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Chronobiologie - ist Musik belebend oder beruhigend?

Die Chronobiologie ist jener Wissenschaftszweig, der die Zeitordnung unseres Lebens untersucht und in ihr ein bestimmendes Element sieht.

Vor dreißig Jahren wurden vor allem Atmungs- und EKG-Messungen gemacht, inzwischen können die sympathischen und parasympathischen, die kognitiven und emotionalen Anteile bei der Musikrezeption ermittelt werden. Musik ist eine durch den Menschen kreativ erzeugte und interpretierte Form der Natur, denn wie in der Musik findet man in biologischen Systemen rhythmische Prozesse, beim Menschen etwa den Wechsel von Wachen und Schlafen, von Aktivität und Entspannung, von Systole und Diastole und, auf einer noch feineren periodischen Ebene, von Depolarisation und Repolarisation der Zellmembran. Zeitlich strukturierte Vorgänge sind ein universales Prinzip in der Natur.

Chronobiologische Messungen können zeigen, ob sich der Rhythmus der Musik mit dem der Körperfunktionen von der Testperson deckt, ist das der Fall, stellt sich über die Synchronisation eine Harmonie ein und die Musik wird als angenehm empfunden.

Richard Wagner oder auch Free Jazz wird nur von wenigen Menschen geschätzt, auffallenderweise vor allem von jenen mit einer neurotischen Anlage. Hier wie dort, nämlich in der Musik wie in der psychischen Struktur dieser Personen, zeigten sich chaotische Phänomene.

In der Musiktherapie wird versucht, über musikalische Rhythmen zu einer Harmonisierung der körperlichen beizutragen, je nach Person oder Krankheitszustand wird dazu mal mehr ein aktivierender, mal mehr ein beruhigender Impuls gegeben.

Junge Menschen versetzen sich mit hämmernder Techno-Musik geradewegs in einen Trance-Zustand, ähnlich wie früher die Marschmusik, die Soldaten die rauhe Wirklichkeit vergessen lassen sollte. Musik kann dann geradewegs gefährlich werden, wenn sie zu einem Wirklichkeitsverlust beiträgt.

Siehe dazu Musik und die Beziehungen zwischen den biologische Rhythmen und Informationsaufnahme und -verarbeitung

Aufmerksamkeit Konzentration

Musik und Gefühle

Patrik N. Juslin (Universität Uppsala) beobachtete seine ProbandInnen zwei Wochen zum Einfluss von Musik auf deren Gefühle, wobei diese auf einem kleinen Handheld, der mehrmals täglich einen Signalton abgab, einige Fragen zu der sie eventuell gerade umgebenden Musik und zu ihren Gefühlen beantworten mussten. In 37 Prozent der über 2000 Fälle wurde Musik gehört, in 64 Prozent dieser Zeiten mit Musik gaben die ProbandInnen positive Emotionen wie Freude und Sehnsucht zu Protokoll, die mit Musik häufiger vorkamen als negative und auch häufiger auftraten als ohne Musik. Ärger, Angst und Langeweile hingegen breiteten sich ohne Musik stärker aus. Glück, Vergnügen aber auch Ärger traten hingegen oft dann auf, wenn die Probanden mit Freunden oder Bekannten zusammen waren. Ruhe, Sehnsucht, Nostalgie, Traurigkeit und Melancholie traten indessen eher auf, wenn die Person allein war.

Forschungsnetz Mensch + Musik: http://www.mensch-und-musik.at/index.html (05-09-05)

Herbert von Karajan Centrum in Wien: http://www.karajan.org/de/centrum/index.asp (05-09-05)

Musik und Persönlichkeit

Jason Rentfrow (University of Cambridge) hat ProbandInnen Musiklisten von fiktiven Personen vorgelegt, die aus verschiedenen Stilrichtungen stammten, wobei die möglichen Charaktereigenschaften, der soziale Status und die ethnische Zugehörigkeit der Listenbesitzer herausgefunden werden sollten. Jazz-Hörer wurden als emotional stabil und freundlich gesehen, gleichzeitig wurde ihnen ein Mangel an Verantwortungsbewusstsein nachgesagt. Liebhaber von Rockmusik galten dabei häufig als rebellisch und launisch, aber auch als künstlerisch. Rap-Fans sollten feindselig, sportlich und meist dunkelhäutig sein, während Klassik-Fans als weiß, intellektuell, sympathisch, unattraktiv und langweilig beurteilte. Offensichtlich werden Musikvorlieben als Ausdruck der Persönlichkeit gewertet werden.



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