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Zitierfähigkeit und Zitierwürdigkeit

Bei der Frage nach der Zitierfähigkeit bzw. Zitierwürdigkeit geht es nicht um Ausnahmen von der allgemeinen Verpflichtung, die Übernahme fremder Gedanken kenntlich zu machen; es geht vielmehr um die Beachtung bestimmter Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens, die schon die Verarbeitung ungeeigneten Materials verbieten. Bei der Frage, ob eine Quelle zitiert werden darf, ist vor allem deren Verfügbarkeit für Dritte relevant. Zitierfähig sind diejenigen Quellen, die jederzeit von Dritten nachgeprüft werden können. Publizierte Bücher und Zeitschriftenaufsätze sind in jedem Fall zitierfähig. Zitierfähig sind daher alle Quellen und Sekundärmaterialien, die in irgendeiner Form - wenn auch, wie z.B. bei Hochschulschriften, in gewissem Maße beschränkt - veröffentlicht worden sind; dieses Erfordernis stellt sicher, dass wissenschaftlich nur solches Material verwendet wird, das nachvollziehbar und damit auch kontrollierbar ist. Die Beschaffung von Diplomarbeiten oder etwa internen Unternehmenspapieren kann mit erheblichen Schwierigkeiten für Dritte verbunden sein. Will oder kann man bei stimmten Themen bei seiner Arbeit dennoch nicht darauf verzichten, eine nicht zugängliche Quelle zu verwenden, sollten man dies in einer Anmerkung unter Nennung des Urhebers und dessen Adresse darlegen.

Viele wissenschaftliche Publikationen sind heute online verfügbar, Internetquellen haben aber auch ihre Tücken - siehe dazu die Hinweise zur Arbeit mit Internetquellen.

Das Zitieren nicht veröffentlichter Unterlagen wie z.B. Seminar- oder Diplomarbeiten ist zwar prinzipiell möglich, wenn der Urheber dieser Unterlagen so eindeutig aus dem Beleg hervorgeht, dass der Leser ohne weiteres Kontakt mit dem Urheber aufnehmen könnte. Man sollte allerdings bedenken, dass grundsätzlich nur Originalquellen verwendet werden können. Soweit eine Seminararbeit lediglich andere Quellen in deskriptiver Form verarbeitet, kommt sie für ein Zitat nicht in Frage: hier ist stets die Originalquelle zu verwenden, die in der Seminararbeit (hoffentlich) präzise angegeben ist. Eigenständige Gedanken und Ideen sowie die Wertungen des Autors einer Seminar- oder Diplomarbeit sind selbstverständlich zitierfähig. Man sollte allerdings die Qualität aller verwendeten Quellen sorgfältig prüfen, da diese durch das Zitieren quasi zu einem Bestandteil der eigenen Arbeit werden und man sich später möglicherweise der Kritik stellen muss.

Dem Anliegen der Objektivität und Überprüfbarkeit, welchem der Autor einer wissenschaftlichen Arbeit verpflichtet ist, widerspricht die Bezugnahme auf nicht vertrauenswürdige und deshalb nicht zitierwürdige Informationsquellen. Zu diesen sind insbesondere Publikumszeitschriften und vergleichbare Veröffentlichungen zu zählen, wobei die Abgrenzung im Einzelfall eine Ermessensfrage ist. Des Weiteren sollte man berücksichtigen, dass an eine Quelle gewisse Qualitätsansprüche gestellt werden, wobei als zitierwürdig nur diejenigen Quellen gelten, die als wissenschaftlich seriös einzustufen sind. Insbesondere sollte man auch auf die Aktualität der verwendeten Quellen achten.

Nicht zitierwürdig sind im Allgemeinen Publikumszeitschriften und -zeitungen sowie Belletristik, es sei denn, es handelt sich um eine literaturwissenschaftliche Arbeit, die sich mit solcher Literatur auseinandersetzt. Auch Einführungsliteratur, Vorlesungsskripte, Seminar- und Diplomarbeiten sowie Praxisbücher können einem wissenschaftlichen Anspruch nur selten standhalten, wobei auch allgemeine Lexika zur Definition von Begriffen im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit ungeeignet sind. Hier sollte man immer nur Fachlexika heranziehen, die es zu jedem Fach gibt.

Eine spezielle Frage ist auch die der Zitierfähigkeit von Online-Lexika, wobei dies bei Online-Versionen eines gedruckten Lexikons eher unproblematisch ist. Wikipedia mit seinem nicht wissenschaftlich lektorierten Inhalt, der sich auch laufend verändern kann, kann dagegen nur als persönlicher Recherche-Start fungieren. Die Wikipedia ist ein Online-Lexikon, in dem jeder Nutzer einen Artikel erstellen oder an ihm mitarbeiten kann, sodass die fachliche Qualifikation und die Identität der Autoren oder Autorinnen nicht sichergestellt ist. Auch wenn viele Artikel der Wikipedia eine hohe Qualität aufweisen, kann Wikipedia nicht als zitierfähige Quelle angesehen werden.

Auch die meisten anderen im Internet veröffentlichte Texte sind selten zitierfähig, allerdings gibt es mittlerweile wissenschaftliche Zeitschriften, die teilweise ausschließlich im Internet publizieren, aber auch Universitäten veröffentlichen Aufsätze auf ihrer eigenen Universitäts-Homepage. In diesem Fall ist der Autor bzw. die Autorin eindeutig feststellbar, so dass deren wissenschaftliche Qualifikation belegt werden kann. Texte, die sowohl in gedruckter Form als auch im Internet vorliegen, sollte man stets die gedruckt vorliegenden Fassung zitieren. Siehe dazu ebenfalls die Hinweise zur Arbeit mit Internetquellen.

Eine praktische Grenze findet die Zitierpflicht bei sogenanntem Allgemeingut, welches beispielsweise im Konversationslexikon nachgelesen werden kann. Ebensowenig zu belegen sind allgemein-übliche Begriffe und Definitionen der Fachsprache. Die ausnahmsweise Verwendung einer nach den üblichen Regeln nicht zitierfähigen Arbeit ist in einer Anmerkung anzugeben.

Evaluierung von Suchergebnissen bei der Literaturrecherche

Beim Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten, wie es Seminararbeiten oder Diplomarbeiten selbstverständlich auch sind, ist es wichtig, Rechercheergebnisse kritisch auf ihre Qualität und Zuverlässigkeit hin zu überprüfen. Dabei gibt es einige nützliche Fragen, die man stellen sollte:

Falls die Information in einem Zeitschriftenartikel veröffentlicht wurde, prüft man, ob die Zeitschrift zu den begutachteten Zeitschriften (peer-reviewed oder refereed) gehört. Man sollt auch nachsehen, ob es bei der jeweiligen Zeitschrift klare Vorschriften für Veröffentlichungen gibt und ob eingereichte Artikel überprüft werden. Oder werden in dieser Zeitschrift nur Auftragsarbeiten veröffentlicht? Falls die Information in einem Buch veröffentlicht wurde, kann man versuchen, in Buchbesprechungen weitere Informationen zu finden.

Andere Indikatoren für den potentiellen Wert einer Veröffentlichung finden man über die Autoren, ob sie auch andere einschlägige Veröffentlichungen haben, oder über die Institutionan der der die Forschungsarbeit durchgeführt worden ist. Sind die Autoren Mitglied in Fachgesellschaften.

Bibliographien verzeichnen häufig nicht nur die bibliographischen Daten einer Veröffentlichung, sondern enthalten auch eine Beurteilung oder Annotation bzw. Kommentare zum Inhalt der Veröffentlichung. Vermutlich kann man nicht für jede Literaturquelle alle diese Prüfschritte anwenden, dennoch ist es sehr wichtig, in seinen wissenschaftlichen Arbeiten nur vertrauenswürdige, hochqualitative und geprüfte Informationen zu verwenden.

Bewertung von Internetquellen

Die Universitäts- und Landesbibliothek Münster nennt einige Kriterien, wie man herausfinder, welche Internetseiten relevant und zuverlässig sind, bzw. welche sich dazu eignen, in einer wissenschaftlichen Arbeit erwähnt zu werden.

Quelle:

http://www.ulb.uni-muenster.de (12-09-09)


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