder wollten keine Angabe machen. Der Traumpartner muss ehrlich (88 %), treu (86 %) sein und Humor haben (82 %).

Großes Lob an Eltern - 85 Prozent wurden "richtig" erzogen

Entgegen manchen Unkenrufen im Hinblick auf den Zustand der Familien und den Generationenkonflikt wird die Beziehung zu den Eltern überaus positiv erlebt:

44 % bezeichnen sie als "sehr gut", 45 % als "gut", 7 % als "weniger gut" und nur 2 % erleben die innerfamiliäre Situation mit "eher gar nicht gut" als krisenhaft.

Diese grundsätzlich positive Situation spiegelt sich auch in der Beurteilung der eigenen Erziehung wieder. 85 % meinten "richtig erzogen" worden zu sein, nur 5 % verneinten dies, 10 % machten keine Angaben. 

Der jugendliche Konsument - Geld steigt mit dem Alter

Mit zunehmendem Alter steht naturgemäß mehr Geld pro Monat zur Verfügung. Die meisten 11 - 14jährigen erhalten pro Monat um die 500 Schilling. Bei den 15 - 18jährigen ist eine Streuung zwischen Schülern und bereits Berufstätigen festzustellen. Die meisten Schüler dürften um die 1.000,--/Monat erhalten, die meisten Berufstätigen um die 5.000,--. Bei den 19 - 25jährigen liegt das Einkommen/Monat überwiegend bei 10.000,--.

Spendable Großeltern - Handy von 0 % auf 41 %

Nicht überraschend ist die Haupteinkommensquelle der Jugendlichen: die Eltern mit 68 %. Spendabel sind die Omas und Opas, von denen 43 % Geld erhalten. Bei den älteren Jugendlichen sind die Arbeitgeber zu 40 % Geldquelle.

Üblicherweise wird das Geld u.a. von 80 % zum Ausgehen, 65 % für Bekleidung, 58 % fürs Sparen, 52 % für CDs und von der Hälfte der Jugendlichen auch für Geschenke verwendet. Ein wichtiger Ausgabenposten ist für 41 % das Handy. 

Jugendverschuldung - kein Massenphänomen - Kredit für Auto und Wohnung

9 % der Jugendlichen haben Schulden, 86 % gaben an, keine zu machen. Auf Pump gekauft werden vor allem die Autos, wichtiges Motiv der Kreditaufnahme ist mit 33 % auch die Wohnung. 

Weitere Studiensplitter - Wenige glauben an die staatliche Pension

Oberösterreichische Jugendstudie 2006

Im Rahmen der Jugendstudie 2006 (Meinungsforschungsinstitut Market) wurden die Wertvorstellungen von Jugendlichen zwischen elf und 25 Jahren erhoben. Geld, Karriere und vor allem die eigene Person sind den Burschen wichtig, während für die Mädchen Werte wie Familie, Partnerschaft, Treue und Ehrlichkeit an vorderster Stelle stehen. Interessant ist, dass eine gute Ausbildung von Mädchen höher bewertet wird als von Burschen.

Für die Jugendlichen gibt es nichts Wichtigeres als die Clique. Besonders ausgeprägt ist der Wunsch nach möglichst viel Zeit mit den Freunden im Alter zwischen 15 und 18 Jahren. Dann, von 19 bis 25, dominieren Partnerschaft oder die Gründung einer eigenen Familie. Den Elf- bis 14-Jährigen sind (noch) die Eltern und Geschwister am allerwichtigsten

Für knapp 70 Prozent der Mädchen sind Familie und Treue das höchste Gut, auch 50 Prozent der Burschen sehen das ähnlich. Für sie zählen Spaß, Unterhaltung, Karriere und Geld. Und während Mädchen Freundlichkeit für wichtig halten, nennen Burschen Unabhängigkeit und Mobiliät als sehr wichtig.

Ein Leben ohne Kommunikationstechnologie ist für elf- bis 25-jährige Burschen und Mädchen kaum noch vorstellbar. Durchschnittlich acht Stunden pro Woche verbringen sie vor dem Computer, für Freizeitaktivitäten außer Haus bleibt deutlich weniger Zeit als früher. Neun von zehn Jugendlichen in Oberösterreich haben ein Handy, 80 Prozent verfügen über einen Computer samt Internetanschluss. Die durchschnittliche Handyrechnung liegt bei 30 Euro pro Monat, der Internetanschluss kostet durchschnittlich 50 Euro pro Monat.

Quelle: Oberösterreichische Nachrichten vom 17.02.2006

Siehe auch "Typische Verhaltensweisen der Jugend"

Ein Interview mit Beate Großegger (Institut für Jugenkulturforschung, Wien)

Erwachsenwerden ist out:
20- bis 30-Jährige wollen keine Verantwortung übernehmen

"60 Prozent der 18- bis 25-Jährigen und ein Drittel der 26- bis 35-Jährigen haben das Gefühl, nicht erwachsen zu sein" sagt der US-Psychologe Jeffrey Arnett von der University of Maryland. Die meisten 20- bis 30-Jährigen hätten gar keine Lust, Verantwortung zu übernehmen und sich festzulegen. Denn je älter man werde, desto weniger Dinge gebe es, die man noch nicht ausprobiert habe. Und dann fehle der Thrill.

Statt Premiere-Kick muß Adrenalin als Ersatzdroge herhalten: "Risikoverhalten" zeigten 18- bis 25-Jährige laut einer unveröffentlichten Studie von Arnett am häufigsten. Viele von ihnen nähmen Drogen, säßen betrunken hinter'm Steuer und hätten Sex ohne Kondome. 

Der Dreischritt Kindheit-Jugend-Erwachsen sei überholt. Es gebe eine neue Zwischenphase, die "emerging adulthood" - befreit von den Eltern, auf der Suche nach eigenen Werten, Zielen, Lebensformen und sich selbst. Das sei ein wichtiger Übergang, so der Psychologe. Denn Erwachsen werden bedeute, Sicherheit über seine Gefühle und Wünsche zu bekommen. Das Ende diese Phase liege etwa bei 33 - werde sich aber weiter nach hinten verschieben. 

Der Grund: Es fehlen Vorbilder. Früher gab es eindeutige Vertreter der Erwachsenenwelt. Heute herrsche Verwirrung. Die Wege seien immer weniger vorgezeichnet. Abbremsen, aussteigen - statt Leben im Dauerlauf - das wünschen sich laut Meinungsforschungs-Institut Gewis mehr als 70 Prozent der Deutschen. Der Trend zum Sabbatical, einem Ausstieg auf Zeit, sei ein Zeichen dafür, die Uhr anzuhalten und die Welt wieder mit staunenden Augen zu betrachten. 

Wer zugebe, alt zu sein und sich alt zu fühlen, unterschreibe fast seine Bankrotterklärung. Denn Erwachsene hätten heute nicht mehr viel zu sagen. Zumindest bei Trends. So gaben 43 Prozent der 45- bis 59-Jährigen und 34 Prozent der 30- bis 44-Jährigen nach dem Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie an, am liebsten jünger zu sein. 

Quelle: Petra Juni 2001
http://www.teachersnews.net/
news2001/010603_05.htm (01-07-07)

Studie "Kinderwelten 2002": Der Alltag ihrer Kinder ist vielen Eltern gleichgültig

Viele Eltern in Deutschland zeigen nur wenig Interesse am täglichen Leben ihrer Kinder. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste "Kinderwelten"-Studie von Super RTL. Von Oktober bis Dezember 2001 waren rund tausend Kinder und ihre Haupterzieher befragt worden.

Dem Bericht zufolge leben 31 Prozent der befragten 6- bis 13-Jährigen bei Eltern, die sich nicht sonderlich für den sozialen Umgang, die schulischen Belange, das Freizeitverhalten und die Mediennutzung ihrer Kinder interessieren. Sogar am Wochenende sind gemeinsame Aktivitäten eher die Ausnahme &endash; Ergebnisse, die vor dem Hintergrund der Diskussion über den geringen Bildungsstandard und die zunehmende Gewaltbereitschaft unter deutschen Jugendlichen an Bedeutung gewinnen.

Bei der Auswertung der Befragungen wurden erstmals verschiedene Elterntypen ermittelt, die von "behütend" bis "gleichgültig" reichen.

http://www.teachersnews.net/index.php?shownews=383 (02-06-28)

Jugendlicher Konsum und Schuldenmachen

Der Konsum von bestimmten Gütern und Dienstleistungen ist für viele Jugendliche ein wichtiger Kristallisationspunkt im Prozeß der Identitätsentwicklung. Konsum bekommt für Jugendliche die Funktion individueller Selbstdarstellung und wird zum Ausdrucksmittel, mit dem die Zugehörigkeit zu bestimmten Bezugsgruppen demonstriert werden kann. Jugendlichen steht heute für den eigenen Konsum so viel Geld wie nie zur Verfügung. Obwohl den Jugendlichen immer mehr Geld zur Verfügung steht, kommen sie dennoch immer weniger mit ihrem Einkommen aus. Der Trend geht sogar zum "Schuldenmachen", zum sofortigen und schnellen Konsum: "Jugendliche sind in der Konsumgesellschaft groß geworden und haben keine Zeiten kennengelernt, in denen Verzicht und Sparen notwendig und die Kreditaufnahme verpönt war" (Pilz-Kusch 1993, S. 60).

Das Alter zum Zeitpunkt der ersten Schuldenaufnahme sinkt von Jahr zu Jahr. Nach einer Studie der Verbraucher-Zentrale NRW haben bereits 10 Prozent der Überschuldeten unter 20 Jahren ihren ersten Kredit aufgenommen. Die Heranwachsenden erfüllen sich mit ihrem Geld sehr unterschiedliche Wünsche. Die Jüngeren (6-14 Jahre)  geben ihr Geld vor allem für Süßigkeiten, für Spiele, Spielzeug und Bücher bzw. Zeitschriften aus. Die Älteren (14 bis 19 Jahre) sind die größte Käufergruppe im Bereich der Unterhaltungselektronik (z.B. Schallplatten, Abspielgeräte, Walkman, Radiorecorder). Diese Altersgruppe besucht auch rege das Kino. Sehr viel Geld geben die Jugendlichen aus für Auto, Körperpflege, Kosmetika, Zeitschriften, Musik, Kleidung und Schuhe. Je nach Geschlecht, Alter, Einkommen und Stellung im Schul- und Berufssystem finden sich andere Schwerpunkte im Konsumverhalten. Die individuellen Konsummuster stehen im engen Zusammenhang mit den sozialstrukturellen Merkmalen der Herkunftsfamilie. An zweiter Stelle spielt die Gleichaltrigengruppe eine Rolle. Die Gleichaltrigenbeziehungen geben dem Konsumverhalten der Jugendlichen eine besondere Richtung, sie vermitteln Informationen über Konsumprodukte und setzen Standards für prestigebezogene Konsumgüter.

Aufgrund der erheblichen Kaufkraft der Jugendlichen sind sie inzwischen begehrte Kunden für Geldinstitute bzw. ein wichtiger Markt für Neukunden. Um die Jugendlichen für sich zu gewinnen, verwenden die Geldinstitute geeignete Marketing-Strategien, beispielsweise vertrauensbildende Maßnahmen, angefangen von Kinder- und Jugendclubs,  die u.a. mit Comics, Kassetten, Malstiften, kostenlosen und ermäßigten Eintrittskarten zu Spielveranstaltungen, Ausflügen, Rock- und Popkonzerten, Theateraufführungen und Discos locken. Spezielle Jugendfilialen und eigene Jugendecken in Geldinstituten, jugendmäßig eingerichtet, bieten Jugendlichen Computerspiele, aktuelle CDs und Musikvideos. Speziell geschulte Jugendberater lassen sich Zeit für die Sorgen, Nöte und Interessen der Jugendlichen. Kommerzielle Anbieter locken mit Computerclubs, Straßenfesten, Discos und attraktiven Freizeit- und Reiseangeboten (Pilz-Kusch 1993, S. 62).

Das vorwiegend am jugendlichen Konsumenten orientierte Marketing in den Medien zielt darauf ab, die Hemmschwellen des Schuldenmachens herabzusetzen, eine positive Einstellung zum Schuldenmachen zu wecken, die Kreditaufnahme als auschließlich vorteilhaft und harmlos darzustellen: "Wollen Sie warten, bis sie reich sind?" Zu Beginn der 90er Jahre verfügt schon jeder vierte 14-19jährige über eine Geldautomatenkarte, dessen Besitz und Einsatz es leicht macht, sich jederzeit Bargeld zu beschaffen, ohne einen Überblick über den Kontostand zu haben. Manche Jugendliche machen in Verbindung mit Dispositionskrediten in 3- 5facher Höhe der monatlichen Eingänge das Geldausgeben, das spontan schnelle Konsumieren leicht.

Das Risiko für die Entwicklung der Jugendlichen liegt auf der Hand: "Kinder und Jugendliche können daran gewöhnt werden, ihre Konsumwünsche auf Pump zu realisieren. Begünstigt wird diese Entwicklung sicher auch noch dadurch, daß durch die Medien, das Marketing der Spielwaren-, Süßigkeiten-, Textilindustrie und Unterhaltungselektronikbranche zusätzlich immer mehr und immer teurere Konsumwünsche stimuliert und Kinder und Jugendliche immer geschickter emotional angesprochen werden. Vor diesem Hintergrund kommt den Kreditinstituten eine große Verantwor-tung zu, Jugendliche zu informieren und aufzuklären, beispielweise über Geldautonomaten, Dispositionskredite, auch über ihre Kosten und Risiken. Ihnen kommt Verantwortung zu, nicht zusätzlich durch Werbe- und PR-Aktionen Konsumwünsche zu stimulieren und das Leben auf Pump als problemlos darzustellen. Schließlich kommt ihnen die Verantwortung zu, Geldautomatenkarten und Dispositionskredite nicht so leichtfertig an junge Menschen in ungesicherten finanziellen Verhältnissen zu vergeben" (Pilz-Kusch 1993, S. 66).

Wie man aus solchen und anderen Untersuchungen deutlich erkennen kann, ist das Hinwirken zur Freiheit (in Maßen) ein wichtiges Gut in der Erziehung von Jugendlichen. Aber auch auf die momentanen Merkmale der modernen Gesellschaft wie Materialismus, komplexe Wirtschaftsprobleme und schwindende Sozialfähigkeit müssen Eltern hinweisen und ihren Nachwuchs darauf vorbereiten. Daher ist auch der Umgang mit Geld ein grundlegender Bestandteil der Erziehung – einfach ein liquides Girokonto online zur Verfügung zu stellen ohne ein „Entgegenkommen“ der Jugendlichen, ist somit kontraproduktiv in einer erfolgreichen und subjektorientierten Erziehung.

Literatur:
Pilz-Kusch, U. (1993). Jugendliche in den Fängen von Konsum, Kommerz und Kreditinstituten. Deutsche Jugend, 2, S. 59-69.

Quellen:

Oberösterreichische Jugendstudie (2000). w3: http://www.ooe.gv.at/presse/archiv/LK/2000/LK2000-3
2_ vom_8_Februar_2000.htm (00-05-26)

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