[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Ralf Gesellensetter

MORALENTWICKLUNG

Hinweis:
Diese Seite wird nur zur Wahrung der Kontinuität weiter gespiegelt - in der Zwischenzeit gibt es zahlreiche neuere Entwicklungen, die sowohl hier auf dieser Seite als auch auf http://www.uni-konstanz.de/ag-moral/ verfolgt werden können.

Kritiken, Erweiterungen und Alternativen zur Kohlberg-Theorie

1. Einleitung

Nachdem die theoretischen Grundlagen der Moralentwicklung nach Kohlberg sowie deren pädagogischen Umsetzungen bereits dargestellt worden sind,1 befaßt sich diese Arbeit mit der Kritik und den durch sie hervorgerufenen Erweiterungen der Kohlberg-Theorie. Nach einigen Überlegungen zu den allgemeinen Problemen strukturalistischer Stufentheorien - denn um eine solche handelt es sich hier - in Kapitel 2 geht Kapitel 3 ein auf den Streit um die Anzahl der zu durchlaufenden Stufen bzw. um die Beschaffenheit der höchsten Stufe. Als Hauptteil dieser Arbeit widmet sich Kapitel 4 dem Problem der Urteil-Verhaltens-Diskrepanz. In diesem Zusammenhang werden neben Erweiterungen, die von Kohlberg selber stammen, auch verschiedene, teilweise selbständige Ansätze vorgestellt, die den Übergang vom moralischen Urteil zu seiner Umsetzung unterschiedlich erklären. Kapitel 5 schließlich stellt eine "Moral der Fürsorge" vor, wie sie Carol Gilligan als Anpassung der Kohlberg-Theorie auf die weibliche Perspektive kritisch einfordert. Darin wird Gerechtigkeit - bei Kohlberg oberstes Prinzip - der Verantwortung untergeordnet.

 2. Allgemeine Kritik an Stufenmodellen

Kohlbergs Modell der Moralentwicklung gehört zur Kategorie der progressiven Stufenmodelle. Darin besteht seine Verwandtschaft zu anderen Entwicklungstheorien - bspw. der Kulturgesellschaft (Bobek), der politischen Ökonomie (Marx), von Staaten (Rostow) und der kindlichen Intelligenz (Piaget).

Verdienst all jener Theorien war es zunächst, Abschied zu nehmen von der Idee einer stetig-linearen Entwicklung, die krisenhafte Umbrüche nicht fassen konnte. Eine weitere Stärke war die Stringenz der strukturell angelegten inneren Logik, mit der die einzelnen Stufen einander ablösen.

Eben diese Stärke wurde bei vielen der genannten Theorien gleichzeitig zum Anlaß für Kritik: In der Soziologie etwa ist man heute von der These der einpfadigen Entwicklung abgewichen: Es werden mehrere Entwicklungspfade von einem Zustand A zu einem Zustand B zugestanden; insbesondere können sich z.B. Staaten sowohl divergent als auch konvergent entwickeln,2 und wenn auch Entwicklung im allgemeinen nicht umkehrbar ist, so ist sie doch nicht implizit progressiv.

Die Idee, daß Entwicklung progressiv sei, die Metapher vom "Erklimmen" einer höheren Stufe, wonach auf überwundene Stadien herabgeblickt werden kann, bildet einen weiteren wichtigen Kristallisationspunkt für Kritik an progressiven Stufentheorien. Auch wenn Oser immer wieder betont, daß das moralische Urteilsvermögen von Kindern nicht minderwertig, sondern anders als das von Erwachsenen sei (wohl in Erinnerung an Montessori)3 - die Tatsache, daß Personen auf einer höheren Stufe die Argumente von solchen auf einer darunterliegenden Stufe verstehen können (nicht aber umgekehrt), vermittelt den Eindruck deutlicher Überlegenheit.

Nun läßt sich sagen, daß Erziehung als ein asymmetrischer Prozeß per se ein - wie auch immer geartetes - Gefälle zwischen Erziehenden und Erzogenen impliziert. Und ein wichtiger Punkt der Kohlbergschen Entwicklungstheorie ist, daß dieses Gefälle nicht auf inhaltlicher Ebene vorliegt, was eine Indoktrination rechtfertigen würde, sondern allein auf struktureller Ebene. Somit besteht allein eine formale Progression, die zu abstrakt ist, um ein Gefühl der Überlegenheit zu rechtfertigen: Daß eine Person auf einer "höheren Stufe steht, [...] garantiert nicht, daß sie die absolute Wahrheit" hat.4

Ein weiterer Kritikpunkt "für alle universalistischen, formalistischen und kognitivistischen Theorien"5 betrifft das Verhältnis von universellen zu kulturspezifischen Regeln: Oft wurde Kohlberg vorgeworfen, er sei voreingenommen in Richtung westlich-liberalistischer Wertsysteme.6 Vor allem aber wird diskutiert, weshalb oder aufgrund welchen Zusammenangs kulturspezifisch beobachtete Regeln auf höherer Ebene verallgemeinerbar sein sollen: Was sind die gemeinsamen Mechanismen, die die Stufenübergänge bewirken? Sind es die strukturellen (inhaltslosen) Merkmale von Konflikten oder "latente Erfahrungsgemeinsamkeiten über kulturspezifische Inhalte hinweg, welche konvergierende Übergänge zu höheren Formalstrukturen erzeugen ..."?7 Die oft naiv angewandte Metapher von Entwicklung als Reifungsprozeß hätte Kohlberg sicher abgelehnt.

Die allgemeinen Kritiken an strukturalistischen Stufentheorien sind also durchaus auch für Kohlberg zu berücksichtigen und müssen weiter diskutiert werden. Soweit sie sich jedoch allein aus der Natur des Ansatzes ergeben, schmälern sie die Aussagekraft der Theorie nicht wirklich ein. Allerdings fordern sie dazu auf, die Frage nach der Verhältnismäßigkeit des Stufenmodells in bezug auf seine erklärende Momente immer wieder neu zu stellen.

3. Das Problem der höchsten Stufe

Kohlbergs theoretisches Modell der Moralentwicklung, wie es in der ersten Hausarbeit zu diesem Thema eingeführt wurde,8 umfaßt sechs Entwicklungsstufen. In empirischen Untersuchungen sowie pädagogischen Umsetzungen der Theorie9 spielt die höchste Stufe jedoch keine nennenswerte Rolle, erreichen doch Schulkinder in entspechenden Tests kaum das Niveau der vierten Stufe.10

In der theoretischen Diskussion hingegen vertritt Kohlberg die These, daß der Gipfel jeder Moralentwicklung durch den auf Stufe 6 erreichten Zustand beschrieben wird: Personen auf dieser Stufe gelangen hiernach bei den meisten Dilemmata unabhängig ("autonom") zu jeweils übereinstimmenden Urteilen; denn die auf Stufe 6 maßgeblichen Prinzipien zeichnen sich durch ihre universelle Gültigkeit aus.

Hier setzt die (systemimmanente) Kritik von Autoren an, die ein Stufenmodell grundsätzlich akzeptieren, denen aber der von Kohlberg als Stufe 6 festgelegte Gipfel des Modells als entweder zu gewagt, oder aber nicht weitgehend genug erscheint.

3.1 Eine siebte Stufe?

So fordert Habermas eine Diskursethik als Erweiterung des Kategorischen Imperativs (Stufe 6): Nur solche Normen haben demnach Gültigkeit, die Zustimmung aller Betroffenen finden könnten.11 Die autonom entscheidende Person als Endziel der Moralentwicklung wird als unzureichend abgelehnt. Vielmehr wird eine Stufe 7 angestrebt, die Habermas im Vergleich zu Stufe 6 folgendermaßen charakterisiert:

"Das Prinzip der Rechtfertigung von Normen ist nun nicht mehr der monologisch anwendbare Grundsatz der Verallgemeinerungsfähigkeit, sondern das gemeinschaftlich verfolgte Verfahren der diskursiven Einlösung von normativen Geltungsansprüchen" (Habermas 1976)

Hierzu ist zu bemerken, daß auch Kohlberg nicht glaubt, daß eine moralische Entwicklung ohne Auseinandersetzungen stattfinden könnte. In Erwiderung auf Habermas integriert er die Möglichkeit eines "potentiell universellen Diskurses" (Habermas) in die sechste Stufe seiner Theorie. Trotz dieser Annäherung bleibt die philosophische Debatte um der Moral letzter Stufe offen. Zwei jüngere Theorieentwicklungen haben sich in den Vordergrund gedrängt: Einerseits mußten Fälle, in denen Personen der Stufe 6 zugeteilt worden waren, revidiert werden, so daß sich Vertreter der Auffassung bestärkt sahen, Stufe 5 bilde bereits einen befriedigenden Endpunkt moralischer Entwicklung (vgl. 3.2). Andererseits gibt es Kritik an der zentralen Rolle von Gerechtigkeit in Kohlbergs Modell (vgl. 5).

3.2 Die Bedeutung der sechsten Stufe

Es wurde bereits erwähnt, daß empirische Untersuchungen Vertreter der Stufe 6 in der Normalbevölkerung nicht nachweisen konnten. Auch der Utilitarismus (nach Bentham/Mill) verfolgt ein moralphilosophisches Ziel, das mit den durch Stufe 5 repräsentierten Merkmalen auskommt.13 Es wird davon ausgegangen, daß jeder Mensch nach seinem Glück strebt und einsehen muß, daß dies nur erreicht werden kann, wenn stets das größtmögliche Glück aller (oder von möglichst vielen) Betroffenen angestrebt wird.14 Die Stärke des Utilitarismus ist zum einen die Forderung nach Altruismus, andererseits stellt er analytisch-empirische Methoden zur Verfügung (etwa die Nutzwertanalyse), die ihn auf dem Gebiet der kollektiven (politischen) Anwendung gegenüber einer autonomen Ethik, wie sie von Kohlberg (oder bereits von Kant) vertreten wird, praktikabler macht.

Andererseits gewährleistet eine rein numerische Summierung des Glücks zunächst keinen Schutz von Minderheiten, wie es etwa Kant durch seinen kategorischen Imperativ15 in der Form unveräußerlicher Menschenrechte tut. Vielmehr kann bei solchen Rechenspielen die Versklavung einer Minderheit erstrebenswert erscheinen, wenn dadurch die Mehrheit überproportional profitiert. Dieses Problem ist allerdings auch eine Frage der methodischen Ausfüllung des utilitaristischen Grundsatzes, "möglichst vielen Personen soll möglichst großes Glück zukommen", der ja in sich zunächst paradox ist.16 Ohne Frage steht die an Stufe 6 geknüpfte Autonomie dem Utilitarismus jedoch entgegen, ist in ihm doch das Einzelinteresse dem Gemeinwohl untergeordnet.

Die Grundannahmen Kohlbergs (Unumkehrbarkeit der Stufenabfolge, Verbindlichkeit der Zwischenstufen) bleiben vom Utilitarismus unangefochten. Dennoch betont Höffe die pädagogische Relevanz der höchsten Stufe: Nicht als empirischer Endpunkt individueller Moralentwicklung sei sie zu sehen, sondern in einer "teleologischen Lesart"17 bestimme sie das Leitziel der Erziehung. Während Utilitaristen sich am allgemeinen Wohlergehen und Diskursethiker sich am Diskurs orientierten, müsse für Anhänger Kohlbergs das "Prinzip Freiheit " an oberster Stelle stehen:

" ... die moralische Entwicklung eines Menschen oder einer Gesellschaft, insbesondere einer Rechts- und Staatsordnung, kann erst dann als abgeschlossen gelten, wenn sie das Prinzip Freiheit als Maßstab der moralischen Beurteilung des persönlichen und des öffentlichen Handelns ... anerkannt hat" (S.61)

Dieses Bekenntnis motiviert Höffe dazu, moralphilosophisch darzulegen, daß der Begriff Moral in sich einen sowohl auffordernden (imperativen) als auch unbedingten (kategorischen) Charakter trage, und daß diese mit Stufe 6 verknüpften, nötigen Merkmale von Moral diese zugleich hinreichend bestimmten (also keiner Erweiterung - etwa durch eine siebte Stufe - bedürften).

 4. Der Zusammenhang zwischen Urteilen und Handeln18

4.1 Kohlbergs eigener Standpunkt im Laufe seiner Theorieentwicklung

Kohlberg begann die Entwicklung seiner Theorie in einer Zeit, als der Behaviorismus in der Psychologie noch vorherrschend war. Nach diesem Paradigma wird das menschliche Verhalten (am. 'behavior') direkt bestimmt durch äußere Reize (Stimuli) . Im Rahmen der quantitativen Revolution eingeführte statistische Verfahren führten zu einer Vernachlässigung qualitativer Merkmale auf der individuellen Ebene, das Individuum wurde zur black box deklariert.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, daß erst relativ spät zwischen dem moralischem Urteil einerseits und dem schließlich beobachtbaren Handeln andererseits differenziert wurde: In den sechziger Jahren setzte Kohlberg noch stillschweigend voraus, menschliches Handeln sei durch das vorausgehende moralische Urteil determiniert. In den Siebzigern sprach er bereits nur noch von einer 'monotonic relationship', also einem gleichförmigen Zusammenhang zwischen Urteil und Handeln. Allmählich erkannte er, daß eine rein theoretische Diskussion von Dilemmata zur Förderung der moralischen Entwicklung nicht ausreicht, denn sie endet naturgemäß beim moralischen Urteil und blendet das Handeln somit ganz aus. Schließlich integrierte er in den Achtzigern die praktische Komponente in seinen 'Just Community'-Ansatz: Regeln werden von der Gemeinschaft nur beschlossen wenn sie praktikabel sind.19

Auf der theoretischen Ebene gibt es keine endgültig zufriedenstellende Ergebnisse. Eine wichtige Rolle innerhalb von Prozeßmodellen zur Entscheidungsumsetzung spielt die Fragestellung, welche Folgen es für eine Person hat, wenn sie entgegen ihrem Urteil handelt. Als Beispiel etwa für emotionale Folgen lassen sich Schuldgefühle als negatives feedback einer unmoralischen Handlung nennen.

KOHLBERG selbst schematisiert die Beziehung zwischen moralischem Urteilen und Handeln folgendermaßen:

20

Dabei meint die deontische Wahl eine Entscheidung darüber, was 'das Richtige' ist, die sich allein auf die Pflichtenethik bezieht und zum einen geleitet wird durch Normen, zweitens durch die Intention des/der Handelnden (auf Stufe 6 durch Prinzipien) und drittens durch die erwarteten Wohlfahrtskonsequenzen (besonders Stufe 5).

Darüber hinaus geht Kohlberg von folgenden (induktiv gewonnenen) Annahmen aus:

4.2 Selbstverantwortlichkeit und Konsistenzstreben (Blasi)

Einen weitergehenden Ansatz liefert Blasi21 : Ausgehend von der Erkenntnis, daß Handeln nur zusammen mit einer moralischen Begründung als moralisches Handeln verstanden werden kann (die moralische "Reife" einer Handlung kann nicht von der Handlung selbst aus, sondern erst über ihre Begründung erschlossen werden), stellt er die wichtigsten empirischen Studien zur Moralentwicklung zusammen und untersucht ihre Aussagekraft bezüglich des Problems der Urteilsumsetzung. Er kommt zu dem Ergebnis, daß der allseits postulierte Urteil-Handlungs-Zusammenhang zwar im allgemeinen aufrecht erhalten werden kann, daß jedoch das Umsetzen einer Entscheidung mit vom Handlungsfeld abhängt. Die "willentliche Bekräftigung der Einsicht im Sinne einer Entscheidung fürs Moralischsein " (Apel) erwächst demnach maßgeblich aus einem Drang nach Selbstkonsistenz . Blasi entwirft ein eigenes Modell, dessen Kern die folgenden sieben Hypothesen darstellen:

1. Moralisches Handeln ist das Anwenden eines Kriterienkomplexes als Antwort auf eine Situation.
2. Moralisches Handeln hängt direkt von der moralischen Entscheidung ab.
3. Vor dem Handeln werden Moralische Urteile durch eine zweite Reihe von Regeln bearbeitet, die die Verantwortlichkeit und das Grad der moralischen Verpflichtung prüfen (vgl. Kohlberg).
4. Diese Regeln sind individuell abhängig, nämlich vom Selbstbild bzw. der Selbstorganisation des Individuums.
5. Das Umsetzen des Verantwortungsurteils wird unterstützt von einem Konsistenzstreben .
6. Die (objektive) Konsistenz nimmt zu, wenn das Individuum über Einstellungen und Strategien verfügt, mit denen es Konflikte zwischen verschiedenen Bedürfnissen oder Normen lösen kann.
7. Schuldgefühle folgen als emotionale Antwort auf Inkonsistenz (Nicht-Umsetzen des Urteils).

Blasi führt das Konsistenzstreben22 als Angelpunkt zwischen Urteilen und Handeln ein. Schuldgefühle fungieren als negatives Feedback. Sie ergeben sich jedoch nicht etwa - wie von Behavioristen vertreten - aus einem von außen antrainierten Gewissen oder - gemäß der Tiefenpschologie - aus einem internalisierten Über-Ich, sondern werden von einer als schmerzhaft empfundenen Inkonsistenz zum Selbstbild hervorgerufen. Unklar bleibt, woher genau der Drang nach Konsistenz herrührt und ob er allen Menschen gemein ist oder erst erworben werden muß.

Neben dem differenzierten Modell Blasis, das grundsätzlich mit Kohlbergs Modell harmoniert und sein Just-Community- Projekt bestätigt, existieren weitere Versuche, den Übergang vom moralischen Urteil zur tatsächlichen Handlung zu erklären. Sie werden im folgenden kurz vorgestellt:

4.3 Situationsmodell von Garz23

Nach Garz hängt die moralische Motivation, ein Urteil umzusetzen, vom jeweiligen Lebensbereich ab, in dem die Entscheidung getroffen wird. Garz unterscheidet fünf sog. Situationsbereiche, die in nachstehender Tabelle charakterisiert werden:

Situationsbereich Erläuterung

1. "nacktes Leben"

Moral irrelevant

2. Alltag I: Alltagsnormen

Beispiel: Tötungsverbot

3. Alltag II: Schwache Normen

Kavaliersdelikte wie Steuerhinterziehg.

4. Alltag III: tägl. Umgang mit moralischen Konflikten

Stufenmodell relevant

5. "gerechtes Leben"

vgl. post-konventionelle Ansprüche bei Kohlberg, ziviler Ungehorsam

Dieses Modell ist eine theoretische Umsetzung der Brechtschen Weisheit: "erst kommt das Fressen, dann die Moral" (aus Mutter Courage ). Diese verweist Kohlbergs Anspruch auf universelle Gültigkeit moralischer Prinzipien in die Grenzen existentieller Grundvoraussetzungen.
Andererseits impliziert die von Garz vorgenommene Auflistung der Situationsmodelle, daß auch die Gesellschaft analog zum Individuum einen moralischen Entwicklungsprozeß ganz im Sinne Kohlbergs durchlaufen kann (der allerdings nicht irreversibel sein muß).

4.4 Weinreich-Haste: Theorie der "Triggering Events" 24

Weinreich und Haste untersuchen, wie bestimmte Schlüsselerlebnisse als sogenannte Triggering Events Auslöser für einen moralisch motivierten Lebenswandel sein können. Solche Auslöser können sowohl endogen angelegt sein (etwa als Erkenntnis) als auch von außen einwirkende "Willenszwänge" sein.
Im Gegensatz zu Kohlbergs Stufenübergängen, haben durch Triggering Events hervorgerufene Lebensänderungen im allgemeinen keinen progressiven Charakter.

4.5 Der sozialpsychologische Ansatz25

Der sozialpsychologische Ansatz, wie er etwa von Brown & Herrnstein (1975) verfolgt wird, untersucht komplexe Dispositionen auf individueller Ebene in ihrer Relevanz für moralische Entscheidungen und ihre Umsetzung. Daher läßt er keine Generalisierungen zu und ist zu komplex, um die Ausarbeitung allgemeiner Prozeßmodelle zu erlauben. Merkmale wie Bedürfnis nach Anerkennung, Entscheidungsgeschwindigkeit, Verantwortlichkeit, Sympathie-Orientierung, Glaube an höhere soziale Werte oder fachliche Kompetenz treten neben die Einteilung in Kohlbergs Stufenmodell. Pfadanalytische Einzelstudien könnten in diesem Rahmen immerhin Anregungen zu neuen Prozeßmodellen geben.

4.6 Moral als persönliche Sache (Turiel) 26

Turiel unterscheidet ein Gefühl der "persönlichen Zuständigkeit" von einem allgemeinen Verantwortungsgefühl. Der Prozeß der Entscheidungsumsetzung läßt sich demnach nur dann vorhersagen, wenn bekannt ist, welchem Bereich der Konflikt zugeschrieben wird: dem allgemein moralischen oder dem persönlichen. Im letzteren Fall treten zusätzliche Entscheidungsregeln in Kraft.

4.7 Konzept der "moralischen Schuldenbank" nach Nisan27

Die Diskrepanz zwischen Entscheidung und Handeln wird bewußt hingenommen, und zwar umso eher, je verbreiteter die Übertretung der entsprechenden Norm ist, bzw. je stärker die entscheidende Person solche Verstöße wahrnimmt. Nisan setzt sich damit einerseits ab von einer (strukturalistischen) Sichtweise, die moralischer Normenübertretungen mit dem Fehlen von Kompetenzen bzw. des "richtigen Wissens" erklärt;
andererseits widerspricht er dem Internalisierungsansatz, der "unmoralisches Verhalten als die Folge einer unzureichenden Internalisierung moralischer Standards" versteht.28

Für die pädagogische Praxis leitet Nisan zwei Prinzipien an, die dem Konzept der just-community zur Seite gestellt werden können:

1.) Der Anspruchslevel von Normen sollte nicht zu hoch liegen
2.) Die Konsequenzen einer Regelverletzung sollte in diesem Zusammenhang vermittelt werden.

4.8 Ein Prozeßmodell in vier Schritten (James Rest)29

Als Basis einer Literaturstudie unterscheidet Rest vier Schritte, die den moralischen Entscheidungsprozeß charakterisieren:

1. Interpretation der Situation:

Inwieweit hängt das Wohl anderer von meiner Handlung ab?

2. Reflexion :

Welche moralischen Handlungsweisen gibt es? Was ist das jeweilige moralische Ideal (Prinzip), das zugrundeliegt?

3. Entscheidung :

Welches der konkurrierenden Ideale ist das, an dem ich mich orientiere? Soll ich mein Ideal umsetzen?

4. Ausführung der Handlung

(gemäß der getroffenen Entscheidung)

Zur Kritik an diesem Modell führen Oser/Althof (a.a.O.) an, daß es nicht jeden Konflikt zu lösen vermag: Es werden gewisse Grundkompetenzen beim Entscheidungsträger vorausgesetzt. Auch bleibt der Aufforderungscharakter der jeweiligen Situation unberücksichtigt.

4.9 Zwei handlungstheoretische Stufenkonzepte (Haan u. Eckensberger)30

Bei diesen Ansätzen wird der Zusammenhang zwischen Urteil und Handlung unmittelbar an der jeweiligen Stufe der Moralentwicklung festgemacht. So entwirft Haan folgende fünf Ebenen, die unmittelbar mit Kohlbergs Stufen der Moral korrespondieren (und auch stark korrelieren):

I

Ich werde von anderen gedrängt, und ich dränge andere.

II

Jeder bekommt was er will; auch ich verdiene das.

III

Ich versuche gut zu sein und verdiene gut behandelt zu werden.

IV

Mit der Verpflichtung zu einem gesellschaftlich abgemachten Austausch verdiene ich dieselben Rechte und Zuwendungen der Gesellschaft.

V

"Wir sind Teil der Existenz jedes anderen" (S.249): Ich bin anderen moralisch verantwortlich und für unsere Gegenseitigkeit.

Das Umsetzen eines Urteils in eine tatsächliche Handlung wird also unmittelbar von der jeweiligen Moralstufe bestimmt. Dabei stellt Haan fest, daß die Urteilsumsetzung ein gewisses Urvertrauen ("good faith", S.250) voraussetzt, und daß das (laute) Aussprechen des Urteils den Zusammenhang zwischen Urteilen und Handeln verstären könne, der grundsätzlich gegeben sei. Die unmittelbaren Auslöser für eines moralischen Aktes seien Emotionen, die bei anderen wahrgenommen werden.

Oser/Althof (1992) kritisieren an diesem Ansatz - ebenso wie an dem von Eckensberger, der moralische Urteile vor allem als Begründungen von Konfliktvorstellungen in bezug auf Alternativen sieht und sie stufenspezifisch differenziert - v.a. daß die Urteilsumsetzung ihren Prozeßcharakter verliere: "Der dynamische Aspekt der Handlung droht verlorenzugehen" (S.250).

4.10 Das Konzept des moralischen Mutes (Havighurst/Taba und Gibbs)31

Bereits 1949 entwickelten Havighurst und Taba ihre vierwertige Skala des moralischen Mutes . Die beiden Enden der Skala definierten sie folgendermaßen: Wer keinen moralischen Mut besitzt (Skalenwert 1), wird eine offensichtlich ungerecht behandelte Person selbst dann nicht verteidigen, wenn er ihr nahesteht. Am moralisch mutigsten (Skalenwert 4) handelt, dann gegen die herrschende Meinung für die rechte Sache einsetzt, wenn ihm die betroffene Person fremd ist.

In diesem Zusammenhang untersucht Gibbs den Zusammenhang zwischen der Feldunabhängigkeit sowie der Kontrollüberzeugung einer Person zu ihrem moralischen Mut einerseits, und die Abhängigkeit dieser Variablen von ihrer Position im Kohlbergschen Stufenmodell (absolut und nach substages ) andererseits. Stufenniveau, moralischer Mut und Feldunabhängigkeit hängen wechselseitig zusammen, außerdem korrelliert der moralische Mut positiv mit der autonomen substage B (ethische Ideale überwiegen im Gegensatz zur heteronomen substage A, auf der soziale Gegebenheiten dominieren). Ein Zusammenhang zwischen Stufenniveau und Kontrollüberzeugung kann nicht angenommen werden.

Neben der moralischen Entwicklungsstufe (Niveau wie substage ) des Entscheidungsträgers ist es also vor allem seine Feldunabhängigkeit , die seinen moralischen Mut und damit seine Urteilsumsetzung (vgl. Definition von Skalenwert 1) bestimmt.

4.11 Osers Exhaustationsmodell: "Das Pferd wird ... vom Schwanz her aufgezäumt" 32

Wie bereits an seiner Kritik vorangegangener Ansätze klar geworden ist, favorisiert Oser selbst ein Prozeßmodell. Dabei geht er davon aus, daß bei moralischen Entscheidungsprozessen ein grundsätzlicher Unterschied zu ökonomischen oder mathematischen Entscheidungsprozessen bestehe: Die Zahl der vertretbaren Lösungen sei durch den jeweiligen moralischen Standpunkt eingeschränkt, und vor allem liege von Anfang an "der Lösungsvorschlag immer schon auf dem Tisch" (S.252). Demnach kommt es zunächst zu einer intuitiven Entscheidung, was zu tun ist, die dann nur noch mehr oder weniger erschöpfend (exhaustive ) begründet wird. Die Tatsache, daß die Entscheidung bereits am Beginn des Handlungsprozesses steht, sieht Oser als die Ursache für folgende empirisch festgestellten Phänomene:

  1. Künstliche Dilemmata werden kürzer diskutiert als solche, die der unmittelbaren Lebenswelt der Diskussionsr entstammen.
  2. Werden explizite Lösungsvorschläge zurückgehalten oder aufgeschoben, indem ihnen eine moralische Grundsatzdiskussion vorausgeht, so gerät der Exhaustationsprozeß intensiver. Dieser von Oser als Retentionsphänomen bezeichneter Vorgang läßt sich in der Praxis durch die Diskussionsteilnehmer direkt steuern.
  3. Oser postuliert ein sogenanntes Vermittlungsurteil , das im Entscheidungsprozeß zwischen Handlungsvorschlag, Exhaustationsprozeß und Ausführung tritt. Indem es in einer Reflexion über den Zusammenhang zwischen Handeln und Urteilen die Verantwortlichkeit gewissermaßen vorstrukturiert, hat es eine motivierende Auslösefunktion. Neben das Vermittlungsurteil treten Handlungsurteile , die über die Effizienz einer Handlung in bezug auf das Urteil reflektieren.
  4. Sowohl Vermittlungs- als auch Handlungsurteile können durch Strategien bestimmt sein. Auf der Versuchsebene heißt das, daß metakognitive Anweisungen an die Diskutanten tatsächlich deren Entscheidungsprozeß beeinflussen.
  5. In einer Untersuchung zum Thema Steuerhinterziehung hängt die Begründung von (bereits vollzogenen) Entscheidungen von der jeweiligen Entscheidung ab. Auch dies wird als Hinweis gedeutet, daß allgemein die Entscheidung der Begründung vorausgeht.

Oser bemerkt, daß weitere Studien notwendig seien, bevor seine Thesen verallgemeinert werden könnten und um die Rolle des Vermittlungsurteils zu klären. Folgende Stufenhierarchie interaktiver Komplexitäten wird entworfen:33

Ebene 1:

Betonung von Lösungsvorschlägen

Ebene 2:

Betonung von analytischen Interessen

Ebene 3:

Betonung von moralischen Regeln

Ebene 4:

Betonung von philosophischen Begründungssystemen

Das Retentionsphänomen wird ab Ebene 2 wirksam: Lösungen werden nicht mehr "wild gesammelt" sondern hängen mit der zuvor erfolgten Diskussion zusammen. Das liegt jedoch nicht an einer "monotone[n] Beziehung von Urteilen und Handeln 'als solchem', sondern [an] ... eben diese[m] Retentionsphänomen, das die Überprüfung von Urteil und Handeln im Vermittlungsurteil zuläßt oder gar erfordert."34

In der Tatsache, daß in der Studie nur Gruppenprozesse untersucht wurden, wird keine Einschränkung gesehen, da in solchen bloß das "Vermittlungsurteil offengelegt" werde, das ohnehin bestehe. Damit widerspricht Oser wiederum Haan, die das Aussprechen eines Urteils für einen wichtigen Motivationsschub hält (s.o.).

5. Eine Moral der Fürsorge (Carol Gilligan) 35

Für Kohlberg (wie auch schon für Piaget) bedeutet Entwicklung eine Zunahme an Autonomie. Gilligan legt dar, daß die Selbstwahrnehmung von Frauen stärker in den sozialen Kontext eingebunden ist und sie deshalb in Studien zur Moralentwicklung durchschnittlich eine "geringere" Entwicklung aufweisen (d.h. hinsichtlich ihrer Einteilung in die Kohlbergschen Stufen) als Männer. Frauen hinterfragen den Rahmen der Kohlbergschen Dilemmata eher; das moralische Urteil wird bei ihnen motiviert durch den "Wunsch, andere nicht zu verletzen" .

Demnach gibt es zwei Arten von Moral: Eine nüchterne, auf Rechten und Pflichten beruhende Moral der Gerechtigkeit und eine Moral der Anteilnahme, Verantwortung und Fürsorge. Letztere steht als Verantwortungsethik nach Gilligan über Kohlbergs Pflichtenethik und ist zugleich praxisnäher (da weniger abstrakt). Der Aspekt der Fürsorge wird von Freud über Piaget bis Kohlberg vernachlässigt (so beschränkt sich Kohlberg auf männliche Versuchspersonen), was teilweise bis zur Einschätzung der Frau als minderwertig geht (Freud etwa schreibt Frauen eine beschränkte Gewissensbildung zu).

Zur autonomen Gerechtigkeit Kohlbergs gehört ein Selbst, eine losgelöste Identität. Die Verantwortungsethik Gilligans hingegen stellt gegenseitige Abhängigkeit, Bindung und soziale Vernetzung in den Vordergrund. Dazu gehört ein mit anderen verbundenes Selbst, das sich in Beziehung zu andern Menschen erlebt. Um dies zu würdigen, entwickelt Gilligan ein eigenes Stufenmodell der fürsorglichen Moralentwicklung:

1. Niveau:
1. Übergangsphase:

Orientierung am individuellen Überleben
"vom Egoismus zur Verantwortlichkeit "

2. Niveau:
2. Übergangsphase:

Orientierung an Konventionen
"vom Gutsein zur Wahrheit "

3. Niveau:

Moral der Gewaltlosigkeit und Beziehungsdynamik

Gilligan ist sich der negativen Auswirkung einer konventionellen Fürsorgemoral (2. Niveau) bewußt: Das Rollenklischee "eine gute Frau denkt an sich selbst zuletzt" verlangt die Selbstaufgabe der Frau.

Andererseits appelliert sie an 'Karrierefrauen', sich bei aller Autonomie nicht selbst zu verleugnen; oft führe die Aufgabe der weiblichen Werte zu Depressionen.

Carol Gilligan provoziert Kritk: Neben Populismus wirft man ihr Ungenauigkeit bishin zur Unwissenschaftlichkeit vor. Nach Oser/Althof bleibt z.B. offen, inwieweit die verschiedenen Arten von Moral sich den Geschlechtern eindeutig zuordnen lassen. Sicher ist der beobachtete geschlechtsspezifische Unterschied moralischen Urteilens weniger biologisch bedingt als durch die unterschiedlichen Sozialisation.
Seitens emanzipatorischer Pädagoginnen wird die Ablehnung der Autonomie und das damit verbundene Festhalten an traditionellen "weiblichen" Werten als romantisch und unpolitisch kritisiert.
Die strikte Trennung zwischen einer männlichen und einer weiblichen Moral, die Gilligan sie nahelegt, verleitet dazu, die moralpsychologische Variaz innerhalb der Geschlechter zu übersehen.

Die klare Unterscheidung der moralischen Werte nach Geschlechtern wird abgeschwächt, wenn soziologische Aspekte berücksichtigt werden: Wenn mehr Männer als Frauen eine höhere Bildung genießen, relativiert das deren 'höheren Entwicklungsstand', den Gilligan den Männern auf Kohlbergs Skala attestiert. Es handelt sich eben nur um zwei (unterschiedlich sozialisierte) Geschlechter, nicht um verschiedene Gattungen Mensch.

"Die 'beiden Stimmen' akzentuieren unterschiedliche Schwerpunkte; die Gerechtigkeitsmoral setzt mehr auf Entscheidungsregeln, die Moral der Fürsorge kann vor allem in Verbindung mit Begriffen wie Liebe und Altruismus gedacht werden. Beide Sichtweisen haben ihr Recht und ihre Bedeutung. Vom Konzept her schließen sie sich nicht aus." (OSER/ALTHOF: S.313)

Gilligans Kritik an Kohlberg ist es zu verdanken, daß heute verstärkt darauf geachtet wird, daß die in moralpsychologischen Untersuchungen diskutierten Dilemmata Lebensbereichen entstammen, die geschlechtsneutral bzw. -kongruent sind; denn die meisten klassischen Dilemmata Kohlbergs nehmen eine männliche Perspektive ein und besitzen daher für Männer einen stärkeren Aufforderungscharakter.

6. Fazit

Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung spielt bis heute eine zentrale Rolle in der Pädagogik und Entwicklungspsychologie. So viele Autoren haben sich mit ihr befaßt, daß längst nicht alle Kritikpunkte in dieser Arbeit behandelt werden konnten. So wurden etwa die von Levine festgestellten Verhaltensunterscheide gegenüber primary others (Verwandten, Freunden) einerseits und fictionary others (Unbekannten) andererseits36 nicht gesondert angesprochen - dieses Phänomen wäre als kontextualer Parameter in ein Prozeßmodell einzuordnen.

Auch wurden die Anforderungen an die für eine pädagogische Umsetzung nötigen sozialen Rahmenbedingungen nicht diskutiert: Inwieweit ist Gerechtigkeit (im Sinne Kohlbergs) in einem hierarchischen Verhältnis - etwa zwischen Lehrenden und Lernenden - überhaupt zu erreichen? Wie könnte ein gesellschaftlicher Überbau aussehen, der nicht nur die optimalen Bedingungen für die Moralentwicklung gewährleistet, sondern in dem das Individuum von einem (im Sinne Kohlbergs) moralisch wertvollen Handeln profitiert?

Angesichts der umfangreichen Diskussion der Kohlberg-Theorie in der Literatur kann die breite Kritik an ihr nicht einfach als einhellige Ablehnung verstanden werden. Vielmehr verlangen die verschiedenen Fragestellungen auf konstruktive Weise nach neuen Forschungsansätzen. Einige Versuche solcher Ansätze wurden in dieser Arbeit vorgestellt.

"Erzieher(innen) können mit ihrem eigenen Handeln nicht warten, bis die Psychologen mehr Licht in diesen komplizierten Bereich gebracht haben".

Besonders vor dem Hintergrund der Urteil-Handlungs-Diskrepanz (Kapitel 4) sind daher "praktische Versuche besonders dringlich und - sind sie einmal unternommen worden - besonders aufschlußreich dafür, daß es möglich ist, im erzieherischen Alltag eine Brücke zwischen moralischer Urteilsfähigkeit und moralischer Handlungsbereitschaft zu schlagen".37

An dieser Stelle sei noch einmal ausdrücklich an Kohlbergs Modell von Schule als Just Community erinnert.38

7. Literatur

Bröring, Regine 1993: Pädagogische Grundmodelle zur Moralentwicklung, Göttingen (unveröffentliche Hausarbeit)

Edelstein, Wolfgang 1986: Moralische Intervention in der Schule. Skeptische Überlegungen. IN: OSER/FATKE/HÖFFE 1986, S. 327-349

Fittkau, B. (Hrsg.) 1983: Pädagogisch-psychologische Hilfen für Erziehung, Unterricht und Beratung (2 Bände), Braunschweig

Garz, Detlef 1992: Die Diskussion um eine höchste Stufe der Moral. IN: OSER/ALTHOF 1992, S.256-292

Gilligan, Carol 1983: Verantwortung für die anderen und für sich selbst - das moralische Bewußtsein von Frauen. IN: SCHREINER 1983, S. 133 ff.

Höffe, Ottfried 1986: Autonomie und Verallgemeinerung als Moralprinzipien - Eine Auseinandersetzung mit Kohlberg, dem Utilitarismus und der Diskursethik. IN: OSER/FATKE/HÖFFE 1986, S. 56-86

Keller, Monika und Siegfried Reuss 1986: Der Prozeß moralischer Entscheidungsfindung. IN: OSER/FATKE/HÖFFE 1986, S. 124-148

Nisan, Mordecai 1986: Begrenzte Morailtät. Ein Konzept und seine erzieherische Implikation IN: OSER/FATKE/HÖFFE 1986, S. 192-214

Oser, Fritz 1981: Moralisches Urteil in Gruppen - Soziales Handeln - Verteilungsgerechtigkeit, Frankfurt (Main)

Oser, F., W. Althof und D. Garz 1986: Moralische Zugänge zum Menschen - Zugänge zum moralischen Menschen, München

Oser, Fritz und W. Althof (Hrsg.) 1992: Moralische Selbstbestimmung, Stuttgart

Oser, Fritz, Reinhard Fatke und Ottfried Höffe (Hrsg.) 1986: Transformation und Entwicklung. Grundlagen der Moralerziehung, Frankfurt (Main)

Schreiner, Günter (Hrsg.) 1983: Moralische Entwicklung und Erziehung, Braunschweig. (DARIN S. 103ff.: Auf dem Weg zu immer gerechteren Konfliktlösungen - Neue Anmerkungen zur Kohlberg-Theorie)

Schulze, Swantje 1983: Das Stufenmodell der Moralentwicklung nach Kohlberg - Theoretische Grundlagen, Göttingen (unveröffentliche Hausarbeit)

Turiel/Smetana 1986: Soziales Wissen und Handeln - Die Koordination von Bereichen. IN: OSER/ALTHOF/GARZ 1986, S. 108 ff.

 

Anmerkungen

1 gemeint sind die Hausarbeiten von Swantje SCHULZE und Regine BRÖRING (1993), an die sich diese Arbeit anschließt.

2 Beispielhaft zu nennen ist hier etwa PIORE/SABEL, The Second Industrial Divide, 1984

3 vgl. OSER/ALTHOF 1992: 39.

4 OSER/ALTHOF 1992, S.114

5 EDELSTEIN 1986, S.333

6 ders. S.332

7 ders. S.333

8 Swantje SCHULZE 1993

9 vgl. hierzu die Hausarbeit von Regine BRÖRING 1993

10 vgl. OSER/ALTHOF 1992: Tabelle S. 79 .

11 D. GARZ, "Die Diskussion um eine höchste Stufe der Moral", S.283ff. - in: OSER/ALTHOF, "Moralische Selbstbestimmung", Stuttgart 1992. (S.256-292)

12 zitiert nach GARZ a.a.O. S.284

13 Im folgenden vergleiche HÖFFE 1986.

14 a.a.O. S.73

15 "Handele nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz wird!"

16 Je mehr Personen ich Glück zukommen lasse, desto weniger GlÅck erhält unter Umständen jeder einzelne...

17 HÖFFE 1986: 60

18 nach OSER/ALTHOF 1992: 224ff.

 19 Vgl. hierzu wiederum die zweite Hausarbeit: Pädagogische Grundmodelle zur Moralentwicklung von Regine Bröring.

20 Typ A: eher heteronomes Urteil; Typ B: eher autonomes Urteil.

21 nach OSER/ALTHOF 1992: 236ff.

22 Anmerkung: Vgl. die Äquilibrationstendenz bei Piaget sowie die Rolle des Bedürfnisses nach Selbstverwirklichung bzw. -aktualisierung bei C. R. ROGERS.

23 a.a.O. S. 244

24 a.a.O. S. 245

25 a.a.O. S. 246

26 a.a.O. S. 247; vgl. auch TURIEL/SMETANA, "Soziales Wissen und Handeln - Die Koordination von Bereichen" (in OSER/ALTHOF/GARZ 1986:108)

27 nach OSER/ALTHOF 1992: 248

28 Mordecai NISAN, "Begrenzte Moralität. Ein Konzept und seine erzieherischen Implikationen" (in OSER/ALTHOF/GARZ 1986, S.192-214)

29 nach OSER/ALTHOF 1992: 248 f.

30 nach OSER/ALTHOF 1992: 249 f.

31 nach OSER/ALTHOF 1992: 250/51; die wörtliche Übersetzung "moralischer Mut", wie sie bei Oser und Althof erscheint, wird im folgendene weiter verwendet - anstelle des vielleicht in der deut schen Alltagssprache geläufigeren Begriffs "Zivilcourage".

32 nach OSER/ALTHOF 1992: 252

33 a.a.O. S.253

34 a.a.O. S.254

35 nach OSER/ALTHOF 1992, S 293ff: "Viel Lärm um nichts? Zur These zweier moralischer Orientierungen" (Kap.9).

36 vgl. SCHREINER 1983

37 OSER/ALTHOF 1992, S. 255

38 vorgestellt in der Hausarbeit von Regine BRÖRING 1993

 

Autor: Ralf Gesellensetter, Bielefeld - http://www.Gesellensetter.de/ [mit Erlaubnis des Autors gespiegelt]

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