SIEB.10/Satire

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Ergänzende Anmerkungen zur Diskussion und den Definitionsversuchen von

"Sozialer Kompetenz" *)

durch die Arbeitsgruppe "Zentrum für soziale Kompetenz" der SoWi-Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz

von Werner Stangl - D. E. S. N. S. (Juvenal) - Version 2.6 (06-05-13)


Wie Ötsch et al (1998) schreiben, gibt es "für den Begriff "Sozialkompetenz" bzw. "social skills" (...) keine allgemein akzeptierte Definition, weder in der wissenschaftlichen Lieteratur (sic!) noch im Alltagsgebrauch. Mit dem Begriff "soziale Kompetenzen" werden eine Vielzahl von Fähigkeiten, Einstellungen, Verhaltensweisen und/oder Persönlichkeitsmerkmalen bezeichnet. "Soziale Kompetenzen" beziehen sich sowohl auf innere Haltungen als auch auf äußeres Verhalten." Im nun vorliegenden Entwurf für die Statuten einer solchen einzurichtenden einschlägigen Institution (Ardelt 1998) wird der Begriff "center for social competency" vorgeschlagen, wohl weil eine andere Formulierung zu einer unglücklichen Abbreviatur führen könnte, etwa ZSK, SKZ oder ZSS. Zwar ist die sich hieraus ergebende Verkürzung mit CSC (auch wenn im Vorschlag bescheiden auf "c.s.c." reduziert) im Hinblick auf eine wohl fundamentale Nichteignung von Frikativen, Spiranten insbes. Sibilanten aber auch Explosiven (und hier speziell Okklusiven) für solche Zwecke nicht gerade vertrauenervermittelnd, aber immerhin symmetrisch. Allerdings ist die exklusive Verwendung der letztgenannten Okklusive vielleicht in Verbindung mit der im Statutenentwurf ebenfalls vorgesehenen Exklusion von "Wissenschaftler/innen im Dienstverhältnis der Universität mit abgeschlossenem Diplomstudium oder eines gleichwertigen Studienabschlusses" zu sehen, die nur "auf Beschluß der Zentrumsversammlung als Mitglieder des c.s.c. aufgenommen werden können" (Ardelt 1998). Nur "der Besitz des Doktorates oder eines gleichwertigen ausländischen Studienabschlusses" stellt somithin jenes Ausmaß an sozialer Kompetenz her, daß eine "einfache schriftliche Willenserklärung" genügt, um in das "c.s.c." aufgenommen zu werden. Der "Wille zur sozialen Kompetenz" als kongregatives Agens?

Eindeutig ist aber die begriffliche Einordnung nach der letzten Fassung der international anerkannten verbalen Kompositions-Tabelle (Ohne Autor 1998): es handelt sich beim geplanten sozialen Kompetenz-Zentrum explizit um das 17-11-47 Schema.

In Betrachtung der Entwicklung verwandter Konzepte kommt Nigsch (1998) zu der nicht überraschenden Conclusio (Hervorhebung von mir, WS): "Die Sache, die gleich bleibt, ist der Anspruch an jeden, der zu den Insidern gehören will, seine persönliche Identität in seiner betrieblichen Identität aufgehoben zu sehen. Von den normativen Implikationen her verweist dies alles auf eine Wiedergeburt der Figur des Helden der Arbeit, dessen Glück darin besteht, sich zu verzehren im Dienst an der Sache und seine eigenen Interessen zu vergessen. Die bisher wichtige Unterscheidung zwischen Emanzipation und Entfremdung wird damit obsolet." Folgt man dieser Anregung Nigschens, müßte die angestrebte Qualifikation statutarisch zumindest in einer entsprechenden titularischen Zertifizierung Eingang finden, etwa im Sinne der Verleihung einer öffentlich zu überreichenden Auszeichnung zum "Helden der sozialen Kompetenz", wobei im Zuge eines die Geschlechterdifferenzen überwindenden Ansatzes wohl eher der Titel "HeldIn der sozialen Kompetenz" ins Auge gefaßt werden sollte. Um die Internationalität des Konzeptes zu unterstreichen, sollte daher gleich an eine/n "Hero/ine of Social Competency" (HoSC) gedacht werden, wobei nicht verschwiegen werden soll, daß die feminine Version möglicherweise befremdliche Konnotationen wecken könnte. Das müßte vorab wohl in einer der zahlreichen statutarisch vorgesehenen Arbeitsgruppen geklärt werden. Möglicherweise erhöht jener zufällige Gleichklang aber auch die spirituelle Komponente des Konzeptes. Zwischenzeitlich sollte für die TeilnehmerInnen vielleicht eine vorläufige Bezeichnung vorgesehen werden, etwa "Hero/ine of Social Incompetency", wobei hier ebenfalls mögliche abträgliche und verkürzende Mißverständnisse (HoSI) bedacht werden sollten.

Der im eingangs zitierten Text enthaltenen offenen, exemplarischen Begriffsdefinition (s.u.) haftet - auch bei Akzeptanz aller Vorläufigkeit solcher wissenschaftlich-terminologischer Bemühungen - eine letztlich hohe Praxis- und Umsetzbarkeitsferne an, sodaß Altrichter (1998) zu Recht die im Text angeführten Definitionsbeispiele ergänzt und schreibt: "Nach meiner Einschätzung geht es dabei im Kern um die Frage, wie Personen, die nicht als "ForscherInnen", sondern hochqualifizierte "professionelle PraktikerInnen" am besten für ihre praktische Tätigkeit und ihr Leben vorbereitet werden können. Dazu wissen wir, daß "professionelle Praxis" nicht allein durch die Anwendung generellen Wissens bestritten werden kann, sondern eine Kompetenz zur "Forschung im Praxiskontext", zur Entwicklung "lokalen Wissens" in einem sozialen Kontext erfordert (wie dies Donald SCHÖN in seinem Buch "The reflective practitioner" auf sehr anschauliche Weise argumentiert hat). Dazu braucht es die erwähnten Sozialkompetenzen und zusätzlich die Fähigkeit, diese mit fachlichen Handlungsfähigkeiten (Bereich spezifische Diagnose- Problemlösungs- und Evaluationsfähigkeiten) an konkreten beruflichen Problemen und in konkreter sozialer Interaktion zur Wirkung zu bringen." Altrichter bringt schließlich seine Vorbehalte zum gewählten Ansatz auf den Punkt: "Hier ist nun zu fragen, wie realistisch es ist, daß mit den vorliegenden Vorschlägen diese komplexe Sache angegangen werden kann."

Noch deutlicher - wenn auch von einem fundamental anderen wissenschaftlichen Ansatz her - argumentiert Nigsch (1998): "Wenn aber mit Notwendigkeit der Förderung von Sozialkompetenz unterstellt wird, der Großteil der Heute Lebenden und die vorangehenden Generationen wären sozial völlig inkompetent gewesen, so möchte ich mich von allen mit Sozialkompetenz verbundenen praktischen Bemühungen distanzieren. Förderung von Sozialkompetenz darf nicht darauf hinauslaufen, die bereits Starken in der Gesellschaft noch stärker zu machen."

Es liegt daher nahe, die in den teils ergänzenden, teils skeptischen Repliken auf den vorliegenden Entwurf genannten Aspekte zu berücksichtigen und die Definitionselemente auf ihren Kern hin zu reduzieren und mit Hilfe der Übersetzung/Verfremdung im Sinne eines radikal-konstruktivistischen, pyrrhonistischen Diskurses (Stangl 1989) zu überprüfen.

In Verbindung der Forderung Nigschens (1998), die "Heute Lebenden und die vorangehenden Generationen" in die Betrachtung miteinzubeziehen" und Ötschens (1998) Zielsetzung, eine "Vernetzung über die bestehenden (...) Fachgrenzen hinweg" anzustreben, ist daher exemplarisch an einem Beispiel zu zeigen, ob die genannten Qualitätskriterien (Altrichter (1998) überhaupt realisierbar sind. Auf die Profession der Hausfrau treffen IMHO die genannten Anforderungen in mehrfacher Hinsicht zu: zweifelsfrei sind lebende Hausfrauen sowohl aktuell zu beobachten - Hausmänner liegen noch immer knapp an der demoskopischen Nachweisgrenze - als auch über einige Generationen hin historisch nachweisbar, andererseits erfordert die empirische Analyse ihres Kompetenzprofils das mehrfache Überschreiten von akademischen Fachgrenzen.

Definitionsmerkmale

nach Ötsch (1998) und Altrichter (1998)

"Heroine of Social Competency"
vulgo
Hausfrau

Kommunikative Fähigkeiten

"mit vollem Mund redet man nicht!"

Teamorientierung

"wenn ich nicht ständig hinter euch herputzen würde ..."

Konfliktfähigkeit

"wenn du der Müller weiter so schöne Augen machst, dann kracht's"

Die Fähigkeit zu Präsentation

"wie gefällt euch meine neue grüne Haarfarbe?"

Die Fähigkeit zu Moderation

"ihr müßt Papa verstehen, er meint es doch nur gut mit euch"

Kreative Fähigkeiten

"was mache ich mit dem Rest Schweinsbraten vom Sonntag?"

Die Fähigkeit sich selbst zu motivieren

"warum bin ich eigentlich noch immer da?"

Die Fähigkeit andere zu motivieren

"schreib endlich deine Hausübung!"

Die Fähigkeit zur Eigeninitiative

"wenn man nicht alles selber macht ..."

Gesprächs- und Verhandlungsfähigkeiten

"Papa hat gesagt, daß er dein Taschengeld streicht, wenn du dich nicht mehr anstrengst"

Die Fähigkeit, Zugang zu "fremden Welten" - Personen - zu finden

"wenn du nochmal den Kolaric haust, dann ..."

Die Fähigkeit, Zugang zu "fremden Welten" - Organisationen - zu finden

"der Lehrer hat am Sprechtag gesagt, ..."

Die Fähigkeit, Zugang zu "fremden Welten" - Kulturen - zu finden

"heut gehen wir wieder einmal zum Italiener auf eine Pizza"

Die Fähigkeit, individuelle und gemeinsame Ziele sinnvoll integrieren zu können

"gut, dann verzichte ich halt auf den Wanderurlaub am Attersee"

Die Fähigkeit sinnvoll delegieren zu können

"wer holt mir die Kohlen aus dem Keller?"

Die Fähigkeit Feedback zu geben

"war höchste Zeit, daß du dein Zimmer aufräumst"

Die Fähigkeit Feedback zu nehmen

"nichts kann man euch recht machen!"

Die Fähigkeit zur Reflexion von Informationen und von Wissen

"wenn ich deinen Mathelehrer richtig verstanden habe, fliegst du heuer durch"

Die Fähigkeit, soziale Strukturen zu erkennen und zu nutzen

"die Nachbarin hat ein Verhältnis mit dem Briefträger"

Die Fähigkeit, Ziele und Grenzen einer Organisation zu erkennen und danach zu handeln

"ich sehe schon, wir werden halt doch wieder nach Caorle fahren"

Die Fähigkeit seine eigene Persönlichkeit weiterzuentwicklen und Veränderungsprozesse in Organisationen aktiv zu gestalten

"morgen lasse ich mich scheiden, ich bin schließlich nicht eure Putzfau"

Fähigkeiten im Bereich "Evaluation und Feedbackkultur"

"jetzt ist das Haushaltsgeld schon am 20. weg und du willst mehr Taschengeld..."

Resistenz gegenüber als "extern" erlebten Forderungen

"wir brauchen keinen neuen Wagen, nur weil die Mayers einen haben!"

Beratungs- und Dienstleistungsangebot

"wenn ich mit dem Putzen fertig bin, helfe ich dir bei der Hausübung"

Fähigkeit "reflektierter Praxis"

"wenn ich mich nicht um alles kümmern würde ..."

Wie hier exemplarisch - und dennoch fern aller Stereotypien - zu zeigen war, scheint das von Ötsch et al (1998) und Altrichter (1998) konzipierte Kompetenzmodell durchaus realisierbar. Wenn Nigsch (1998) daher abschließend schreibt: Eine "kompetente" Verwendung der Ausdrücke "Kompetenz" und "soziale Kompetenz" ist daher an Verständigungsprozesse verwiesen, ob diese in umgangssprachlichem Sinne, als wissenschaftlich näher bestimmte Kategorie oder in ideologischem Sinne verwendet werden", so ist dem wenig hinzuzufügen**).***)

 

1. Nachtrag anno 2001:

Wie zukunftsweisend die Analyse des Kompetenzprofils einer Hausfrau bzw. eines Hausmannes durch den Autor war, zeigt sich in einem Artikel der schon zitierten Oberösterreichischen Nachrichten (2. Jänner 2001) von

Barbara Rohrhofer

Hausarbeit als ideales Jobtraining

"Ich hab' nichts gearbeitet - war jahrelang nur Hausfrau und Mutter", sagen Frauen, die zu Hause bei den Kindern sind. "Familienarbeit macht topfit für die Arbeitswelt", widerspricht Doris Palz. Sie hat ein Coaching-Programm für Wiedereinsteigerinnen erarbeitet.

"Hausfrauen haben jede Menge Erfahrung: Sie eignen sich in den Jahren des Daheimbleibens zahlreiche Kompetenzen an. Diese reichen von perfekter Lagerhaltung, Terminplanung, Koordination, Festtagsorganisation, Urlaubsgestaltung bis hin zur Budgetverwaltung und aktiver Konfliktbewältigung. Das Problem ist nur, dass sich Frauen ihrer Fähigkeiten nicht bewusst sind und sich daher auf dem Arbeitsmarkt schlecht verkaufen können", sagt Doris Palz vom Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen.

Betreuung der Kinder und Haushaltsführung würden noch immer als Selbstverständlichkeit gelten, kritisiert die Familienforscherin. So würden in Österreich täglich ganz "selbstverständlich" 30 Millionen Stunden in die Familien- und Hausarbeit investiert. Die jährlich erbrachten Familienleistungen schätzt das Institut für Familienforschung auf 684 Milliarden Schilling.

Der enorme materielle Wert dieser Arbeit werde damit klar. Und nicht nur das: Wie vielfältig die Fähigkeiten von "Haushaltsmanagerinnen" seien, beweise - höchst wissenschaftlich - ein einstündiger Test, den Frauen in Oberösterreich kostenlos bei der Familienberatungsstelle in Eferding machen können. "Der Test wird auch von den ÖBB und von der Schweizer Post bei der Personalsuche verwendet", sagt Palz.

250 Fragen müssen beantwortet werden. Abgecheckt werden verschiedenste Talente: Kommunikations-, Organisations- und Konfliktfähigkeit, Durchsetzungsvermögen und Problemlösungskompetenz.

Stärken und Schwächen

Das Ergebnis des Tests ist eine zehn -bis elfseitige Stärken- und Schwächenanalyse, die mit der jeweiligen Person zwei Stunden lang besprochen wird. "Da zeigt sich immer wieder, welches Potenzial in Frauen steckt und wie fit Familienarbeit für die Arbeitswelt macht. Frauen verwenden häufig einfach die falschen Worte, wenn sie über ihre Arbeit, die Hausarbeit, sprechen: Würden sie von Controlling, Checklisten und Trouble-Shooting sprechen, würde niemand ihre Fähigkeiten anzweifeln", meint Doris Palz.

Wer den Test bei der Familienberatungsstelle macht, bekommt ein Zertifikat des Ministeriums, das fachliche Qualifikation bescheinigt und bei Vorstellungsgesprächen anerkannt wird. Ab 2001 soll dieses Zertifikat auch für ein Jobtraining befähigen, das vom Arbeitsmarktservice organisiert wird.
Das Projekt, das von der Wirtschaftskammer und der Indus-triellenvereinigung unterstützt wird, habe insgesamt drei große Ziele. Palz: "Frauen sollen selbstbewusster werden. Die Wirtschaft soll auf die Fähigkeiten von Haushaltsmanagerinnen aufmerksam gemacht werden - und schlussendlich hoffen wir, dass Haus- und Familienarbeit endlich zu jener gesellschaftlichen Anerkennung kommen wird, die sie schon längst verdient."

In Oberösterreich wird der Jobtest einzig und allein bei der Familienberatungsstelle des OÖ. Familienbundes in der Starhembergstraße 3 in Eferding angeboten. Ansprechpartnerin ist Gabriele Hummer. Telefonnummer: 07272 / 57 03.

Text- und Bildquelle: http://www.nachrichten.at/nachrichten/leben.asp?id=160984&ressort=Leben

 

2. Nachtrag anno 2001:

Sabine Lintschinger schrieb in einem ihrer trefflichen Kommentare am 22. September in der Presse über neue Wege in der Vermittlung von Soft skills und nahm ebenfalls Bezug auf die enge Verwandtschaft von Managementwissen und hausfraulicher Tätigkeit:

Indoor-Training

Theoretisch wissen wir natürlich alle, worauf es heutzutage ankommt, um in einer Führungsposition erfolgreich zu sein: Man braucht ausgezeichnete kommunikative Fähigkeiten, Coachingqualitäten, emotionale Intelligenz, Intuition, Kreativität und Offenheit, mentale Stärke und ein äußerst geringes Schlafbedürfnis. Eine Liste, die sich nach der Lektüre jedes Karriereratgebers beliebig verlängern und die das fachliche Know how vergleichsweise arm aussehen läßt.

Für den „ n" Umgang mit Menschen und Entscheidungen werden daher die abenteuerlichsten Trainings angeboten. Um Teamgeist zu entwickeln, müssen Manager Seilbrücken bauen, um sich selbst zu motivieren über glühende Kohlen laufen und das Seminar bei einem Drill-Sergeant verleiht ihnen angeblich sogar Charisma. Selbst die renommierte Wharton Business School schickt ihre MBA-Studenten zu den Marines, wo sie von Soldaten in Kampfanzügen keineswegs freundlich empfangen werden.

Offenbar können „soft skills" nur durch ungewohnte Aufgaben in einem unbekannten Umfeld erlernt werden, wobei sich die Frage stellt, warum sich dieses Umfeld immer so feindselig präsentieren muß. Statt durch verseuchte Sümpfe zu krabbeln, schlage ich daher eine wesentlich lebensnähere, sinnvollere und sinnlichere Methode vor: Ein Indoor-Training in der Küche, das Manager vor die Aufgabe stellt, gemeinsam ein Menü zu kreieren, es zu kochen und schließlich zu genießen &endash; gegen gutes Geld versteht sich.

Daß dabei bereits bei der Planung Kreativität gefragt ist, versteht sich von selbst, doch spätestens, wenn die Tagliatelle an Steinpilzcreme daran zu scheitern drohen, daß sich in der ganzen Stadt kein Steinpilz auftreiben läßt, ist Krisenmanagement angesagt. Damit nicht genug: Beim Öffnen von Taschenkrebsen übt man sich in taktischem Vorgehen und beweist Durchhaltevermögen, während Teamfähigkeit und Kommunikation gefragt sind, um aus den Zutaten harmonische Gerichte zu komponieren. Der sechsflammige Profiherd mit Doppelbackrohr bietet das perfekte Trainingsgerät für Multitasking, wenn es darum geht, eine Sauce einzureduzieren, dem Braten den letzen Schliff zu geben und drei Beilagen gleichzeitg auf den Punkt zu garen. Spätestens beim Soufflée lernt man mit Mißerfolgen umzugehen, wobei in diesem Fall möglicherweise Empathie mit dem Gericht zum Gelingen beiträgt. Schließlich ersetzt die im Team durchgeführte Auswahl von passenden Weinen jedes Argumentationstraining.

Der Clou dabei: Im Idealfall führt dieses Training zu einem besseren Führungsverhalten. Wenn nicht, lassen sich zumindest die erworbenen „hard skills" &endash; zur Freude der Familie &endash; jederzeit am heimischen Herd einsetzen.

Text- und Bildquelle: http://www.diepresse.at/presse.taf?channel=wirtschaft&read=spec&
which=M71&detail=1017106&tmp=98752&be=M71 (01-09-22) 

 

3. Nachtrag anno 2006:

Oberösterreichische Nachrichten vom 13. Mai 2006 (Samstag vor dem Muttertag)

Barbara Rohrhofer

Mutter sein macht schlau

Mütter gelten als liebevoll und fürsorglich. Dass sie auch besonders schlau sind, sagt ein US-Hirnforscher.

Völlig neu ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass die überwältigende Erfahrung, ein Kind zu bekommen und es aufzuziehen, dauerhafte Spuren im Gehirn der Mutter hinterlässt. "Für das Gehirn ist es eine Revolution", sagt Michael Merzenich, Gehirnforscher aus San Francisco. "Es verändert das Leben insgesamt, da man es gleichzeitig mit körperlichen, geistigen und praktischen Herausforderungen zu tun hat - sozusagen mit allen Katastrophen auf einmal."

Die vielfältigen Sinneseindrücke schärfen die Wahrnehmungsfähigkeit der Mutter, das tägliche Multitasking steigert ihre Effizienz. Die Motivation, die Kinder zu schützen, hilft Müttern, schnell, kreativ und selbstbewusst zu handeln - kurz:

Ein wahrer Intensivkurs

"Was Manager in teuren Seminaren üben, lernen Mütter im Umgang mit ihren Kindern", schreibt die amerikanische Journalistin und Pulitzer-Preisträgerin Katherine Ellison in ihrem neuen Buch "Mutter sein macht schlau". Die Autorin ist selbst Mutter von zwei Kindern und weiß: "Jahrelang nur über begrenzte Zeit zu verfügen, ist ein fundamentaler Aspekt des Lebens mit einem Kind. Berufstätige Mütter verstehen sich perfekt aufs Zeitmanagement, weil sie täglich mit unaufschiebbaren Terminen zurecht kommen müssen. Es ist wie ein Leben mit einem Taxometer. Der ganze Arbeitstag ist durch die Tatsache geprägt, dass man nicht wie andere Kollegen bis abends bleiben kann, weil der Kindergarten schließt."

Zudem zwingen Kinder ihre Mütter förmlich, das Gehirn anzustrengen. Wer einem Kind die Welt erklärt, lernt kreatives Denken. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Eine Mutter wickelt ihr Neugeborenes, während der Fünfjährige wissen will, ob es Gott gibt und wie er aussieht. Gleichzeitig klingelt das Telefon. Es ist der Leiter des Ferienlagers, der sich beklagt, dass der Zehnjährige den Kleinen schmutzige Wörter beibringt.

Schnelleres Reagieren

"Da sind Belastbarkeit, Spontanität und Flexiblität gefragt", sagt Ellison, die in ihrem Buch immer wieder auf Forschungen aus dem Tierreich verweist. Zum Beispiel verbessern weibliche Ratten und Affen ihre Gedächtnisleistung, wenn sie sich fortpflanzen.

Doch nicht nur schnelles Denken, Reagieren und Vernetzen lernen Mütter von ihren Kindern. Im alltäglichen Umgang mit den Kleinen - beim Überreden, beim Schmeicheln und Drängen - lernen Mütter und auch Väter wichtige Verhaltensweisen, die ihnen auch im Umgang mit anderen Menschen von Nutzen sein können.

Die erste und zugleich schwierigste Aufgabe bei der Kindererziehung ist die Selbstbeherrschung. Wie man festgestellt hat, äußern Mütter von zwei- bis dreijährigen Kindern im Durchschnitt alle 90 Sekunden einen Befehl oder einen Tadel, zu einem Konflikt kommt es durchschnittlich alle eineinhalb bis drei Stunden. Hierbei wird die Selbstbeherrschung auf die Probe gestellt und die emotionale Intelligenz geschult. "Mütter sind immer gefordert, sich immer auf die Stimmungsschwankungen ihrer Kinder einzustellen. Mütter sind einfach intelligenter", sind sich Gehirnforscher einig. Wenn das kein Grund für einen schönen Muttertag ist.

Literatur zum Thema Mütter und Familie

"Mutter sein macht schlau -Kompetenz durch Kinder": Katherine Ellison, Kunstmann-Verlag, 317 Seiten, 19,90 Euro

"Die Unmöglichen: Mütter, die Karriere machen": Anke Dürr, Claudia Voigt, Diane Verlag, 238 Seiten, 17,95 Euro
Unmöglich gut: Kinder und Karriere? Unmöglich! Wenn Frauen dennoch das eine machen, ohne das andere zu lassen, gelten sie schnell als egoistische Rabenmütter. Die Spiegel-Redakteurinnen Anke Dürr und Claudia Voigt haben sich gefragt: Wie machen diese Frauen das? Und sind sie glücklich dabei? So viel sei verraten: Nicht nur Schauspielerin Maria Furtwängler, sondern auch elf andere Frauen würden es immer wieder tun und erzählen von sich und ihren Kindern.

"Bin ich eine gute Mutter? Frauen erzählen": Martina Rellin, Kabel by Piper-Verlag, 230 Seiten, 16,90 Euro
Gute Mutter? Keine Mutter, die diese ganz normalen Selbstzweifel nicht kennt, meint Autorin Martina Rellin und nennt eine Liste der Verfehlungen: Wir finden, wir haben zu wenig Zeit für die Kinder. Wir hassen Spielplätze. Wir erlauben zu locker eine Runde Gameboy, weil wir telefonieren wollen und schmuggeln nicht genug Obst in die Fischstäbchen-Monokultur. Das sind Sachen, die Müttern große Sorgen machen und die Frage "Mache ich alles richtig?" bereitet oft schlaflose Nächte.

"Wenn die Kinder größer werden": Vicki Iovine, Knaur-Verlag, 389 Seiten, 8,95 Euro
Größere Kinder: Wenn die Kinder größer werden, haben Mütter mehr Freiraum - und das Leben kann wieder so richtig in Schwung kommen. Also raus aus den Spurrillen des Mutterdaseins! Autorin Vickie Iovine gibt zahlreiche Tipps wie Mütter wieder auf sich selbst schauen können. Die Rückkehr in den Job sieht Iovine nur als eine Möglichkeit der Selbstfindung. Viel wichtiger sei es, dass lang gehegte Träume realisiert werden können - dies erzählt die Autorin mit viel mütterlichem Humor.

Text- und Bildquelle: http://www.nachrichten.at/magazin/wochenende/444861 (06-05-13) 

Weitere Quellen

Ötsch, Walter et al. (1998). Vorschlag zur Errichtung eines "Zentrums für soziale Kompetenz".
WWW: http://www.economics.uni-linz.ac.at/csc/grdl.htm (98-05-09)

Altrichter, Herbert (1998). Kommentar zum Vorschlagspapier "Zentrum für soziale Kompetenz".
WWW: http://www.economics.uni-linz.ac.at/csc/altr1.htm (98-05-09)

Nigsch, Otto (1997). Management - ein Weg zur gesellschaftlichen Generalsanierung? Soziale Welt, Heft 48, 417-430.

Nigsch, Otto (1998). "Was ist Sozialkompetenz?"
WWW: http://soz.ganymed.org:81/kompetenz.html (98-05-09)

Stangl, Werner (1989). Das neue Paradigma der Psychologie. Die Psychologie im Diskurs des Radikalen Konstruktivismus. Braunschweig: Vieweg.

Ardelt, Rudolf (1998). Entwurf für die Statuten eines "Zentrums für Soziale Kompetenz" (center for social competency, c.s.c.).
WWW: http://www.economics.uni-linz.ac.at/csc/statent.htm (98-05-31)

Ohne Autor (1998). Verbalkompetenztabelle.
WWW: http://everyday.to/www/satquassel.htm (98-06-01)

Illustrationen: http://www.socsci.kun.nl/ped/whp/histeduc/children2.jpg
Oberösterreichische Nachrichten vom Dienstag, 8. Juni 1999


*) Um Mißverständnisse auszuschließen: Dieser Text ist die Satire und nicht die zitierten!***)

**) Anmerkung: Offen muß bleiben, ob in einem solchem Kompetenzprofil noch Platz für die Reflexion der eigenen Rolle vorhanden ist bzw. ob diese billigerweise überhaupt zu fordern ist. Ich meine: nein. (WS)

***) Nachtrag: Ergänzend zu dieser Satire hat sich eine weitere Arbeit des Autors ergeben, die zwar ebenfalls nicht frei von satirischen Anklängen ist, die von der scientific community wohl eher traditionellen Publikationsformen zugerechnet werden dürfte (Ergänzende Anmerkungen zum Definitionsversuch und anderen Veranstaltungen der offenen Arbeitsgruppe "Zentrum für soziale Kompetenz"; e-zine p@psych 3. Jg. 1998. WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/PAEDPSYCH/SOZIALEKOMPETENZ/BornNoebKritik.html)


Ich danke einem anonymen Reviewer für seine konstruktiven Anmerkungen zur vorliegenden Version. Das design der site wurde aus Täuschungsgründen dem Original der Diskussionsseiten auf dem server der Arbeitsgruppe "Zentrum für soziale Kompetenz" der SoWi-Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz angepaßt. Es war nun mal so. (WS)

 

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